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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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fest.
    Nach der Hochzeit zog das junge Paar in die neue Wohnung in einem der Häuser der Baugewerkschaft von der Carlsberg Brauereien in Valby. Obwohl Ove eine kurze Zeit sowohl sein Gehalt von der Seeminen-Behörde als auch spärliche 50 Kronen pro Monat von der Schauspielschule bezog, reichte das nicht. Das Paar lebte von Evas Bürogehalt und von den Fleischpaketen aus der Schlachterei ihres Vaters.
    Die Besatzung hinterließ ihre Spuren im Alltag aller Dänen. Doch Ove hatte Glück und wurde niemals in »etwas Gefährliches« hineingezogen. Das war die Bezeichnung, die die Söhne benutzten, wenn sie wissen wollten, ob der Vater ein Widerstandskämpfer gewesen war. Das einzig Verbotene, das er regelmäßig getan hatte, war, während des nächtlichen Ausgangsverbots am Feuerwehrhydranten Wasser für die Familie zu holen.
    Aber Ove war täglich mit seinem Rad unterwegs und wurde schließlich Zeuge erschütternder Kriegsgeschehnisse. 1945 durfte Ove als Schauspielschüler in der »Magie« an der Allé (Allee-Bühne) mitspielen. Er freute sich und trat kräftig in die Pedale, um ins Theater an der Frederiksberg Allé zu kommen. Kaum war er dort an­gelangt, wurde er von einer Wache brüsk angehalten. Hier könne er jetzt nicht weiter.
    »Aber ich muss, ich habe Theaterprobe«, wandte ein verwirrter Ove Sprogøe ein und erhielt nach Einsatz bester Überredungskunst Erlaubnis, die Absperrung zu passieren. Auf seinem weiteren Weg bot sich ihm ein furchtbarer Anblick. Das Viertel war in dunkle Rauchschwaden eingehüllt, in der Luft lag dichter Kalkstaub von eingestürzten Häusern. Es war der 21. März. Das Shell-Haus war bombardiert worden. Eins der Flugzeuge stürzte über der Französischen Schule ab. Achtundachtzig Kinder und vierundzwanzig Erwachsene waren umgekommen. Die Allé-Bühne wurde zum Lazarett. Ove half, wo er nur konnte, doch der Schreck saß ihm tief in den Knochen.

»Zur Neujahrszeit in Nøddebo«
    Ove gab sein Debüt, noch bevor er an der Schauspielschule begann. Am 6. März 1944 ging er mit dem Stück »Der Aufstand der Alten« von Jens Locher auf Tournee durch eine Reihe von Provinzstädten. Es war kalt, und es war beschwerlich, während der Besatzung unterwegs zu sein, überall lauerten deutsche Soldaten. Die Stimmung war gereizt und unsicher. Der Bus, der die Schauspieler von einer Stadt zur anderen brachte, wurde von einem Gasgenerator angetrieben und musste jeden Morgen angeschoben werden. Mit seinen 25 Kilometern in der Stunde schaffte er es oft nur mühsam, vor der Ausgangssperre die nächste Stadt überhaupt zu erreichen. Ove Sprogøe spielte einen jungen Mann namens Mads. Er hatte Gespür für die Bühne, natürliche Bewegungen, Textsicherheit. Es war eine kleine Rolle, aber Ove war glücklich. Außerdem bekam er Geld ­dafür. Von seiner Tagesgage von dreizehn Kronen bezahlte er acht Kronen für Kost und Logis, brachte also noch Geld mit nach Hause.
    Thorvald Larsen war von 1935 von 1959 Intendant am Folketeatret und gehörte zu den Initiatoren der privaten Schauspielschule. Er nahm darum regen Anteil an der Entwicklung der Studenten. Als Ove Sprogøe zur Schauspielschule kam, war er schon 25 und im Vergleich zu seinen Kommilitonen ziemlich alt. Ove war schon seit Kindertagen ein Ausbund an Fleiß und Disziplin, und er arbeitete bis zum Umfallen. Er wollte alles lernen, alles wissen. Er ging nicht aus der Tür, bevor er sein Pensum geschafft hatte. Schauspieler machen selten frei, Ove aber nie. Über Ove Sprogøe sagte Larsen: »Natürlich erkenne ich, dass der Junge Talent hat, aber was soll ich mit ihm anfangen?«
    Das sollte er schnell herausfinden. Bereits als blutiger Anfänger an der Schauspielschule bekam Ove Sprogøe winzige Rollen am Folketeatret.
    Als Oves zweites Studienjahr begann, wollte man am Folketeatret eine alte Tradition aufleben lassen und wieder einmal »Zur Neujahrszeit in Nøddebo« inszenieren, wie man es seit der Uraufführung 1888 fast jedes Jahr im Dezember gemacht hatte. Die Rolle des achtzehnjährigen Studenten Nicolai war für jeden jungen Schauspieler ein Leckerbissen. 1945 war die Rolle wieder vakant. Am Thea-ter verbreitete sich das Gerücht, dass Ove Sprogøe der neue Nicolai werden würde, aber er mochte nicht so recht daran glauben. Nur in wenigen Ausnahmefällen gingen so große Rollen an einen Eleven. Doch Ove bekam die Rolle.
    Die Premiere verlief gut, obwohl Sprogøe die Kritiker polarisierte. Einer der gehässigsten schrieb: »Nicolai war in die
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