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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2
Autoren: Michelle Zink
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Verhängnis.
Der Heilige Stein, befreit aus dem Tempel
Sliabh na Cailli’,
Portal zu den Anderswelten.
Schwestern des Chaos,
kehrt zurück in den Bauch der Schlange,
am Ende von Nos Galon-Mai.
Dort, im Kreis des Feuers,

erleuchtet von dem Stein,
versammelt vier Schlüssel, mit dem Zeichen des
Drachen,
Engel des Chaos, Mal und Medaillon.
Samael, das Untier, werde gebannt,
einzig durch die Schwesternschaft, am Tor des
Wächters,
mit dem Ritus der Gefallenen.
Öffnet Eure Arme, Herrin des Chaos
Und bringt der Welt die Ewige Verwüstung
Oder schließt sie und
Verbannt seine Gier immerdar.
    Einige Bedeutungen haben wir entschlüsseln können. Etwa, dass ich die Auserwählte bin, die den Stein finden muss, der von der Schwesternschaft – von meinen Vorfahren – versteckt wurde. Wenn ich diejenigen befreie, die durch die Prophezeiung gebunden sind, befreie ich sowohl mich selbst als auch die Schlüssel – Sonia, Luisa und Helene. Und mit ihnen zukünftige Generationen von Schwestern und die gesamte Menschheit, die ansonsten dem dunklen Chaos anheimfallen würde, das Samael mit sich bringen würde.
    Alice, meine Schwester, unternimmt jede Anstrengung, um dies zu verhindern.
    Aber es ist das Versteck des Steins, das Dimitri und mir das größte Rätsel aufgibt. Und ich brauche den Stein, um das Ritual in Avebury zu vollziehen. Wir vermuten, dass
»verborgen in der Heiligkeit der Schwesternschaft« auf ein Versteck an einem Ort hinweist, der von besonderer spiritueller Bedeutung ist. Vielleicht irren wir uns auch, aber schließlich war auch die letzte Seite der Prophezeiung in einer Krypta versteckt, in der sich in früheren Zeiten ein Heiligtum der Schwesternschaft befand. Also liegt die Vermutung nahe, dass es sich mit dem Stein ebenso verhalten könnte.
    Die Uhr auf dem Kamin schlägt siebenmal, und ich trete zum Schrank, hole das scharlachrote Seidenkleid heraus, während meine Gedanken immer noch bei den Orten verweilen, die wir bereits ausschließen konnten. Neun sind noch übrig. Ich ziehe mir das Kleid über den Kopf, wobei ich mir Mühe gebe, meine Frisur nicht in Unordnung zu bringen, und kämpfe die Verzweiflung nieder angesichts der Gewissheit, dass wir nicht einmal die Orte, an denen wir bereits gesucht haben, vollständig von der Liste streichen können. Es muss ein Ort sein, der unseren Vorfahren wichtig war, einer, der in enger Verbindung zur Geschichte unseres Volkes oder zur Prophezeiung steht. Aber wir können unsere Vermutungen nur auf unser eigenes Wissen gründen. Jede Information, die im Laufe der Jahrhunderte möglicherweise verloren ging, könnte alles verändern.
    Und dann gibt es noch etwas anderes, was uns die Entschlüsselung der letzten Seite bislang unmöglich machte.
    Kehrt zurück in den Bauch der Schlange,
am Ende von Nos Galon-Mai.
    Der »Bauch der Schlange« befindet sich zweifellos in Avebury, aber was die Zeitangabe betrifft, den Moment, in dem wir das Tor schließen müssen – das »Ende von Nos Galon-Mai« –, sind wir noch keinen Schritt weitergekommen. Ich hatte gehofft, in den vielen wissenschaftlichen Büchern meines Vaters einen Hinweis zu finden, aber wir haben jedes einzelne Werk im Haus durchgesehen und noch dazu etliche Buchläden auf den Kopf gestellt. Vergeblich.
    Es klopft an meiner Tür und ich zucke zusammen.
    »Ja?«, rufe ich, während ich nach meinen Schuhen Ausschau halte. Sie wurden extra für mich angefertigt und sind sowohl bequem als auch einigermaßen modisch geschnitten.
    »Edmund wartet mit der Kutsche«, verkündet Tante Virginia durch die Tür. »Brauchst du Hilfe beim Ankleiden? «
    »Nein. Ich komme gleich.«
    Erleichtert merke ich, dass sie nicht darauf besteht, mir zu helfen. Inmitten einer Wolke aus raschelnder Seide sinke ich vor dem Bett auf die Knie und entdecke die Schuhe in der hintersten Ecke. Nach einem kurzen Moment, in dem ich mich nach der Nacktheit meiner Füße sehne, schlüpfe ich hinein.
    Es könnte schlimmer sein. Und es gibt nun einmal Dinge, die selbst ich nicht ändern kann.

2
    A uf dem Weg zum Maskenball sehe ich sie. Oder glaube es zumindest.
    Die Kutsche rollt durch die Straßen von London. Sonia und Luisa sitzen mir gegenüber, die Masken in der Hand, so wie ich. Unsere ausladenden Seidenröcke füllen fast die gesamte Kabine aus. Sonias tiefblaues Gewand reibt knisternd gegen das pflaumenfarbene von Luisa. Ich schaue an mir herab und betrachte die blutrote Seide. Ich bin froh, dass ich mich für dieses
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