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Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 16 - Die Menschenfarm
Autoren: V.A.
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schauderhaft aus. Der Stuhl hinter dem Schreibtisch war zu Boden gefallen, der Schreibtisch selbst stand völlig schief, die beiden Bilder lagen auf dem Teppich, die Stehlampe war umgestürzt, und überall lag Papier verstreut. Maddon Zack, mein Assistent, lag mit einer heftig blutenden Kopfwunde in der Nähe der zweiten Tür. Offenbar war er hereingekommen, als ich um Hilfe gerufen hatte. Miriam Flood, meine Sekretärin, starrte die blutverklebten Haare entsetzt an. Die beiden Stenotypistinnen schluchzten weiterhin hysterisch im Korridor.
    Der Fremde, der sich Jeremia nannte, ließ sich neben Zack auf die Knie nieder und betastete seinen Kopf. Dann sah er zu mir auf. »Maddon Zack?«
    Ich nickte. »Mein Assistent.«
    »Die Verletzung ist nicht lebensgefährlich, aber er muß trotzdem in ein Krankenhaus.« Er stand auf und wandte sich an Miriam. »Miß Flood, rufen Sie bitte einen Arzt. Können Sie gut lügen?«
    Miriam runzelte die Stirn. »Einen Arzt rufen. Ja. Aber was soll ich können?«
    »Können Sie gut lügen?« wiederholte Jeremia mit einem beruhigenden Lächeln.
    »Wenn ... ja, wenn es notwendig ist.«
    »Ausgezeichnet. Dann sagen Sie dem Arzt, daß Mister Walt Gayle bei der Explosion verletzt worden ist. Dadurch gewinnen wir etwas Zeit. Und jetzt gehen Sie bitte hinaus und beruhigen Sie die beiden jungen Damen. Schaffen Sie sie uns aus den Augen.«
    Aus irgendeinem Grund hatte Miriam Flood sich von ihrem Schock wieder erholt. »Wird gemacht, Sir. Soll ich auch die Polizei verständigen?«
    »Nicht nötig. Hören Sie.«
    In der nun folgenden Stille hörten wir deutlich den rasch anschwellenden Sirenenton eines Polizeihubschraubers.
    »Gehen Sie lieber, Miß Flood. Sie wissen nicht, wo Mister Zack geblieben ist. Wenn Sie später gefragt werden, weshalb Sie sich so geirrt haben, sagen Sie, daß Sie kein Blut sehen können und deshalb nur einen kurzen Blick auf den Verletzten geworfen haben. Außerdem haben Sie durch die Explosion einen Schock erlitten. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Miriam drehte sich um und verließ den Raum.
    Jeremia ging an die zertrümmerte Tür, die zu meinem Büro führte. Er öffnete sie und sah hinein.
    »Da, überzeugen Sie sich selbst, Mister Gayle«, forderte er mich auf.
    Ich warf einen Blick in mein Büro.
    Eigentlich fehlte nur noch Blut, um das Bild einer vollständigen Katastrophe komplett zu machen. Hätte Jeremia mich nicht rechtzeitig gewarnt, wäre genügend Blut vorhanden gewesen. Mein Blut.
    In der Außenwand war ein rundes Loch mit einem Durchmesser von mehr als fünfzig Zentimeter zu sehen. Der Rand wirkte so glatt, als sei er ausgestanzt worden, denn das gegossene Plastit war in winzigen Bruchstücken davongeflogen. Mein Schreibtisch sah aus, als sei er von einem Schuß aus einer riesigen Schrotflinte durchlöchert worden.
    »Das war eine Limpet-Mine«, erklärte Jeremia mir. »Sie besteht aus polarisiertem Sprengstoff. Das Zeug explodiert gleichzeitig in zwei entgegengesetzte Richtungen – wie der Abschuß eines Gewehrs ohne Schloß, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will. Scheußlich.«
    »Wer versucht mich umzubringen?« erkundigte ich mich.
    »Das erkläre ich Ihnen später. Im Augenblick haben wir keine überflüssige Zeit. Verschwinden wir lieber, bevor die Polizei aufkreuzt.«
    Erst dann fiel mir auf, warum wir das Sirenengeheul überhaupt hören konnten – das Geräusch kam durch das Loch in der sonst absolut schalldichten Außenmauer.
    Ich ging hinter Jeremia her aus dem Büro und auf den Fahrstuhl zu.
    Kurze Zeit später stand ich am Fenster meines Junggesellenappartements und starrte die beiden Sonnen an, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Die erste glühte so gelb wie immer, aber die zweite wirkte wie ein weiß-blauer Diamant, der unendlich weit entfernt zu sein schien. In den Jahren, in denen Zwei am Nachthimmel steht, gibt es bei uns keine richtige Nacht, weil das weiß-blaue Licht die Oberfläche des Planeten ausreichend erhellt. Aber jetzt bewegte Zwei sich auf einer Bahn, die ihn hinter Eins vorbeiführt, so daß die Nächte dunkel sind. Die übrigen Sterne sind deutlich genug zu erkennen, aber wir haben keinen Mond.
    Der Fremde, der sich Jeremia nannte, stand hinter mir. »Sind Sie wirklich überrascht, daß jemand Sie zu ermorden versucht?« fragte er.
    Ich wandte mich vom Fenster ab und starrte ihn an. »Selbstverständlich! Warum sollte jemand das Bedürfnis haben, ausgerechnet mich umzubringen? Ich habe nichts getan und niemand Schaden
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