Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
Vom Netzwerk:
gut, obwohl die Haut angebrannt war. Nach dem Essen waren wir noch nicht satt. Ein Fisch für drei hungrige Kerle ist nicht gerade viel. Wir mussten uns damit begnügen, denn Rudi und Udo hatten weder Beeren noch Pilze auf der Insel gefunden. Ich versuchte, einen Fisch fürs Abendessen zu fangen, aber es gelang mir nicht. Der dritte Tag neigte sich seinem Ende zu, übermorgen würden die ersten wieder zu Hause sein.
    „Ob uns wohl jemand suchen wird?“, fragte Rudi, während er seinen Schlafsack aufrollte.
    „Irgendwann schon“, sagte ich, „obwohl Reiner ja das Gegenteil behauptet hat. Ich glaube aber, er wollte uns nur Angst machen.“
    Rudi war sich nicht so sicher: „Ich hoffe, dass du Recht hast.“
    Unsere Schlafsäcke waren noch nicht ganz getrocknet und fühlten sich klamm an. Am nächsten Morgen wachte ich frierend auf, und ich bemerkte ein unangenehmes Kratzen im Hals. Wahrscheinlich war eine Erkältung im Anmarsch. Ich hatte Lust auf einen großen Becher dampfendheißen Kaffee, aber daraus würde nichts werden. Unser Kaffeepulver war bereits nach zwei Tagen aufgebraucht gewesen. Rudi saß ein paar Meter von mir entfernt und versuchte, ein Feuer zu entzünden. Er war nicht ansprechbar, weil er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Ich ging runter ans Meer, das an diesem Tag grau und trist aussah. Dunkle Wolken zogen auf, wahrscheinlich würde es bald wieder zu regnen beginnen. Nachdem wir uns am Feuer ein wenig aufgewärmt hatten, fielen die ersten Regentropfen vom Himmel. „Auch das noch!“, stöhnte Rudi, „wenn wir nicht bald von dieser verdammten Insel runterkommen, werde ich noch wahnsinnig.“
    Wir bauten eine Art Zelt aus Ästen, Blättern und Zweigen, um unsere Sachen unterzustellen, und wurden dabei bis auf die Haut durchnässt.
    „Wenigstens brauchen wir uns nicht zu waschen“, meinte Udo sarkastisch.
    „Ich will nach Hause!“, jammerte Rudi.
    Ich sagte gar nichts, weil mein Hals unerträglich schmerzte. Außerdem knurrte mein Magen. Ich ging ans Meer, um zu fischen. Nasser konnte ich ohnehin nicht werden. Mir gingen in einer Stunde gleich zwei Fische an die Angel – anscheinend waren sie vom Prasseln des Regens auf der Wasseroberfläche angelockt worden. Leider konnten wir die Fische nicht grillen, weil unser Feuer in der Nacht erloschen war und wir kein trockenes Holz mehr fanden. „Dann müssen wir die Biester eben roh essen“, schlug ich vor, „die Japaner machen das schließlich auch.“
    Rudi drehte angewidert seinen Kopf zur Seite: „Nein, lieber verhungere ich.“ Udo hingegen aß ein Stück: „Der Hunger treibt es rein.“
    Gegen Abend probierte Rudi dann aber doch etwas von dem Fisch. Er kaute schnell und schluckte den Bissen runter: „Schmeckt gar nicht so schlecht, eigentlich nur nach Meerwasser.“
    Am sechsten Tag war uns der Humor gründlich vergangen. Es hatte zwar ein paar Stunden aufgehört zu regnen, aber dann trieb der Wind erneut fast schwarze Wolken von Osten her auf unsere Insel zu. Sämtliche Naturgewalten hatten sich gegen uns verschworen. Wir gingen abwechselnd ans Meer, um nach Schiffen oder Booten Ausschau zu halten – ohne Erfolg. „Ich glaube, die suchen nicht nach uns“, sagte Rudi, „sonst wäre schon längst jemand gekommen. Schließlich wissen die doch, in welcher Gegend wir uns aufhalten. Wahrscheinlich werden wir auf dieser Insel jämmerlich zu Grunde gehen, und kein Hahn wird nach uns krähen.“
    Ich klopfte ihm auf die Schulter: „Kopf hoch, Alter, noch ist nicht alles verloren!“ Dabei hörte sich meine Stimme wegen der Halsentzündung eher wie ein Krächzen an.
    „Was meinst du, Udo, wie lange können wir hier überleben?“
    „Ein paar Tage wird es schon dauern, bis unser Wohlstandsspeck aufgebraucht ist. Ich habe aber keine Ahnung, wann wir verhungert sein werden. Vielleicht nach ein paar Wochen. Immerhin haben wir Wasser. Der Mensch verdurstet jedenfalls sehr viel schneller, als dass er am Hunger stirbt.“
    „Na, das ist ja ein schwacher Trost“, sagte ich.
    „Ich will nach Hause!“, quengelte Rudi.
    Wir überlegten, ob wir uns ein Floß bauen sollten. Es gab genügend Bäume auf der Insel, aber wir hatten keine Säge, um sie zu fällen. Wir gingen noch einmal die Insel ab, um zu sehen, ob das Kanu vielleicht wieder angetrieben worden war. Außerdem hofften wir, vielleicht etwas Essbares auf der Insel aufzutreiben. Wir fanden nichts, außer einer alten Plastiktüte und einer leeren Ölsardinendose mit der schwedischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher