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Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Autoren: V.A.
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Schiff besichtigen, um doppelt sicherzugehen, daß alles verschlossen und abgesichert war. Während dieser Besichtigung würde der Kapitän das Loch finden und zumachen, und erst wenn der Druck wiederhergestellt war, würde er den Passagieren erlauben, die beengenden Kojen zu verlassen.
    Sollte es einer wagen, schon vorher herauszugehen, dann erwarteten ihn Unannehmlichkeiten, denn Kapitäne mochten es nicht, wenn Leute während dieses wichtigen Inspektionsganges im Schiff herumliefen. Herdman seufzte und hoffte, daß Kapitän Ramsey ihn nicht wie einen Passagier behandeln würde, daß der Pilot ihn sogar bitten würde, mit nach dem Leck zu suchen. Aber wahrscheinlich war das eine vergebliche Hoffnung. Nach dem, was er von Kapitän Ramsey gehört hatte, war dieser nicht der Mann, der solche Angebote machte, und Herdman wiederum lag es nicht, um etwas zu bitten.
    Eine halbe Stunde später war Ramsey noch immer nicht erschienen, kein Laut innerhalb des Schiffes deutete darauf hin, daß er seine Inspektion begonnen hatte. Herdman fühlte eine leise Unruhe in sich aufsteigen, und nach wenigen Minuten war diese so stark geworden, daß er lieber einen Anschnauzer für unbefugtes Verlassen der Koje riskieren wollte. In dem Augenblick, als ihm klar wurde, daß etwas nicht stimmen konnte, machte er sich von den Gurten los und stieß sich gegen den Kontrollraum zu – ohne sich seiner Handlung klar bewußt zu sein. Es war eine Sache des Trainings – wenn irgendwo etwas nicht stimmte, tat er automatisch das Richtige – das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen und ließ sich kaum ausmerzen.
    Daß sich etwas losgerissen hatte, bemerkte er sofort, als er den Steuerraum betrat: In der Überdachung des Kontrollraums befand sich ein Loch – etwa von der Größe eines Viertelquadratmeters. An der leeren Stelle, an der das fehlende Instrument gewesen sein mußte, ragten vier Bügel heraus, und dahinter schien das Rohmaterial der Wand durch. Herdman überlegte, ob irgendein übereifriger Arbeiter die Nieten zur Befestigung so stark eingetrieben haben könnte, daß die Hinterwand gesprungen war – danach hätte es der Beschleunigungsdruck leicht gehabt, den Sprung zu verbreitern und so die Befestigung zu lockern. Aber es würde sehr schwierig sein, gegen jemanden Klage wegen Fahrlässigkeit zu erheben, nur weil er zu sorgfältig gearbeitet hatte.
    Das Instrument war aus der Entfernung von einem Meter auf den Kapitän gestürzt, aber durch die Beschleunigung von fünf g hatte das die Wirkung eines Sturzes aus fünf Meter Höhe unter normalen Verhältnissen gehabt. Es hatte die Schulter des Kapitäns getroffen und die eine Seite seines Helms zerbeult, bevor es durch die Öffnung zur Passagierhalle geschossen war.
    Ramseys Anzug war dort, wo der rechte Arm am Körper saß, böse zerfetzt, und das Gesicht hinter dem Sichtschirm wirkte weiß und verschwitzt. Der Kapitän bewegte sich nicht, obgleich der Anzug noch luftdicht war. Herdman zog sich noch dichter heran und bemerkte, daß der Verletzte die Augen geschlossen hielt. Er atmete, aber innerhalb seines Helmes schwebten kleine rote Tropfen, die bei jedem Atemzug durcheinanderwirbelten.
    Wenn Ramsey nicht schnell aus seinem Anzug kam und der Helm entfernt würde, bestand die Gefahr, daß er eines dieser kleinen Tröpfchen einatmete und daran erstickte. Aber bevor er den Anzug ausziehen konnte, mußte im Schiff erst wieder der richtige Druck herrschen.
    Während er die Tür flickte, bemerkte Herdman drei Köpfe, die über die Kojenränder lugten. Keiner der Passagiere machte Anstalten, seinen Liegeplatz zu verlassen, wahrscheinlich hielten sie ihn für den Kapitän. Herdman beachtete sie nicht, bis die Luft zischend in die Druckkammer fuhr und ihn der Druckmesser davon überzeugte, daß sie auch darin blieb. Dann – in der Atmosphäre, die seine Stimme trug – schaltete er den Außensprecher seines Helms ein und sagte: »In Ordnung, meine Herren, jetzt dürfen Sie Ihre Kojen verlassen.« Er drehte sich um und tastete sich zurück zum Steuerraum.
    Dort schwang er sich über den Sitz des Kapitäns, hielt sich mit den Beinen an beiden Seiten fest und begann den Helm des Verletzten behutsam zu öffnen.
    Das Gesicht, das ihm entgegenblickte, war dasselbe, das er während der letzten fünf Jahre immer wieder und in letzter Zeit noch häufiger in den Zeitungen gesehen hatte, aber die Entspannung der Bewußtlosigkeit verlieh den Zügen ein seltsames Aussehen. Über und hinter dem rechten
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