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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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saßen Ove und Eva die meiste Zeit im Keller, weil es dichter an ihrem Petroleumofen war und sie sich in den kleineren Räumen wohler fühlten. Ove erzählte oft Geschichten aus ihrem langen Leben und wurde dabei, anders als die eher nüchterne Eva, manchmal etwas sentimental. Er sprach auch gern über Politik, und wenn von der Dansk Folkeparti (rechtspopulistische Partei in Dänemark) die Rede war, platzte er fast vor Wut.
    Von großer öffentlicher Lebensrückschau hielt Ove Sprogøe nichts. Nur einmal verriet er der Presse seine geheimsten Gedanken: »Ich weiß, dass meine Zukunft begrenzt ist, aber ich denke nicht ständig an den Tod. Das macht man nicht, solange man am Leben ist. Ich bin nicht religiös, aber zuweilen sage ich mir: Irgendetwas muss es doch geben, das gewollt hat, dass es mit mir so gekommen ist, wie es kam. Von irgendwoher muss das gekommen sein. Und dann ist man schon beim Glauben.«
    Seine Karriere war für Ove kein Grund, sonderlich stolz zu sein. Eines Tages, als Sven im Internet gelesen hatte, dass Ove Sprogøe von allen dänischen Schauspielern in den meisten Filmen mitgewirkt hatte, erzählte er es seinem Vater. Sie standen am Wohnzimmerfenster in Tømmerup und schauten auf die Straße, und Sven wartete auf irgendeine Reaktion oder Erwiderung. Doch Ove sagte nichts. Erst nach längerer Zeit kam ein halblautes »Tja.« Damit war das Gespräch beendet.

Charlot und Charlotte
    Am Theater konnte Ove nicht mehr arbeiten, wohl aber bei Film und Fernsehen, wo man sich weniger Text auf einmal zu merken braucht und Szenen wiederholen kann. 1990 bekam Ove Sprogøe ein Angebot von dem jungen Regisseur Ole Bornedal, der später mit dem Erfolgs-Thriller »Nachtwache« begeisterte und selber dann auch das amerikanische Remake »Nightwatch« mit Ewan McGregor und Nick Nolte drehen sollte.
    Ole fühlte sich seit den vielen Kinobesuchen in seiner Kindheit in Nordjütland in den sechziger Jahren mit Ove Sprogøe verbunden: »Er ist wie ein Freund für mich. Ein fröhlicher, kleiner, genauer Mann mit einer lustigen Ausstrahlung, die Kinder an Erwachsenen so mögen, weil sie dann ihresgleichen sehen. Für mich ist Ove nicht mein Vater, aber fast – vielleicht mein Onkel. Und er hat Augen, die so viel Kameradschaft und Liebe versprühen, dass man das Kino gar nicht verlassen möchte, wenn der Film vorbei ist. Er begleitet mich. Er ist immer da, in den kleinen und in den großen Rollen – immer so ordentlich, so genau, so anwesend. Ja, genau das ist er: Er ist da.«
    Als Ole Bornedal erwachsen war, kam er nach Kopenhagen und sah Ove Sprogøe im Theater: »Ich habe es mir erkauft, den Mann zu sehen. Und so wahr mir Gott helfe, da stand er plötzlich ganz dicht vor mir, nur ein paar Meter von meinem Platz entfernt, ohne Leinwand zwischen uns. Ich war kurz vorm Heulen. Ich wollte am liebsten hoch zu ihm und ihn umarmen, aber ich bin nur ein schwerer, träger Nordjütländer und besitze nicht seinen Stil, seine Noblesse, seine Bildung. Außerdem hatte ich ja bezahlt, um ihn zu sehen. Das ist eigentlich Betrug, das reicht nicht. Er verdient mehr.«
    Und er hat es bekommen. Ole Bornedal gab ihm eine Rolle in seiner Fernsehcomedy »Dr. Dip«: »Ove spielt einen Oberarzt, der irgendwie sein Leben verpasst hat. Wir kennen das. Er hat die Bi-bliothekarin geheiratet, statt mit der interessanten Frau nach Afrika zu fahren. Das soll er nun Dr. Dip erzählen. Er soll ihm sagen, dass er sein Leben leben soll, solange Zeit ist. Zum ersten Mal wurde etwas von mir Geschriebenes zu Kunst. Es war, als hätte ich meinen Text einem dänischen Sir Laurence Olivier gegeben. Es war fantastisch, was er da rausholte. In dem Moment habe ich mich richtig in den Mann verliebt.«
    Auch Ove sparte nicht mit Lob, als er vier Jahre später »Nachtwache« sah und Ole Bornedal in einem Brief dazu beglückwünschte. Kurz darauf bot ihm Bornedal an, in seiner Fernsehserie »Charlot und Charlotte« den Grafen Birksted zu spielen. Einen alten Mann, der aus seinem Pflegeheim ausbricht und zu seiner Heimatinsel Fünen zurückwill, um dort zu sterben. Charlot und Charlotte begegnen ihm unterwegs und nehmen ihn in ihrem VW -Käfer mit auf ihre Reise durch Dänemark.
    In der ersten Folge dieses bunten Road-Movies verläuft sich Graf Birksted an einer Fähranlegestelle und irrt, nur mit einem Nachthemd bekleidet, in heilloser Panik durch die Gegend. Im zweiten Teil stirbt er in einem Sessel vor seinem Gut. Eine Schlüsselszene für Schauspieler und
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