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MAGICA MATHEMATICA

MAGICA MATHEMATICA

Titel: MAGICA MATHEMATICA
Autoren: Franziska Wolf
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Carla.
„Sieh nur ganz genau hin: Die beiden kleinen Dreiecke sind gleich und die
beiden großen Dreiecke auch. Es ist einfach klasse, ich glaube du hast den
Kathetensatz bewiesen.“
    Die Turmuhr schlägt neun Mal. Die Zeit ist
um. Pedro ist seit langem endlich mal wieder satt. Carla und Pedro sind an ihre
Grenzen gestoßen aber mit ihrer Arbeit absolut zufrieden.
    Carla und Pedro hüpfen erleichtert vom
Stadtviertel der Raupe über den Piazza del Campo nach Hause. Die ganze Stadt
ist eifrig dabei Tische und Bänke in allen Gassen für die Bankette
aufzustellen. Eiserne Roste werden aufgestellt, auf denen morgen das Fleisch
gebraten wird. Alle in Siena, auch die Armen sollen sich morgen am Palio satt
essen.

 
    Siena, 02. Juli 1925

Ausblick
    Carla trifft sich mit Pedro in der Kirche San
Niccolò del Carmine. „Du kommst genau richtig“, flüstert Pedro aufgeregt, als
sich Carla leise neben Pedro schleicht, „der schwarze Hengst ist schon da.“ Seit
einer Woche wird Nero Tag und Nacht bewacht. Nero ist das ausgesuchte Pferd,
welches heute zusammen mit seinem Jockey für den Stadtteil des Panthers beim Pferderennen
an den Start gehen wird. Heute ist sein großer Tag. Alle sehen gespannt auf den
Eingang der Kirche. Pedro und Carla hören schon das Klappern der Hufen auf dem
gepflasterten Vorplatz. Jetzt betritt Nero geführt von einem Stallknecht die
Kirche. Nero sträubt sich und wiehert. Der Stallknecht beruhigt das Pferd und
führt es vor zum Altar. Der Bischof weiht und segnet es für den heutigen Tag.
    Um den Piazza del Campo ist die Rennbahn mit
Erde aufgeschüttet und festgestampft. Jedes Jahr dürfen nur zehn der siebzehn
Stadtteile teilnehmen. Die sieben Contraden, die im letzten Jahr nicht zum Zuge
kamen und drei weitere werden ausgelost.
    Seit der Mittagsstunde schlägt die große
Glocke des Rathausturms. Fahnenschwingend ziehen die einzelnen Contraden mit
ihren Rennpferden, Jockeys, Reitknechten und einem Paradepferd in ihren bunten,
historischen Kostümen ein. Ein mit vier weißen Ochsen gezogener Wagen folgt. Gestartet
wird an einer Startleine.
    Jetzt hört die Glocke auf zu schlagen. Die
Jockeys warten mit Zügel und Gerte auf den Rennbeginn. Die Pferde werden ohne
Sattel geritten, geschmückt mit den Farben der jeweiligen Contrada.
    Mit dem Start des Rennens verwandelt sich
der Platz in einen brodelnden Hexenkessel. Staub wirbelt auf und benebelt den
Campo.
    Dreimal muss die Piazza del Campo umrundet
werden. In der dritten Runde passiert das Unglaubliche: Nero wirft seinen
Reiter ab und galoppiert, wie von einem Wespenschwarm verfolgt, in Windeseile
durch die Ziellinie. Nero hat gewonnen – egal mit oder ohne Reiter. Er hat zwar
seinen Reiter abgeworfen aber er hat die Farben der Contrada nicht verloren. Gerade
mal zwei Minuten hat das Schauspiel gedauert. Es ist schon vorbei, noch ehe
sich der Staub gesenkt hat. Nero wird am abendlichen Festbankett am Kopf der
Tafel teilnehmen, weil er ohne Reiter Sieger geworden ist.
    Carla und Pedro bestehen die Prüfung und
werden an der Schule aufgenommen. Pedro erhält ein Stipendium. Die nächsten
drei Jahre lernt und arbeitet Pedro viel. Nicht mal seine Sonntage sind frei,
denn er unterstützt weiterhin seine Familie. „Lehrjahre sind eben keine
Herrenjahre“. Sein größter Wunsch‚ einen Beruf zu lernen, erfüllt sich.
    Carla ist froh, dass sie als einziges
Mädchen die Baukunstschule besucht hat und gegen den Willen ihres Vaters einen
Männerberuf erlernt hat. Später wird sie eine berühmte Bildhauerin und ihr
Vater ist mächtig stolz auf sie.
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