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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben
Autoren: Emily Giffin
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Gedanken wieder auf dieser Kreuzung, und ich hatte wieder Herzklopfen. Ich wusste plötzlich, ich konnte noch so glücklich über mein Leben mit Andy sein, ich würde diesen Augenblick trotzdem nicht so bald vergessen, das Gefühl, dass es mir die Kehle zuschnürte, als ich sein Gesicht wiedersah. Obwohl ich mir so verzweifelt wünschte, es zu vergessen. Gerade weil ich es vergessen wollte.
    Betreten schaute ich in den Spiegel an der Wand neben meinem Tisch. Ich hatte keinen Grund, mir über mein Aussehen Sorgen zu machen, allerdings hatte ich noch weniger Grund, triumphierend festzustellen, dass ich heute, an einem regnerischen, anstrengenden Nachmittag, überraschenderweise besonders gutes Haar hatte. Ich hatte auch einen rosigen Glanz im Gesicht, aber das, sagte ich mir, waren nur rote Wangen von der Kälte. Nichts weiter.
    Und dann klingelte mein Handy, und ich hörte seine Stimme. Eine Stimme, die ich seit acht Jahren und sechzehn Tagen nicht gehört hatte.
    «Warst du das wirklich?», fragte er. Seine Stimme war noch dunkler als in meiner Erinnerung, aber davon abgesehen erkannte ich ihn sofort wieder. Es war wie die Fortsetzung eines Gesprächs, das erst vor einer Stunde unterbrochen worden war.
    «Ja», sagte ich.
    «Hm», sagte er. «Du hast immer noch dieselbe Handynummer.»
    Nach einem längeren Schweigen, das ich mich auszufüllen stur weigerte, fügte er hinzu: «Manches ändert sich vermutlich nie.»
    «Ja», sagte ich noch einmal.
    Denn so ungern ich es zugab: In diesem Punkt hatte er recht.

Zwei
    Für mich ist der schönste Film aller Zeiten wahrscheinlich Harry und Sally . Ich liebe ihn aus vielen Gründen: wegen des guten Achtziger-Jahre-Gefühls, wegen der schrägen Chemie zwischen Billy Crystal und Meg Ryan, wegen der Orgasmusszene in Katz’s Deli. Aber am besten finde ich wahrscheinlich die kleinen alten Ehepaare mit den funkelnden Augen, die da auf dem Sofa sitzen und erzählen, wie sie sich kennengelernt haben.
    Als ich den Film das erste Mal sah, war ich vierzehn Jahre alt und noch nie geküsst worden, und ich hatte es nicht eilig damit, mir wegen eines Jungen einen Knoten ins Höschen zu machen, um einen Lieblingsausdruck meiner Schwester Suzanne zu benutzen. Ich hatte erlebt, wie Suzanne sich mehrmals hintereinander heftig verknallte, nur um dann auf die Schnauze zu fallen – öfter, als ich meine Zahnspange nachstellen lassen musste, und diese Bauchlandungen schienen mir nicht besonders verlockend.
    Aber ich erinnere mich, wie ich in diesem überklimatisierten Kino saß und mich fragte, wo mein zukünftiger Ehemann in diesem Augenblick wohl sein mochte, wie er aussah und wie er sich anhörte. War er gerade bei einem ersten Date, händchenhaltend, mit Fruchtgummis und einer großen Sprite, die sie sich teilten? Oder war er viel älter, schon auf dem College und erfahren im Umgang mit Frauen und der Welt? War er Football-Star oder Trommler in der Marschkapelle seiner Schule? Würde ich ihn auf einem Flug nach Paris kennenlernen? In einem hochkarätigen Vorstandszimmer? Oder an der Gemüsetheke im Supermarkt meiner Heimatstadt? Ich malte mir aus, wie wir unsere Geschichte erzählten, immer wieder, uns an den Händen haltend wie diese bezaubernden Ehepaare auf der Leinwand.
    Aber ich sollte noch lernen, dass die Dinge selten so hübsch ordentlich verlaufen wie in einer Anekdote, die man mit glänzenden Augen auf einem Sofa zum Besten gibt. Ich fand mit der Zeit heraus, dass fast immer, wenn man diese Geschichten von Ehepaaren hört, ein bisschen dichterische Freiheit und ein Schuss Romantik im Spiel sind und dass sie im Laufe der Zeit auf Hochglanz poliert werden. Und wenn man nicht gerade seinen Highschool-Liebsten heiratet (aber manchmal sogar dann), gibt es meistens eine weniger glanzvolle Vorgeschichte. Es gibt Leute und Orte und Ereignisse, die die Geschichte schöner machen, und es gibt Leute und Orte und Ereignisse, die man lieber vergisst oder an die man sich zumindest nicht mehr genau erinnert. Am Ende kann man dann ein hübsches Etikett auf die Sache kleben: «Glück» oder «Schicksal». Oder man kann glauben, dass das Leben sich eben einfach so unberechenbar entwickelt.
    Aber wie man es auch nennen will, anscheinend hat jedes Paar zwei Geschichten: die überarbeitete Fassung, die man auf dem Sofa erzählen kann, und die ungekürzte, die man besser auf sich beruhen lässt. Bei Andy und mir war es nicht anders. Auch von unserer Geschichte gibt es zwei Versionen.
    Aber beide haben
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