Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
Vom Netzwerk:
hinweg. Udo breitete seinen Schlafsack aus und machte es sich darauf bequem: „Wenn mich jetzt Irene sehen könnte, die würde vielleicht staunen. Sie sagt immer, dass ich vor dem geöffneten Kühlschrank verhungern würde, wenn sie mich verlassen würde.“
    Rudi lachte: „Unsere Frauen haben halt schon immer den Fehler gemacht, uns zu überschätzen.“
    Wir suchten uns eine geschützte Stelle unter Bäumen und stiegen in unsere Schlafsäcke. Nach wenigen Minuten hörte ich Rudi schnarchen, und auch Udo schien eingeschlafen zu sein. Ich war noch nicht richtig müde und zündete mir eine Zigarette an – die letzte in der Packung. Der Tabak war schon etwas vertrocknet, also kratzte der Rauch im Hals, aber das machte mir nichts aus. Ich blies den Rauch in den Himmel und beobachtete längliche, dunkle Wolken, die am Mond vorbeizogen.
    Ein großer Tropfen traf mich mitten auf der Nase, der zweite auf der Stirn und der dritte mein Ohrläppchen. Ich richtete mich auf und blickte orientierungslos in die Dunkelheit. Ein Blitz erhellte den Horizont, in der Ferne ertönte ein Donnern. „Das ist ja eine schöne Bescherung!“, sagte ich zu mir selbst. Ich stand auf und rüttelte Udo und Rudi wach. „Kommt hoch!“, schrie ich, „es wird gleich heftig regnen!“
    Rudi rieb sich seine Augen: „Wie? Was? Wieso regnen?“
    Ich rollte meinen Schlafsack zusammen, Udo packte unsere Rücksäcke, und Rudi sammelte unser Campinggeschirr ein.
    Es blitzte und donnerte in einer Tour, und ein heftiger Wind kam auf. „Wir müssen uns irgendwo unterstellen!“, schrie ich.
    „Ja, aber wo?“, schrie Udo zurück.
    Zunächst verstauten wir unsere Sachen unter einem großen Baum. Der Regen prasselte vom Himmel, und in wenigen Minuten waren wir und unsere Sachen vollkommen durchnässt. „Das ist nur ein Gewitter“, meinte Udo, „in spätestens einer Stunde ist alles vorbei.“

38. Kapitel
     

     
    Als der Morgen graute, hörte es wirklich auf zu regnen, und wir gingen zurück an den Strand.
    „Wo ist denn unser Kanu?“, rief Rudi entsetzt und rannte zum Ufer. Udo und ich liefen hinter ihm her. Tatsächlich: Unser Kanu war weit und breit nicht zu sehen. Wir hatten es ziemlich nahe am Wasser abgestellt. „Wahrscheinlich ist es durch den Sturm weggeschwemmt worden“, meinte Udo.
    „Und was machen wir nun?“, fragte Rudi.
    „Keine Ahnung!“, sagte ich.
    Es war wie verhext. Das Kanu war verschwunden und tauchte auch nicht wieder auf. Wie sollten wir jetzt von der verdammten Insel wieder wegkommen? Das Festland war viel zu weit entfernt, um dorthin zurück zu schwimmen. Sollten wir uns etwa ein Floß bauen – wie Robinson Crusoe? Wir beschlossen, zunächst einmal etwas zu essen. Zu unserem Schrecken ging unser Proviant zu Ende. Als Rudi sich den letzten Zipfel Wurst in den Mund geschoben hatte, sagte er: „Nun müssen wir uns wohl Fische fangen.“
    Schnur, einen Haken und ein Stück Korken hatte ich in meinem Rucksack. Also versprach ich, eine Angelrute zu schnitzen, um unser Mittagessen zu fangen. Rudi und Udo gingen los, um trockenes Holz aufzutreiben.
    Was bei Reiner so leicht ausgesehen hatte, entpuppte sich als überaus schwierig. Ich zog Schuhe und Strümpfe aus, krempelte meine Hose hoch und stellte mich ins kniehohe Wasser. Der Korken schwamm ruhig auf der Wasseroberfläche, aber kein Fisch wollte anbeißen. Schließlich fiel mir auf, dass ich gar keinen Köder auf den Haken gesteckt hatte. Ich ging zurück zum Ufer und suchte nach Regenwürmern. Ich fand auch einen und spießte ihn auf den Haken. Ich suchte mir eine andere Stelle im Wasser und versuchte mein Glück aufs Neue. Nichts geschah, außer dass mein Arm sich allmählich taub anfühlte. Es knackte hinter mir im Gebüsch, und ich drehte mich um. Udo und Rudi waren zurückgekommen, sie trugen etwas Holz im Arm. Udo winkte mir zu, da spürte ich einen Ruck an der Leine. Behutsam zog ich einen kapitalen Burschen hoch.
    „Ich habe einen! Ich habe einen!“, schrie ich vor Freude. Ich überlegte nicht lange und tötete den Fisch mit einem Stein – so wie Reiner es uns gezeigt hatte. Dann zückte ich mein Taschenmesser, das ich mir von zu Hause mitgebracht hatte, schlitzte die Bauchseite auf und nahm den Fisch aus.
    Udo und Rudi hatten unter einem Felsvorsprung trockene Äste gefunden. Dank meines Feuerzeuges schafften wir es, das Holz zu entzünden, und wir grillten den Fisch an einem Spieß, den wir aus einem Zweig zurechtgeschnitzt hatten. Der Fisch schmeckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher