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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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Aufschrift: „Prima Surströmming“. Ich hielt meine Nase hinein: „Igitt, das stinkt ja bestialisch!“
    Mit leeren Händen kehrten wir zu unseren Schlafsäcken zurück, die feucht und kalt unter dem provisorischen Zelt aus Ästen und Zweigen lagen. Uns blieb nichts anderes übrig: Wir stiegen hinein und legten uns dicht nebeneinander unter einen Baum, um wenigstens die Körperwärme der anderen zu spüren.
    In dieser Nacht hatte ich einen wunderbaren Traum. Ich saß zusammen mit Udo und Rudi an einer festlich gedeckten Tafel, die inmitten eines blühenden Gartens aufgebaut war. Auf dem Tisch waren himmlische Speisen angerichtet: gebratene Hühnchen, ein knuspriges Spanferkel, gegrillter Fisch, Scampi in Knoblauchöl, Feigen, Erdbeeren, Sahnebaisers, gefüllte Tomaten und eine üppige Sahnetorte. Rudi, Udo und ich trugen weiße Rüschenhemden und enge Samthosen. Wir hielten goldene Kelche in der Hand, in denen der Rotwein verführerisch funkelte. Drei Frauen steckten uns die Leckereien in den Mund. Sie trugen Korsagenkleider, die nur notdürftig zugeschnürt waren, und ihr volles Haar hing lose bis zu den Schultern hinab. Die drei sahen aus wie Isabel, Susi und Irene, verhielten sich aber wie unsere Sklavinnen.
    Die Frau, die wie Isabel aussah, fütterte mich mit der Torte, die auf der Zunge zerging. Sie hielt mir einen Becher mit Kaffee entgegen.
    „Alex, Alex, aufwachen!“
    Ich schreckte hoch und blickte in die Sonne. War das noch mein Traum, oder war das die Wirklichkeit? Vor unseren Schlafsäcken standen Isabel, Irene und Susi, drei Amazonen im gleißendem Licht. Sie trugen Schnürstiefel, enge, karierte Hemden, die sie über der Hüfte zusammengeknotet hatten, dunkelgrüne Wachswesten und blickten amüsiert zu uns hinab: „ Ihr seid vielleicht ein paar Helden! “
    Rudi rieb sich die Augen: „Was ist denn los? Was ist denn los?“
    Udo war ebenfalls erwacht: „Irene, was machst du denn hier?“
    Irene lachte: „Wir sind gekommen, um euch zu retten.“
    Isabel drückte mir einen Becher Kaffee in die Hand: „Nun trinkt erst einmal etwas, wir haben auch jede Menge zu essen dabei!“
    Die Mädchen erzählten uns, dass sie eigentlich gekommen waren, um uns abzuholen. Isabel hatte von Frau Rohrbein erfahren, wo wir uns aufhielten.
    „Euer Seminarleiter sagte uns, dass ihr bereits seit zwei Tagen überfällig seid“, erzählte Susi, während sie dick belegte Brote verteilte, die wir gierig verschlangen. „Wir haben uns ein Motorboot geliehen und sind los, um euch zu suchen. Das war bereits die achte Insel, die wir angesteuert haben.“ Sie schüttelte ihr blondes Haar, das wieder bis zu den Schultern nachgewachsen war. „Ein Glück, wir haben euch gefunden.“
    „Wann wäre eigentlich Reiner auf die Idee gekommen, nach uns Ausschau zu halten?“, fragte ich kauend.
    „Ich glaube, er wollte noch einen Tag warten“, erwiderte Irene. „Ein wenig wollte er euch schon noch schmoren lassen, denn schließlich ist das hier ein Überlebenstraining und kein Pfadfinderlager.“
    „Ja, ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.“
    „So meine ich das gar nicht“, sagte Irene versöhnlich, „ich finde, ihr habt euch tapfer geschlagen.“
    Als wir zurückkamen, waren die anderen Seminarteilnehmer schon abgereist. Reiner kamen uns entgegen: „Habt ihr den Urmann in euch gespürt?“, fragte er mit ernster Miene.
    „Also, ich habe nur die Kälte in mir gespürt“, erwiderte ich, „es hat nämlich drei Tage geregnet, und wir hatten kein Zelt dabei.“
    Reiner grinste: „Damit mussten unsere Vorfahren auch leben. Aber nun kommt erst einmal rein, ich habe den Boiler anheizen lassen, ihr könnt heute baden, wenn ihr wollt.“
    In dem Badezimmer waren zwei Wannen, und Rudi und ich ließen uns als erste ins heiße Wasser gleiten. Rudi stöhnte: „Was für eine Wohltat!“ Er seifte sich von oben bis unten ein, wobei er die ganze Zeit zufrieden grunzte. „Ist doch schön, dass unsere Frauen gekommen sind, nicht?“, fragte er mich.
    „Mmmh“, antwortete ich, denn ich war gerade dabei mich zu rasieren.
    „Was meinst du, warum Isabel gekommen ist? Ob sie sich kurz vor der Hochzeit von Doktor getrennt hat?“
    Ich setzte die Klinge ab: „Keine Ahnung, aber sie wird es mir bestimmt bald erzählen.“
    Da es ein warmer Abend war, hatte Reiner im Garten den Tisch decken lassen. Es gab gebackenen Schinken, eingelegte Heringe, neue Kartoffeln und dunkelrote Erdbeeren mit Schlagsahne. Reiner
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