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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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an, Mensch! Mit so einem Gesicht bekommen Sie nie Arbeit. Sie werden Ihr ganzes Leben nur kleine Rollen spielen  … «
    Diese Fehleinschätzung ist in die dänische Theatergeschichte eingegangen. Im Grunde war Holger Gabrielsen recht liebenswürdig und sagte auch, dass er Ove gern an seiner Schule haben würde, wenn es denn nur ums Talent ginge. Diese Worte trafen Ove hart, wirkten aber absurd, als er durch eigenen Augenschein feststellen konnte, dass Holger Gabrielsen eine Kinnpartie wie einen Schuhkarton hatte. »Er sah noch viel schlimmer aus. Da wurde ich bockig. Ich musste einfach Schauspieler werden.« Wie es das Schicksal wollte, bekam Ove Sprogøe später etliche der Rollen, die Gabrielsen in den dreißiger und vierziger Jahren am Folketeatret gespielt hatte.
    Zunächst aber musste er ganz kleinlaut zu Sigfred Johansen gehen und von der Ablehnung berichten. Der Lehrmeister wurde wütend, er tobte und schrie. »Nein, Sie sollen ja auch gar nicht auf das Königliche. Das fehlte gerade noch! Wir machen was ganz anderes. Warum versuchen wir es nicht in der Provinz?« Der Schauspielanwärter wollte nicht unbedingt zurück nach Odense, schrieb nach einigem Zögern aber doch einen Brief an die Schauspielschule des Odense Theaters und erhielt noch eine Absage.
    Zwei Wochen darauf erzählte Sigfred Johansen ihm von einer neuen Schauspielschule, von der er in der Zeitung gelesen hatte. Die zwei größten Privattheater Kopenhagens, Folketeatret und Det Ny Teater (Volkstheater und Das Neue Theater), hatten gerade eine alternative Theaterschule gegründet.
    Ove hatte Ohrensausen, als er zur Aufnahmeprüfung ging, und fühlte sich völlig gelähmt. Dass im Haus Handwerker lärmten, machte die Sache nicht besser. Er bekam den Rektor des Det Ny Teater, Elvin Jensen, als Stichwortgeber, und das ging etwas schleppend. Ove wartete noch auf die Stelle, an der er die Prüfer davon überzeugen wollte, dass ein großes Talent vor ihnen stand, als Elvin Jensen das Buch zuschlug und sagte: »Wir machen hier Schluss. Die nächste Stelle ist sehr lang.« Damit wollte er Ove nur helfen, doch dessen Nerven lagen jetzt blank.
    Es entstand allgemeiner Tumult im Raum, und Ove wusste nicht, woher er die Konzentration für den zweiten Teil der Prüfung nehmen sollte. Plötzlich ertönte am hinteren Ende eine gebieterische Stimme: »Könnt ihr da oben in der Tischlerei nicht einmal mit dem Krach aufhören?! Der junge Mann muss eine ehrliche Chance bekommen!« Der Intendant des Folketeatret, Thorvald Larsen, hatte sich Gehör verschafft, und Ove wurde ruhig.
    Er erhielt die ersehnte Zusage und kam im August 1944 auf die neue Schauspielschule. Sie wurde von etlichen der damals großen Theaterleute betrieben. Jetzt war der Schauspielerberuf zum Greifen nah. Aber Oves Eltern konnten sich immer noch nicht mit der Idee anfreunden. Mittlerweile 25 Jahre alt, musste Ove seiner Mutter versprechen, dass er ins Büro zurückkehren würde, wenn seine Karriere ins Leere liefe. Selbst als er später im Theater und im Film Erfolge feierte, musste er ein ums andere Mal versichern, dass er die Büroarbeit auf jeden Fall wieder aufnehmen würde, sollte es mit der Schauspielerei doch nicht klappen.

Die Frau fürs Leben
    Ove begegnete Eva bereits im Frühsommer 1941. Sie war 19, er 21 Jahre alt. Sie arbeiteten beide in der Seeminen-Behörde und hatten schon seit längerem quer über den Büroflur ein Auge aufeinander geworfen. Auf einem Ball, zu dem sie von ihren Kollegen eingeladen worden waren, lernten sie sich näher kennen.
    »Wollen wir tanzen? Der Tanzboden ist glatt!«, waren die ersten Worte, die Ove an Eva richtete, als er sich vor ihr verbeugte. Sie waren gut gemeint, denn er tanzte nur selten und drückte sich sonst mit allen möglichen Entschuldigungen. Aber Eva war einfach bezaubernd. Von Anfang an war es ihm ernst mit ihr.
    Er konnte Eva allerdings nicht sofort für sich gewinnen, denn sie war ein schönes Mädchen mit langem blonden Haar, das sie in einem Kranz um ihren Kopf wand. Ove hatte gegen zwei Nebenbuhler aus der Behörde anzutreten. Als Eva alle drei zu einem größeren Fest in die Wohnung ihrer Eltern einlud, rätselten die verliebten Männer, welchen von ihnen sie wohl erwählen würde. »Na, mich auf keinen Fall«, sagte Ove in seiner üblichen Verlegenheit. Nach der Feier fragte Evas Mutter neugierig, ob es der Schwarzhaarige sei, den ihre Tochter gern hatte. Nein, antwortete Eva, ohne zu zögern, es sei der Kleine.
    Eines Tages,
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