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Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 04 - Signale vom Pluto
Autoren: V.A.
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weiter bei diesem Punkt auf, sondern zählte die Möglichkeiten auf, sich die Langeweile zu vertreiben, denn die Reise dauerte ziemlich lange. Er sprach von der Notwendigkeit, in jedem Falle Höflichkeit gegenüber den anderen zu bewahren, sich zu beherrschen, Rücksicht zu nehmen ...
    Herdman hörte nur mit halbem Ohr zu. Verzweifelt bemühte er sich, dem Blick des Kapitäns zu begegnen, bevor dieser zu viel sagte. Bevor er auf die Nahrung zu sprechen kam, beispielsweise.
    »... manche Leute versuchen der Langeweile mit vielem Essen zu begegnen«, fuhr Ramsey fort. »Aber es ist medizinisch bewiesen, daß der Körper in schwerelosem Zustand viel weniger Nahrung benötigt als sonst ... Ja, Mr. Herdman, was gibt's?«
    Endlich hatte Ramsey Herdmans Blicke aufgefangen und bemerkt, daß etwas nicht stimmte. Die anderen blickten ihn an; sie sahen ihn zum erstenmal ohne Raumanzug; in Gedanken verbanden sie sein Gesicht mit dem Namen und kamen zu der gleichen, unvermeidlichen Antwort. Herdman fragte sich, ob es einen höflichen und vernünftigen Weg gäbe, ihnen mitzuteilen, daß sie alle sterben müßten. Wenn es einen solchen Weg gab, dann kannte er ihn jedenfalls nicht.
    »Ich habe das Schiff überprüft, Sir«, sagte er. »Außer dem Verlust der Funkgeräte konnte ich keinen mechanischen oder elektrischen Schaden feststellen. Geringfügige Schäden am Rumpf in der Vorratskammer und im Treibstofftank habe ich repariert, aber wir haben den Großteil unserer Nahrungsvorräte verloren, außerdem eine Menge Treibstoff ...«
    »Wieviel?« fragte Ramsey scharf.
    »Ich würde schätzen, daß wir noch genügend Lebensmittel für drei Wochen haben«, antwortete Herdman vorsichtig. »Beim Treibstoff bin ich nicht sicher. Jedenfalls fehlt eine ganze Menge.«
    Der Kapitän schwieg. Seine Augen hatten sich vor Bestürzung zusammengezogen, sein Gesicht wirkte wie eine schlechte Photographie. Die andern blickten ihn ängstlich, aber nicht direkt erschreckt an. Wahrscheinlich nahmen sie an, daß die Erde noch immer den halben Himmel hinter ihnen einnahm, daß sie nur wenige Stunden von ihr entfernt waren und in drei Wochen eine Menge geschehen konnte. Sie hatten die volle Tragweite ihrer Lage noch nicht erfaßt.
    »Es sieht sehr schlecht aus«, fuhr Herdman fort. Die Anspannung ließ seine Stimme schroff klingen. »Ich kann nicht genau sagen, wie schlecht, bevor ich weiß, wie es mit Ihnen steht.« Er blickte zu Doktor Forsythe. »Was ist mit dem Kapitän, Doktor?«
    Offensichtlich war Dr. Forsythe ein Mann, der sich ein ganzes Leben lang immer höflich und rücksichtsvoll verhielt – und nicht nur im Raumschiff, wo es die Regel war. Deshalb verletzte ihn Herdmans Ton und die Art, wie er über die Verletzungen des Kapitäns sprach. Er sah aus, als wollte er auffahren.
    »Sprechen Sie ruhig, Doktor«, sagte Ramsey. »Auch ich möchte gern wissen, wie weit ich funktionsfähig bin und wie lange.«
    Der Arzt blickte von Herdman zu Ramsey und wieder zurück, daran schüttelte er den Kopf. »Bei den Kopfverletzungen handelt es sich um Risse, Quetschungen und möglicherweise eine Fraktur des linken Scheitelknochens. Außerdem ist das Schlüsselbein gebrochen, und es bestehen ernste Anzeichen dafür, daß –«
    »Besteht die Möglichkeit, daß der Kapitän zur Zeit der Landung, also in vier Monaten, wieder voll und ganz hergestellt ist, oder jedenfalls so weit, daß er sich bewegen kann?« schnitt ihm Herdman schroff das Wort ab.
    »Ja, Doktor«, fügte Ramsey in ruhigerem Ton hinzu. »Das müssen wir wissen.«
    Forsythe blickte Herdman mit äußerstem Mißfallen an. »Mit den Mitteln, die mir hier auf dem Schiff zur Verfügung stehen – keine Möglichkeit, Röntgenaufnahmen zu machen, um die Verletzungen genau zu untersuchen, nichts, außer einem Erste-Hilfe-Kasten, um ihn zu behandeln – bleibt mir nichts anderes übrig, als die Glieder stillzulegen, bis ihm eine ordentliche Krankenpflege zuteil werden kann. Bis dahin werden Sie den Arm nicht benutzen können«, fügte er zu Ramsey gewandt hinzu. »Es tut mir leid.«
    Eine Zeitlang starrte Ramsey den Arzt an, bis das Schweigen von einem anderen Passagier, einem dunkelhäutigen Mann mit rundem Gesicht, dessen Beleibtheit der schwerelose Zustand noch betonte, unterbrochen wurde: »Ich ... ich bekomme Hunger ...«
    »Sie werden sich an dieses Gefühl gewöhnen, Dr. Brett«, erwiderte Ramsey scharf. Plötzlich aber nahm sein Gesicht einen erschrockenen Ausdruck an. Nacheinander blickte er
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