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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben
Autoren: Emily Giffin
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(«Billy Jean is not my mother»). Und ich schüttelte nur lächelnd den Kopf, als er demselben Obdachlosen im Bryant Park fast ein Jahr lang täglich einen Dollar gab – einem Obdachlosen, der wahrscheinlich eher ein Gauner war und zu Hause einen Range Rover stehen hatte. Ich liebte Andys Zuversicht, sein Mitgefühl. Ich liebte seine sonnige Natur, die zu seinem guten Aussehen, dem blonden Haar und den klaren blauen Augen passte. Ich hatte Glück, einen Mann zu haben, der sich im Restaurant immer noch halb erhob, wenn ich von der Toilette zurückkam, und schiefe, krumme Herzen auf unseren beschlagenen Badezimmerspiegel malte. Und Andy liebte mich. Ich schäme mich nicht, wenn ich sage, dass das für mich der Hauptgrund war, weshalb wir zusammen waren und weshalb ich ihn auch liebte.
    «Wollten Sie den Bagel getoastet?», rief Annie hinter der Theke.
    «Ja», sagte ich, obwohl es mir eigentlich egal war.
    Meine Gedanken wanderten zu dem Abend in Vail, als Andy mir den Heiratsantrag gemacht hatte – er hatte so getan, als lasse er aus Versehen seine Brieftasche fallen, nur um sie – das hatte er ganz offensichtlich geübt – aufzuheben und vor mir niederzuknien. Ich weiß noch, wie wir Champagner tranken und wie mein Ring im Feuerschein funkelte, als ich dachte: Das ist es. Das ist der Augenblick, von dem jede Frau träumt. Das ist der Augenblick, von dem ich geträumt habe, den ich geplant, auf den ich gehofft habe .
    Annie brachte mir meinen Kaffee, und ich legte die Hände um den heißen, schweren Becher. Ich hob ihn an die Lippen, trank einen großen Schluck und dachte an unsere einjährige Verlobungszeit, ein Jahr voller Partys und Brautempfänge und stürmischer Hochzeitspläne. Diskussionen über Tüll und Tafelsilber, über Walzer und weiße Schokoladentorte. Das alles für den einen magischen Abend. Das Gelöbnis mit traumverschleiertem Blick. Unser erster Tanz zu «What A Wonderful World». Die warmherzigen, witzigen Trinksprüche, Reden voller Klischees, die in unserem Fall tatsächlich zutrafen: wie geschaffen füreinander … wahre Liebe … vom Schicksal bestimmt .
    Ich dachte an unseren Flug nach Hawaii am nächsten Morgen. Andy und ich hatten händchenhaltend in der ersten Klasse gesessen und über all die kleinen Missgeschicke an unserem Hochzeitstag gelacht. Welchen Teil der Anweisung «Halten Sie sich im Hintergrund» hatte der Videokameramann nicht verstanden? Hätte es auf dem Weg zum Empfang noch heftiger regnen können? Hatten wir seinen Bruder James jemals so betrunken gesehen? Ich dachte an unsere Sonnenuntergangsspaziergänge in den Flitterwochen, und besonders lebhaft erinnerte ich mich an einen Vormittag, den Andy und ich an unserem abgelegenen, halbmondförmigen Strand namens Lumahai verbracht hatten, an der Nordküste von Kauai. Weicher weißer Sand und Lavafelsen, die dramatisch aus dem türkisblauen Wasser ragten – es war ein so atemberaubendes Fleckchen Erde, wie ich es noch nie gesehen hatte. Irgendwann, während ich den Ausblick bewunderte, legte Andy sein Buch beiseite, kam auf unserem riesigen Strandlaken näher, nahm meine Hände und küsste mich. Ich küsste ihn auch und prägte mir den Augenblick ein. Das Rauschen der Brandung, der sanfte Wind in meinem Gesicht, die Luft roch ein bisschen nach Zitrone und unserem Kokos-Sonnenöl. Ich sagte Andy, ich sei noch nie so glücklich gewesen. Und das war die Wahrheit.
    Aber das Beste kam nach der Hochzeit, nach den Flitterwochen und nachdem wir in unserem winzigen Apartment in Murray Hill die ganzen praktischen Geschenke ausgepackt hatten – und auch die unpraktischen, ausgefallenen, die wir in unseren Lagercontainer in Downtown Manhattan verbannten. Das Beste kam, als unser Alltagstrott als Ehemann und Ehefrau anfing. Beiläufig, entspannt, real. Das Beste an unserer Ehe war, dass wir jeden Morgen zusammen unseren Kaffee tranken und uns unterhielten, bevor wir zur Arbeit gingen. Dass sein Name alle paar Stunden in meinem E-Mail-Eingang auftauchte. Dass wir abends in den Speisekarten der diversen Lieferservices blätterten, uns überlegten, was wir am Abend essen sollten, und uns vornahmen, eines Tages in nächster Zukunft tatsächlich unseren eigenen Herd zu benutzen. Das Beste war jede Fußmassage, jeder Kuss und unsere Begegnungen im dunklen Schlafzimmer.
    Ich konzentrierte mich auf diese Gedanken. Auf die Details, die unsere ersten gemeinsamen hundert Tage ausmachten.
    Aber als Annie mir den Bagel brachte, war ich in
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