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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Autoren: Bernd Perplies
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wie im Falle ihrer Waffen waren David und Percy nicht so kleinlich – solange es ihnen damit nur gelang, einen Drachen zu bezwingen.
    »Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt«, wandte Percy ein. »Jetzt ist alles still. Hör doch!«
    »Kein Wunder«, sagte David. »Der Drache schläft, weil es Nacht ist.«
    »Wenn du meinst …« Unbehaglich blickte Percy durch die Lücke im Zaun.
    »Also, kommst du nun mit, oder muss ich allein gehen?«, fragte David.
    Sein Freund zögerte.
    Hinter ihnen im Dorf schlug die alte Kirchturmuhr zur Dreiviertelstunde. Irgendwo bellte ein Hund. Und in den vom nachmittäglichen Gewitterregen nassen Wiesen zirpten Grillen. Ansonsten herrschte Totenstille.
    »Ich glaube, ich laufe lieber nach Hause«, bekannte Percy schließlich und machte Anstalten aufzubrechen.
    »Das geht nicht, Percy«, protestierte David. »Ich brauche dich.«
    »Mein Vater sagt immer, dass wir den Steinbruch nicht betreten dürfen!«, rief sein Freund.
    »Meiner sagt das auch. Aber wenn wir den Drachen sehen wollen, müssen wir in den Steinbruch.« David war wütend, dass Percy ausgerechnet jetzt Angst bekam, so kurz vor dem Ziel. »Was für ein Ritter bist du eigentlich?«, warf er ihm vor.
    Percy blickte ihn bedauernd an. »Kein echter, offenbar«, sagte er, nahm den Helm ab und ließ ihn klappernd zu Boden fallen. »Aber das macht nichts. Echte Drachen gibt es ja auch nicht.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und begann über den Feldweg zurück zum Dorf zu gehen.
    »Du Verräter!«, rief David ihm, so laut er sich traute, nach. »Feigling. Natürlich gibt es echte Drachen. Ich werde es beweisen. Und wenn ich mit dem Drachenkopf ins Dorf zurückkomme, wirst du mich anbetteln, wieder mein Freund sein zu dürfen, aber dann sage ich nur: Mit Feiglingen will ich nicht befreundet sein. Hörst du, Percy?«
    Mit Sicherheit vernahm dieser seine Worte, aber er drehte sich nicht noch einmal um, sondern verfiel stattdessen in einen leichten Trab. Zunehmend schneller werdend verschwand er in der Dunkelheit.
    »Blöder Mistkerl!«, brummte David und schlug mit seiner Lanze nach dem auf dem Boden liegenden Helm.
    Unschlüssig ließ er seinen Blick von dem leeren Feldweg zu dem Holzzaun und zurück wandern. Ohne Percy an seiner Seite fühlte sich das Abenteuer, im Steinbruch von Brixworth nach einem Drachen zu suchen, schon gar nicht mehr so erstrebenswert an wie zuvor. Allerdings konnte er nach seinen markigen Worten nun kaum mehr kneifen. Ganz gleich, ob es den Drachen wirklich gab oder nicht: Wenn sie sich das nächste Mal in ihrem Geheimversteck trafen, musste er zumindest glaubhaft nachweisen können, dass er versucht hatte, ihn zu finden.
    David nahm die schmalen Schultern zurück, presste die Lippen zusammen und nickte mit neu gewonnener Entschlossenheit. Er würde es Percy schon zeigen – und allen anderen auch!
    Er schob die Öllampe und seine Lanze zwischen den Zaunbrettern hindurch und kletterte danach behände über die Absperrung. Kies knirschte unter seinen Schuhsohlen, als er auf der anderen Seite hinuntersprang. Der Junge ging in die Knie und nahm die Lanze und die Lampe wieder auf, während er sich gleichzeitig angespannt umsah. Nichts regte sich in den Gruben – zumindest soweit er das überblicken konnte.
    Geduckt schlich David vorwärts. Das Licht der Öllampe hatte er abgeschirmt, sodass er zwar noch den Boden vor den Füßen sehen konnte, aber nicht übermäßig Aufmerksamkeit auf sich lenken würde. Einige Schritte bewegte er sich an der Abbruchkante des Steinbruchs entlang, bis er eine Stelle fand, an der er gefahrlos auf dem Hosenboden hinabrutschen konnte. Natürlich wäre es viel einfacher gewesen, über einen der zwei Zufahrtswege einzudringen, die für den Schienenverkehr eingerichtet worden waren. Aber David wusste, dass dort manchmal ein Nachtwächter aus dem Dorf nach dem Rechten sah, und er wollte diesem mit Sicherheit nicht in die Arme laufen. Lieber machte er sich die Hose schmutzig.
    Die Schatten am Boden der durch schmalere Durchgänge verbundenen Gruben waren so dunkel, dass sie beinahe stofflich wirkten. Gleich tiefschwarzem Wasser, in dem sich namenlose Abscheulichkeiten verbargen, lagen sie in den Senken und Spalten, zwischen den aus dem Fels gesprengten Steinblöcken und hinter den herumstehenden Loren, in denen das Eisenerz gesammelt wurde. Ein Wesen von der Größe eines Drachen konnte sich darin nur schwerlich verbergen, aber David fiel auf Anhieb ein halbes Dutzend anderer
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