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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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in der Straße Skibhusvej. Kukker, Bussi und Ove hatten nichts anderes im Sinn, als an den Sonntagnachmittagen so schnell wie möglich in eine der drei vordersten Reihen zu gelangen. Dann warteten sie, bis der Klavierspieler kam, sich hinter den Vorhang setzte und zu spielen begann. Auch im Palads (Palast-) Theater in der Vestergade waren sie oft, dort gab es sogar ein ganzes Orchester. Manchmal war auch in der Woche Zeit für einen Kinobesuch. Dann kamen die Mutter und Schwester Inger mit, und alle drei beeilten sich, vor 18 Uhr zu Hause zu sein, wenn der Vater von der Arbeit kam.
    Etwas Schöneres gab es für den kleinen Ove nicht: »Schon als Kind war ich besessen vom Film. Meine Bewunderung für alles, was Filmstar hieß, war grenzenlos. Jedes Mal, wenn ein neuer Shirley-Temple-Film ins Land kam, war ich einer Ohnmacht nahe. Ich schrieb ihr und war stolz, dass ich Antwort bekam, auch wenn diese sicher vorgedruckt war. Die Faszination vom Theater- und Schauspielerleben lag in mir, ohne dass ich ahnen konnte, selbst irgendwann einmal dort zu landen.«

Die besten Schulnoten sind gerade gut genug
    Im Spätsommer 1926, mit sechseinhalb Jahren, wurde Ove eingeschult. Mit neuem Tornister und hellwachem Verstand kam er an die Östre-Schule. Bald schon hatte er den Dreh heraus, wie er sich vor Hausaufgaben drücken konnte. Er fragte seine Lehrer so lange nach dem Stoff aus, bis er ihn im Schlaf beherrschte. Er »fragte sie zu Tode«, wie er später bekannte. So hatte er mehr Zeit zum Spielen.
    An der Östre-Schule saßen in jeder Klasse ungefähr 35 Schüler. Von der ersten Klasse an wurden Zensuren erteilt, sowohl mündlich als auch schriftlich. Ove Sprogøes Zensurenhefte aus den ersten drei Jahren zeugen davon, dass er ein absoluter Musterschüler war. Das bedeutete auch, dem Lehrer zu gehorchen und sich in der Klasse still und ruhig zu verhalten. Alles Wissen sog er begierig auf, beherrschte seinen Stoff und war auch bei Vorträgen nicht nervös. Wenn es darauf ankam, konnte er sich konzentrieren. Seine Antworten saßen bis ins letzte Detail.
    Ove hatte es nicht so mit Fußballspielen wie andere Jungen. Vor jeder Turnstunde bat er darum, lieber freie Übungen machen zu dürfen. Aber er war diszipliniert und in der Lage, sich unterzuordnen. Vielleicht zu sehr. Als Ove in der 2. Klasse vom Lehrer aufgefordert wurde, seinen Mitschülern vorzulesen, während er einen Weg erledigte, stellte Ove sich an ein Pult in der ersten Reihe und begann pflichtschuldigst zu lesen. Plötzlich merkte er, wie ihn seine Blase drückte. Aber er sollte ja vorlesen und wollte nicht ungehorsam sein. In den Hof konnte er also nicht. Er musste bleiben und weiterlesen. Warum nicht einfach in die Hosen pinkeln? Das würde doch niemandem auffallen, dachte sich der achtjährige Ove in seiner Not und ließ das Wasser laufen. Still und leise rann es am Bein herab, während sich der brave Junge mit dem Text abrackerte und insgeheim das Beste hoffte. Auf einmal brach die ganze Klasse in schallendes Gelächter aus, denn natürlich hatten alle gesehen, wie sich unter Oves Pult eine kleine Pfütze bildete. Im Rückblick sagte er selber: »Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass wir keine Angst vor den Lehrern hatten. Andererseits vermittelte uns die Autoritätsgläubigkeit Regeln, mit denen wir uns sicher fühlen konnten. Aber, Herrgott, natürlich hatten wir vor den Lehrern Angst. Wenn wir unartig waren, setzte es Strafen. Das war damals ja noch die Zeit des Rohrstocks. Aber ohne mir einen Heiligenschein ausstellen zu wollen, glaube ich nicht, dass ich den Stock jemals zu spüren bekam. Was wiederum sehr ungewöhnlich war.«
    Aus der Familie Sprogøe Petersen waren viele Kinder auf die etwas bessere Mulerne-Schule gegangen. Dorthin sollte Ove auch, meinten die Eltern. Er bestand die Aufnahmeprüfung und kam nach den Sommerferien 1929 fröhlich in die vierte Klasse. Allerdings musste er sie nach ein paar Monaten schon wieder verlassen.
    Oves Vater hatte kurz zuvor bei Poul Söndergaards Buchdruckerei gekündigt, um mit einem Kollegen sein eigenes Geschäft zu gründen. Doch das Wagnis schlug fehl, der Betrieb musste schließen. In aller Eile beschloss Arthur, nach Kopenhagen zu gehen und dort Arbeit zu suchen. Geld für Miete und Essen liehen ihm die nächsten Angehörigen, was Oves Mutter gar nicht passte. Sie empfand die Situation als sehr erniedrigend. Knapp zwei Monate später fand Arthur in Kopenhagen einen neuen Job und eine geeignete Wohnung. Die
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