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Maedchenmoerder Ein Liebesroman

Titel: Maedchenmoerder Ein Liebesroman
Autoren: Thea Dorn
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an, mir in den Magen zu treten.
    »Du hältst dich wohl für besonders taff, F…!« (Ich möchte dieses Wort, das ich in den nächsten Wochen ständig hören sollte, nicht wiederholen.)
    Als er merkte, dass er auf diese Weise mit mir nicht weiterkam, befahl er mir, mich auszuziehen. An dieser Stelle sprach ich mein erstes Wort.
    »Nein.«
    Und das Lächeln auf seinem Gesicht verriet mir, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Natürlich begann er, darüber zu spotten, dass die »F…« ja doch sprechen könne. Und dass ihn sprechende »F... n« noch mehr anmachen würden als »F... n« im Allgemeinen.
    Ich fand das Ausziehen schlimmer als das Geschlagenwerden. Beim Sport habe ich es meistens vermieden, unter die Dusche zu gehen. Oder wenn, habe ich versucht, es so einzurichten, dass ich erst dann unter die Dusche ging, wenn alle anderen fertig waren. Dennoch verzichtete ich darauf, ein zweites Mal zu protestieren.
    Er lümmelte sich auf die Matratze und befahl mir, ans andere Ende des Raumes zu gehen, an dem sich ein flaches Holzpodest mit einer senkrechten Metallstange, eine Art Verkehrsschildmast, befand. Im Vorübergehen sah ich, dass das Fahrrad tatsächlich ein Rennrad war. Allerdings stand es nicht einfach so herum, sondern war mit einem Metallgestell auf zwei breiten Kunststoffrollen montiert. Und der Sattel fehlte. (Was ich zu diesem Zeitpunkt völlig arglos registrierte.) Rechts und links von dem Holzpodest, das ich nun betrat, gab es Kraftmaschinen für Arme und Beine. An einer Wand lehnten zwei weitere Fahrräder, eins ohne Reifen. Ich verstand nicht wirklich, an was für einen Ort ich geraten war.
    Offensichtlich machte der Mann viel Sport - was erklärte, warum sein Körper so durchtrainiert war. Trotz des rosa Poloshirts und der Jeans, die er trug, konnte ich das sofort erkennen. Dass ich mich im privaten Trainingskeller eines ehemaligen Radrennprofis befand, der diesen Keller um einige andere Funktionen erweitert hatte, nachdem er sein linkes Knie im letzten Frühjahr endgültig kaputt trainiert hatte - das alles erfuhr ich erst, als wir schon viele hundert Kilometer von diesem Ort entfernt waren.
    Ich begann, mein T-Shirt über den Kopf zu streifen, und er fragte mich, ob ich blöde »F…« noch nie etwas von Striptease gehört hätte. Er befahl mir, von vorn anzufangen, und zwar diesmal so, dass sich bei ihm irgendetwas »regen« könne. Gegen meinen Willen musste ich ihn dafür bewundern, dass er sich vor der Matratze nicht ekelte, die sich bei Lichte besehen als noch widerlicher erwies, als ich im Dunkeln vermutet hatte. Und ich war ihm dankbar, dass er seine Jeans anbehielt. Ach ja: Das Licht in dem Raum kam von einem Kasten mit mehreren Neonröhren, der an der Decke befestigt war. Klassenzimmerbeleuchtung. Ich fragte mich, wie die Insekten, die in dem Kasten klebten, in den fensterlosen Keller gefunden hatten. Ob der Kasten vorher in einem anderen Raum mit Fenster installiert gewesen war? An solchen Überlegungen hält sich die Seele fest, wenn der Körper gezwungen ist, Dinge zu tun, die sie verletzen.
    Als mein Peiniger den schlichten schwarzen Sport-BH sah, von dem ich gleich drei Stück besaß und den ich meistens trug, lachte er und höhnte, was für eine verklemmte »F…« er sich diesmal angelacht hätte.
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass er aufstehen und mich wieder schlagen würde, aber er befahl mir von seiner Matratze aus, zu dem offenen Pappkarton zu gehen, der hinten auf dem Podest, direkt an der Wand, stand. In dem Karton war Unterwäsche. Rote, schwarze, weiße und gepunktete Slips und BHs, insgesamt vielleicht acht oder neun Stück. Die Sachen waren viel »sexyer« als die Unterwäsche, die ich trug. Aber auch keine richtige Reizwäsche. Der gepunktete Slip mit den Rüschen zum Beispiel hätte ohne weiteres Carina gehören können. In den Wäscheabteilungen der Kaufhäuser hängen solche Teile bei Young Line oder Miss B .
    Er fragte mich, ob ich eine Ahnung hätte, warum diese Kiste dort stehe. Ich verneinte, woraufhin er mich abermals auslachte und mir androhte, etwas sehr Schreckliches mit meinen Brüsten zu tun - wenn ich sowieso nicht wisse, was ich mit den Dingern anfangen solle. Ich versuchte, meine eigenen Kleider so schnell wie möglich ausund den gepunkteten BH mit dem Slip anzuziehen.
    Dann geschah etwas, von dem meine Therapeutin meint, dass es mir womöglich das Leben gerettet hat. Ich rede nicht gern darüber, aber: In den Monaten vor meiner Entführung war es mir
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