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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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vermissen sie. Die Familie.«
    Ove und Eva hatten testamentarisch verfügt, dass ihre Körper der Wissenschaft übergeben werden sollten. Die Anregung dazu kam von ihrem geliebten Poul Henningsen, der sie in den sechziger Jahren auf das Anatomische Institut aufmerksam machte. Wenn die Körper untersucht wurden und ihre Verwendung gefunden haben, werden sie verbrannt und anonym begraben. So gab es weder eine traditionelle Beisetzung noch ein typisches Grab.
    Noch Tage nach seinem Tod war Ove Sprogøe auf den Titelseiten der Zeitungen. »Gab auf, als die Frau starb«, hieß es, oder: »Starb vor Kummer«. Danach folgten unzählige Worte des Gedenkens. Sowohl Kollegen und Filmkritiker als auch Menschen aus der Bevölkerung standen Schlange, um vor Ove den Hut zu ziehen.
    Regisseur und Fan Ole Bornedal entdeckte sogar ein Graffiti im Stadtteil Nørrebro: »Ove Sprogøe ist tot.«
    »Das zeigt die Achtung vor seiner Menschlichkeit. Ove Sprogøe war ein guter Schauspieler, ohne Frage. Aber er war auch ein großer Mensch mit einer Wahnsinnsausstrahlung. Wie viele dänische Schauspieler standen auf so einem Podest wie er? Ove Sprogøe hat unglaublich viele Menschen beeinflusst und ganz unterschiedliche Schichten der Bevölkerung erreicht. Leute wie Dirch Passer und Ove Sprogøe hingen an nichts. Wenn Ove wie ein Pferd gearbeitet hat, dann nicht, um damit Millionen zu scheffeln. Der Mann war ein Gaukler. Es freute ihn, den Leuten Geschichten zu erzählen und sie zu begeistern. Das ist schlicht und ergreifend Großzügigkeit.«
    Die Theaterkritikerin Nina Davidsen schrieb in ihrem Nachruf: »Ove Sprogøe war nicht beliebt, sondern wurde geliebt. Als jemand, der die Generationen mit populärer Kultur, Szeneleben, konsequenten Meinungen und absoluter Glaubwürdigkeit vereint. Er war eine nationale Ikone und hätte sich diese ›Ehre‹ verbeten. Das kann er nun aber nicht mehr.«
    Der Filmkritiker Kim Skotte bezeichnet Oves Tod als Zeitenwende: »Nicht nur im dänischen Film ist eine Epoche zu Ende gegangen, vielleicht überhaupt eine Epoche. Als wenn eine Zeit vorbei wäre. Ein Stück dänischer Geschichte. Eine Zeit, in der der Begriff ›dänisch‹ als solcher noch einen eindeutigen Wert hatte. Wo ein Schauspieler wie Ove Sprogøe die Stimmung einer ganzen Nation heben konnte und mit seinem Schauspiel, seiner Ernsthaftigkeit und seinem durch und durch anständigen Wesen Stoff zum Nachdenken gab.«
    Auch Klaus Rifbjerg sagte in der Presse Ove Sprogøe Lebwohl: »Er saß an den Werktagen so ordentlich im Bus – Ove Sprogøe, einer von vielen auf dem Weg zur Arbeit in der Stadt, und die wenigsten machten sich darüber Gedanken, dass er zwischendurch ein Rendezvous mit den Wundern hatte. Dafür ließen sie ihn aber in Ruhe, denn alle wussten, dass er ihnen vielleicht etwas schenken würde: einen Schimmer des Göttlichen, etwas Anrührendes, ein großes Gelächter, das keiner verpassen wollte und von dem jeder wusste, es kam von ihm und war für sie bestimmt. Bescheidenheit kann laut sein, die von Ove Sprogøe war leise. Nun ist er still, und wir dürfen weinen. Vor allem aus Dankbarkeit.«
    Die Familie gab den Journalisten keine Interviews mehr. Im Tausch für den Frieden schrieb ihnen Henning Sprogøe eine E-Mail, die mit den Worten schloss: »Seinen Eltern zu dem Zeitpunkt, den man am meisten in seinem Leben gefürchtet hat, so nah zu sein, war keine Pflicht, sondern eines der größten Privilegien, die wir jemals haben konnten. Aber die Sehnsucht bleibt.«
    Heute sagt Henning über jene Zeit: »Die Sehnsucht war wie ein großes leeres Rumoren und Ziehen im Bauch. Es war, als ob man an einem Bahnhof zum Abschied winkt. Man hängt aus dem Fenster und winkt, während der Zug den Bahnsteig verlässt. Die Lieben, denen man zuwinkt, werden immer kleiner, und man selbst wird immer einsamer. Der Tod ist ein Teil meines Lebens geworden.«

Oves Erbe
    Inzwischen sind mehrere neue Generationen von Schauspielern und Regisseuren herangewachsen. Aber Ove Sprogøe lebt in ihnen fort. Zwei dänische Weltstars berufen sich auf ihn: »Er erzählt eine Geschichte, versucht aber nie, sich vor die Erzählung zu drängen. Es geht ihm nicht um ihn. Er will uns ein Erlebnis verschaffen, und das hat er getan. Für mich bleibt er einzigartig, ein Vorbild«, sagt Ulrich Thomsen.
    Kollege Mads Mikkelsen (Träger des Europäischen Filmpreises 2011) ist derselben Meinung: »Es gab nicht so viele Schauspieler in seiner Generation, die den Naturalismus
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