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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman
Autoren: Thea Dorn
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seien? Wie verdorben müssen Journalisten sein, um so etwas zu schreiben? Habe ich ihnen als Opfer nicht genügend Unterhaltung geboten? Warum demütigen sie mich auf ihre Weise fast so schlimm, wie mein Peiniger mich gedemütigt hat? Fühlen sie sich abends besser, wenn sie den ganzen Tag Lügen über mich verbreitet haben?
    Und deshalb: Ja, ich werde noch einmal in diese Hölle hinabsteigen, werde ihre verdammte Sensationsgier befriedigen, werde mich selbst erniedrigen, nur damit diese Lügen endlich aufhören!
    Das erste Körperliche, was mein Peiniger mir antat, war, dass er mich zwang, mich zu rasieren. Und zwar nicht einfach so, sondern ich musste mich auf eine der beiden Kraftmaschinen setzen und die beiden schwarzen Bügel mit meinen Oberschenkeln auseinanderdrücken. Jedes Mal, wenn mich die Kraft verließ, und die Gewichte meine Beine zusammenschnellen ließen, schnitt ich mich. Er fragte lachend, ob das nicht viel mehr Spaß machen würde als meine albernen Schenkelritzereien. (Muss ich wirklich erwähnen, dass ich es widerlich fand, mich an dieser Stelle zu rasieren? Und wie sehr ich meine Mitschülerinnen verachtet hatte, die, kaum dass ihnen die ersten Haare gesprossen waren, schon damit geprahlt hatten, wie »geil« es sei, »da unten« rasiert zu sein, oder noch schlimmer: die eine von diesen obszönen Landebahnen stehen ließen?)
    Er befahl mir, mich zu schminken, ohne Spiegel, mit einem knallroten Lippenstift, von dem er behauptete, dass er ebenfalls einem seiner Opfer gehört habe. Mit der Begründung, meine Übungen an der Metallstange und den Kraftmaschinen würden ihn allmählich langweilen, begann er abermals, mich zu schlagen.
    Schließlich musste ich zu einem Regal gehen, in dem bestimmt zehn Paar Fahrradschuhe standen, die offensichtlich alle ihm gehörten und mir deshalb viel zu groß waren. Als ich die Verschlüsse nicht richtig zubekam, schlug er mich wieder und zwang mich, auf das Fahrrad zu steigen. Ja. Auf das Fahrrad, an dem er seine kleine sadistische Veränderung vorgenommen hatte. Da ich weder mit diesen Schuhen noch mit den komischen Pedalen die geringste Erfahrung hatte, rutschte ich wieder und wieder ab. Er wollte sich ausschütten vor Lachen. Endlich gelang es mir loszutreten. Im Stehen. Ich wusste, was geschah, wenn ich müde wurde. (Um es an dieser Stelle zum letzten Mal zu sagen: Ich hatte noch mit keinem Jungen geschlafen. Ich war Jungfrau, als ich meinem Peiniger in die Arme lief.)
    Zum Glück war ich im Juni und Juli ziemlich viel Rad gefahren. Auf meinem Fahrrad. Einem billigen Mountainbike mit ganz normalen altmodischen Pedalen. (Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder auf ein Rad steigen kann. Neulich - hier in Berlin traue ich mich langsam wieder, auf die Straße zu gehen, weil die Leute mehr mit sich beschäftigt sind und weniger gaffen als in Köln -, neulich also blieb ich an einer Fußgängerampel stehen, die gerade rot geworden war. Ein Fahrradkurier versuchte, schnell vor den Autos loszufahren - und dabei rutschte er aus einem der Klickpedale. Diese Bewegung am Rande meines Blickfelds löste eine derartige Panik in mir aus, dass mir schwindlig wurde und ich sofort nach Hause gehen musste.)
    Fast schien es mir, als würde es meinen Peiniger beeindrucken, dass ich so lange durchhielt. Gleichzeitig machte es ihn wütend. Er kam und stellte die Gangschaltung schwerer. Bis meine Beine nicht mehr konnten. Mit Schlägen zwang er mich, trotzdem weiterzutreten, immer weiter. Die ganze Zeit brüllte er: »Siehst du jetzt, wie schwach du bist, du F…? Und du bildest dir ein, mich anmachen zu können?«
    Und dann sah ich, dass er seine Jeans geöffnet hatte. Er zerrte mich vom Fahrrad. Der Rest ging Gott sei Dank schnell.
    Natürlich habe ich darüber nachgedacht, mich umzubringen. Der Wille, das alles überleben zu wollen, kam erst später. Aber verraten Sie mir mal, womit Sie sich in diesem schwarzen Kellerloch getötet hätten? Nachdem mein Peiniger seine Bedürfnisse ausreichend an mir befriedigt und mich allein gelassen hatte, brachte mich nichts mehr in die Nähe des abscheulichen Fahrrads. Und selbst wenn ich dieses Monstrum jemals wieder freiwillig angefasst hätte: Ich bezweifle, dass es mir gelungen wäre, die Kette oder das Kettenblatt (damals nannte ich es einfach »dieses vordere Zahnrad«) herunterzubekommen. Und dann? Die einzige Tür des Raumes hatte keine Klinke, an der ich die Kette hätte befestigen und mich vielleicht erhängen können. Und ich weiß
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