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Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Autoren: V.A.
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Dienst sind. Verständlicherweise möchte er unter diesen Umständen seine Leistungsfähigkeit nicht durch Nikotin oder Alkohol herabsetzen und seine Gedanken nicht mit emotionellen Erlebnissen belasten.
    Manchen Menschen erscheint eine solche Existenz hart und klösterlich. Aber es verleiht einem ein tiefes Glücksgefühl, vor allem, wenn es ein ständiger Kampf ist und man es sehr gern tun möchte. Zu diesem Zeitpunkt ist der Junge eine von zwanzig oder dreißig Persönlichkeiten. Ein Schiff wird bereits für ihn gebaut, und in der ganzen Welt lernen die Menschen seinen Namen kennen.
    Denn die Weltraumkapitäne sind die Helden der Erde. Ohne Rücksicht auf die Nationalität kennt jeder ihre Namen, ihre Gesichter, ihre Vergangenheit, ihre Gewohnheiten. Und fast genauso bekannt und geachtet sind die früheren Kapitäne und jene, die kurz vor dem Abschluß ihres Trainings stehen.
    Das Training ...
    Der Antrieb und das Leitsystem sind so beschaffen, daß ein Schiff von der Erde weg auf einen Kurs gelenkt wird, der es nahe genug an seinen Bestimmungsort bringen kann, von dem aus die Rechenanlagen des Schiffes selbst die Führung übernehmen. Der Kapitän ist eine kleine, fein gebaute, aber höchst verläßliche Maschine aus Fleisch und Blut, die sich in jeder Beziehung als leistungsstärker, auch als um vieles leichter erweist als irgendein reines elektronisches Gegenstück. Sie ist darauf trainiert worden, zu denken und mit blitzartiger Schnelligkeit zu handeln und sich der Kontrollvorrichtungen und der Mechanismen so zu bedienen, als wären sie Teile ihrer selbst. Das bedeutete auch, daß diese Maschine darauf trainiert war, der Einsamkeit zu widerstehen und, was bei einem denkenden, selbstbewußten System, das sich mit einem undefinierbaren Etwas, der Seele, abschleppt, noch schlimmer ist: Sie muß endlose Zeiten mit einer nicht sehr angenehmen Person, ihrem eigenen Ich nämlich, fertigwerden. So eng ist die Beziehung, die zwischen Kapitän und Schiff errichtet wurde, physisch und psychisch, daß es fast wie eine Ehe anmutet ...
    Aber wenn ein Schiff veraltet war, wenn der Typ durch neue, sicherere, überlegenere ersetzt wurde – dann betraf das im gleichen Ausmaß seinen Kapitän.
    Trotz der phantastischen Großzügigkeit der Entlassungssumme und der Pension war keiner der ehemaligen Kapitäne glücklich. Manche von ihnen arbeiteten schwer oder sie spielten und tranken übermäßig viel, andere taten Dinge, die sie, wären sie keine Helden gewesen, ins Zuchthaus gebracht hätten. Und manche von ihnen – nein, einer von ihnen – hatte den dummen Wunsch gehegt, alles noch einmal von vorn anzufangen ...
    »Jedenfalls«, fuhr Herdman fort, »bekam ich Wind von diesem Projekt – ein reines Experiment und von der Regierung in keiner Weise unterstützt –, das eine Entwicklungsgesellschaft auf den Mars startete. Sie wollten die Wilkinson wieder einstellen ...«
    George Wilkinson war ein Klassenkamerad Herdmans gewesen, was bedeutete, daß ihre Schiffe ähnlich konstruiert waren. Aber nicht nur die Schiffe hatten sich geähnelt, sondern auch die beiden Männer. Sie waren Freunde gewesen, hatten viele Ansichten geteilt und, was in diesem Fall wahrscheinlich noch wichtiger war, sie waren in physischer Hinsicht, was das Erfassen von Situationen, das Begreifen und die Reaktionszeit betraf, gleich schnell. Als George, zusammen mit Herdman und den anderen seiner Klasse, in das Pensionierungsalter gekommen war, hatte sich sein Schiff gerade auf dem Mars befunden, und niemand hatte einen Sinn darin gesehen, ein veraltetes Schiff zur Erde zurückzubringen. George war kurz danach gestorben – durch einen Schaden an der Luftleitung seines Anzuges, als er spazierenging, hieß es –, und die Wilkinson hatte fünf Jahre lang herumgestanden, bis jemand plötzlich eine Idee hatte.
    »Die Konstruktion war und ist gut«, fuhr Herdman erregt fort, »obgleich der Viertel-g-Reaktor beim Laden eine chemotechnische Hilfe benötigt, und das konnte manchmal ziemlich unsicher sein. Aber die neuen Reaktoren können das Schiff ohne Hilfe vom Mars und erst recht von jedem anderen Körper mit niedrigerer Schwerkraft heben. Das bedeutet, daß der chemotechnische Teil des Antriebs tot ist und ich ihn einfach vergessen muß. Wahrscheinlich wird es mir vorkommen, als flöge ich das Schiff mit einem Arm, während mir der andere auf dem Rücken festgeschnallt ist. Aber im Forschungszentrum sitzen ein paar Psychologen, die ganz fest daran glauben, daß
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