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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)
Autoren: Giovanni Tizian
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steckten, um an deren guten Namen zu kommen«, hielten die Ermittler in ihren Akten fest. In ihren Aufzeichnungen taucht der Name des Sohnes eines bekannten Neurochirurgen aus Modena auf. »Dem gehörten einige Outlet-Stores, die er sich zusammengekauft hatte«, wie Vallefuoco seiner Gefährtin erzählte. Und Vallefuoco beharrt darauf, dass er »einen sehr vorteilhaften Betrug durchgezogen habe im Hinblick auf eines dieser Bekleidungsgeschäfte.« Eine Beute, die Vallefuoco seit langem anvisiert hatte.
    Eine Episode, die die Vorgänge rund um die Outlet-Stores noch etwas besser nachvollziehbar macht, gibt gleichzeitig Aufschluss darüber, aus welchem Stoff Vallefuoco gestrickt war. Er erzählte seiner Lebensgefährtin lachend, dass er einmal in einem der Stores den Sohn des Mediziners traf, auf ihn einprügelte und ihm »leihweise« dessen Porsche wegnahm. Einschüchterung und Terrorklima zu schaffen, sind Ziele, die den Vorgaben der Bosse entsprechen. Anschließend kaufen sie Firmen und Geschäfte, Kaufhäuser und sonstige Aktivitäten auf, um deren stiller Teilhaber zu werden. Und das hatte auch Vallefuoco so vor, wie die Staatsanwälte in ihrem Bericht schrieben: »Er spielt mit dem Gedanken, eine Gesellschaft zu gründen. Lucia Esposito ist dabei als Strohfrau vorgesehen, außerdem eine Freundin von ihr; das alles befindet sich noch in der Planungsphase.« – »Aktionen, die sich«, wie die Staatsanwälte der DNA Neapel schrieben, »im Kontext der Firmen
Fincapital
und der ISES entwickelten und die auf die Finanzkraft von Bacciocchi und Zonzini abzielten.«
    Oriano Zonzini war der Direktor der
Fincapital
. Die Investoren sagen von ihm, er sei zwar kein Holzkopf, aber ohne jeglichen Einfluss. Eher im Gegenteil. Er stellt seine technischen Kenntnisse zur Verfügung »sowie seine Beziehungen zu Banken, um letztlich die Aktivitäten der beiden ›Unternehmer‹ zu koordinieren.«
    »Aber wie stellst du das eigentlich an mit der Kredit-Rückgewinnung?«, wird Vallefuoco in einem der abgehörten Gespräche gefragt, worauf er antwortet: »Wenn sie nicht zahlen, verschwinden sie.« Dann fügt er noch hinzu: »Ich arbeite mit Forcella [dem gleichnamigen Clan aus dem Viertel von Neapel] und den Casalesis zusammen.« Damit ist die terroristische Methode skizziert, mit der die Kredite durch die Gruppe
Vallefuoco
wieder eingetrieben werden. Eine Methode, bei der je nach Notwendigkeiten auch Gewalt eingesetzt wird. Es sind Mafia-Methoden der traditionellen Art, angewendet jedoch durch Strukturen, die ordnungsgemäß behördlich angemeldet und zugelassen sind: Vallefuocos Agenturen für Kredit-Rückgewinnung.
    Die Ermittler aus Neapel notierten: »Vallefuoco stellt seine Aktivitäten anderen Clans gegen Bezahlung zur Verfügung, Clans, die ihn darum bitten, und zwar sowohl bei der Kreditrückgewinnung wie auch bei der Geldwäsche illegaler Einnahmen. Zu diesem Zweck verfügt er über eine Mannschaft von 45 Mann, die alle regulär von ihm bezahlt werden, und über eine Reihe von Finanzgesellschaften, mit deren Besitzern, den wahren Eigentümern, er die auszuführenden Investitionen und die jeweiligen Profitmargen bespricht.«
    Bei Vallefuocos Gesprächen, die die Ermittler in seinem verwanzten Audi A6 abhörten, schnitt der Mafioso unterschiedlichste Themen an. Von der Kreditrückgewinnung bis zum Zement. Über einen nicht näher identifizierten Mario sagt »Franco«: »Ich hab drei Baufirmen, und mit den Casalesis und mit ihm mache ich die Subverträge wegen Zement.« Und auch Gennaro D’Amore, der Hauptgeschäftsführer der ISES, spricht über Geschäfte. Unter den zahllosen abgehörten Unterhaltungen mit ihm als Protagonist erklärt d’Amore, der für die Öffentlichkeit das Gesicht der Gruppe ist, wie man mittels Bonds Geld verdienen kann.
    »Die Bonds sind Gelder, die Amerika während des Krieges herausgegeben hat, das sind Einlagen, die sie dort gemacht haben, verstehst du? Also sobald wir den Stapel in der Hand haben, arbeiten wir damit sechs Monate, das gibt 80.000 Euro pro Woche. So machen es auch die Bankdirektoren in Lugano und in der Schweiz. Sie heben sie ab und setzen das Geld dann für eine andere Sache ein. Sie bringen sie wieder in Umlauf. Wenn wir es schaffen, ein Konto mit zehn Millionen Euro einzurichten, das virtuell vierzig Tage hält, machen wir in vierzig Tagen neunzig Millionen Euro. Das sind Operationen, die zwischen Lugano und Argentinien ablaufen.«
    Gennaro d’Amore ist den Worten von Vallefuoco
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