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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Autoren: Bernd Perplies
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Ungeheuer ein, die dort in der Finsternis auf einen Jungen wie ihn lauern mochten.
    Mit klopfendem Herzen hob er die Lampe etwas höher und packte seine Lanze fester. »Vielleicht hatte Percy recht«, murmelte er im Flüsterton vor sich hin. »Vielleicht war es wirklich eine dumme Idee hierherzukommen.« Er hatte gehofft, der Klang seiner Stimme würde ihm etwas Mut geben, aber der gepresste Tonfall bewirkte eher das Gegenteil. Dennoch ging David weiter, die Augen weit aufgerissen und mit bangem Herzen in die Nacht lauschend.
    Vorsichtig durchquerte er die südliche Grube des Steinbruchs, wobei er um jede Pfütze, die seinen Weg kreuzte, einen sorgfältigen Bogen schlug. Ein Großteil davon mochte zwar einfaches Regenwasser sein, das bei dem Unwetter vor einigen Stunden in wahren Sturzbächen vom Himmel gefallen war. Aber schließlich genügte eine einzige Pfütze mit Dynamitrückständen, um diesem Ausflug ein äußerst hässliches Ende zu bereiten.
    Immer wieder beugte David sich hinunter, um den Boden nach Spuren zu untersuchen. Schließlich konnte sich ein Drache nicht so mir nichts, dir nichts in einem Steinbruch einnisten, ohne dass es irgendwelche Spuren gegeben hätte. Es sei denn, er kann fliegen , überlegte der Junge und hoffte gleich darauf, dass dem nicht so war, denn gegen ein geflügeltes Ungeheuer kämpfte es sich noch viel schwerer als gegen eine Echse am Boden. Er fand allerdings nichts, was auch nur im Entferntesten nach drei- oder vierzehigen Klauenfüßen ausgesehen hätte. Bloß die Stiefelabdrücke der Arbeiter waren zu sehen, Schleifspuren, die von Kisten herrühren mochten, und die charakteristischen Doppelrillenspuren von Karren, mit denen Abraum entsorgt und Eisenerz zu den Loren gebracht wurde.
    Ein Durchbruch führte David in eine der benachbarten Gruben. Diese unterschied sich eigentlich allein dadurch von der vorherigen, dass sich in einiger Entfernung die schwarzen Silhouetten von gedrungenen Geräteschuppen und Lagern in der Dunkelheit abzeichneten. Mondlicht fiel auf Wellblechdächer und verlieh ihnen einen schwach silbrigen Schimmer.
    Mittlerweile argwöhnte David, dass er an diesem Ort seine Zeit verschwendete. Was immer Percy gehört haben mochte, es schien nicht mehr da zu sein – wenn es jemals da gewesen war. Für einen kurzen Augenblick fragte der Junge sich, ob sein Freund ihn absichtlich in die Irre geführt hatte, um sich einen Scherz zu erlauben. Doch er verwarf den Gedanken sogleich wieder. Es mochte gelegentlich rau unter den Kindern von Brixworth zugehen, aber keines von ihnen würde ein anderes absichtlich in die Steinbrüche locken. Das war – wie Väter, Lehrer und Polizisten zu Recht anmahnten – viel zu gefährlich.
    In diesem Moment hörte er das Geräusch. Es klang wie ein Schnaufen und zugleich wie ein Stöhnen, ein zutiefst unheimlicher Laut, der mit Sicherheit von keinem Menschen oder irgendeinem gewöhnlichen Tier wie einem streunenden Hund oder einer einsamen Katze herrührte.
    David spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, und seine Rechte verkrampfte sich um den hölzernen Schaft der Lanze. Heiliger Georg, steh mir bei! , betete er lautlos.
    Obwohl jede Faser seines Körpers bestrebt schien, kehrtzumachen und Reißaus zu nehmen, zwang der Junge seine Füße, einen behutsamen Schritt vor den anderen zu setzen und sich der Quelle des furchterregenden Heulens zu nähern. Als sich das an klagend um Hausecken streichenden Wind erinnernde Geräusch wiederholte, wurde deutlich, dass sich der Ursprung in einem der Schuppen befinden musste. »Natürlich«, flüsterte David zu sich selbst. »Er hat sich vor dem Unwetter heute Nachmittag hierher geflüchtet.« Und weil die Männer an diesem Tag wegen der schlechten Witterung schon früher nach Hause gegangen waren, hatte auch noch niemand den Drachen bemerkt.
    Wenn es denn überhaupt ein Drache war … Irgendwie klang das Geschöpf, das sich in dem Schuppen versteckte, ganz anders. Eher wie eine der verdammten Seelen, von denen Pastor Bates jeden zweiten Sonntag predigte.
    Ganz gleich, jetzt muss ich es wissen , sagte der Junge sich, nahm all seinen Mut, von dem nicht mehr viel verblieben war, zusammen und ging weiter auf die dunklen Gebäude zu. Als er näher kam, gewahrte er im schwachen Schein seiner Lampe, dass das Tor zu einem größeren Schuppen offen stand. Nein, das stimmte nicht! Es schien vielmehr gewaltsam aufgebrochen worden zu sein. Der Riegel war gesprengt und die Torflügel waren nach
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