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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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bei vollem Lohn. Viele Jahre nach dem Krieg machte er sich einen Witz daraus, der Seeminen-Behörde eine kostenlose Vorstellung anzubieten, weil diese schließlich einen Teil seiner Ausbildung bezahlt hätte. »Ich war es nicht unbedingt leid, im Büro zu arbeiten, aber das andere in mir war stärker. Der Wunsch aufzutreten. Ich wollte etwas anderes, und das habe ich durch­gesetzt.«
    1942 nahm Ove Sprogøe Kontakt zu dem Schauspieler und Regisseur John Price auf. Um bei Price Eindruck zu schinden, hatte er sich für ein Stück aus seiner Mittelschulzeit entschieden: »Es war einmal«. Er gab alles in seiner Rolle als junger Prinz. John Price brach vor Lachen fast zusammen, hustete kräftig und sagte: »Ja, an der Darstellung ist nichts auszusetzen, aber nie und nimmer werden Sie diese Rolle spielen!«
    Ove fiel aus allen Wolken: »Als ich zu John Price ging, hatte ich gar nicht darüber nachgedacht, dass ich ziemlich klein bin
(1,70 Meter) und dass mein Gesicht mehr ulkig als schön ist. Und ich habe ja auch später niemals die jungen Helden oder die großen Herrscher gespielt.« Stattdessen sollte er sich in Ibsens »Terje Vigen« versuchen, und das ging besser. Das ging sogar so gut, dass John Price Ove Sprogøe anbot, zum halben Preis bei ihm zu lernen. Ove war außer sich vor Freude, doch als John Price kurze Zeit später Lehrer an der Schule des Königlichen Theaters wurde, konnte er nicht mehr nebenbei unterrichten und die Vereinbarung wurde aufgelöst.
    Nun kam er zu Elith Foss, einem Schauspieler am Königlichen Theater. Er führte Ove bis zur ersten Aufnahmeprüfung an der Nachwuchsschule des Theaters. Nur einer von 54 Bewerbern wurde angenommen. Ove war es nicht. »Das liegt nur daran, weil Sie nicht schön sind. Die machen da offenbar einen Schönheitswettbewerb. Ich kann nichts anderes feststellen, als dass Sie Talent haben!«, regte Elith Foss sich auf. Diesen Vorwurf, ein Schönheitswettbewerb statt eine seriöse Schauspielschule zu sein, erhob er sogar in einem Offenen Brief an die Schule. Ein Teil seiner Empörung rührte sicher von seinen eigenen Komplexen, denn er war ebenfalls nicht sehr groß. Im Nachhinein betrachtet hatte er recht mit dem Zeugnis, das er Ove ausstellte, aber leicht zu akzeptieren war es für den jungen Mann zu diesem Zeitpunkt sicher nicht.
    Elith Foss wollte nun nicht weiter mit Ove arbeiten, und Ove wusste nicht, was er anfangen sollte. Als letzten Ausweg rief er Sigfred Johansen an, der in den dreißiger Jahren einer der großen Namen in Theater und Film war.
    Der wies Ove ab: »Ja, ja, junger Mann, Sie mögen ja sehr gut sein, aber ich unterrichte keine Schüler. Gehen Sie zu Knud Heglund.« Da wurde Ove plötzlich vom Teufel geritten: »Wissen Sie was, Herr Johansen, ich rufe doch nicht bei Ihnen an, damit Sie mich dann an Knud Heglund weiterreichen!«
    »Verdammt«, antwortete Sigfred Johansen überrascht, »na, beruhigen Sie sich mal und kommen Sie zu mir, dann können wir darüber reden.«
    Der Unterricht bei Sigfred Johansen verlief gut, bis auf die Phasen, in denen der Dramalehrer an Depressionen litt. Deshalb hatte er sich von der Bühnenarbeit etwas zurückgezogen. Einmal war der Unterricht eine Zeit lang unterbrochen, weil Johansen versucht hatte, sich im Hasenwald das Leben zu nehmen. Ove Sprogøe wartete ungeduldig auf seine Genesung. Sigfred kämpfte sich ins Leben zurück, und endlich kam der Tag, da Ove zur Aufnahmeprüfung konnte – zum zweiten Mal.
    Unter den Prüfern entdeckte er die große Frau des dänischen Films, Bodil Ipsen, gemeinsam mit Bodil Kjer Namensgeberin für den Bodil-Filmpreis, den dänischen Oscar. Sie lächelte ihm die ganze Zeit zu. »Wenn sie sich für mich einsetzt, dann klappt es«, dachte Ove. Auf das Urteil musste er einige Tage warten, und als der Brief schließlich durch den Briefschlitz plumpste, war er so aufgeregt, dass er auf der Stelle hätte sterben können. Es war wieder eine Ablehnung. Ohne Begründung.
    Ove gab noch immer nicht auf und beschloss jetzt, den Leiter der Schule, Holger Gabrielsen, persönlich aufzusuchen. Der Schauspieler und Regisseur war eines der Mitglieder der Aufnahmekommission. Morgens hatte Ove die Absage erhalten, am Nachmittag baute er sich vorm Bühneneingang des Theaters auf, um mit Gabrielsen zu reden. Als der endlich kam, bat Ove um eine Erklärung. Holger Gabrielsen packte Ove Sprogøe am Kinn und drehte sein Gesicht herum, so dass es richtig im Licht war. »Sehen Sie sich doch mal Ihr Profil
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