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Madru

Madru

Titel: Madru
Autoren: Frederik Hetmann
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verspielt hast«, sagt Allwiss und zieht die Ruder gut durch, »das war ausgesprochen töricht. Wir halten dir drüben zugute, daß in der neuen Zeit alles viel schwieriger geworden ist. Die Frage war: sollten wir an dir festhalten oder einen neuen Ritter wählen. Die Meinungen waren geteilt. Deine Fürsprecherinnen haben sich durchgesetzt. Man faßte den Beschluß, du solltest Gelegenheit erhalten, dich in der Fernweh umzuschauen. Außerdem hast du ja neuerdings einen Sohn. Wir haben da auch ein wenig nachgeholfen. Die Art und Weise, wie Jule dich zuerst sah und später ... du begreifst, wir haben da Möglichkeiten. Und du kannst sicher sein, Jule wird ihrem Herzenssohn Alder schon davon erzählen, was es mit den beiden Sprüchen auf sich hat.«
    »Der Große Wald«, sagte Madru nachdenklich. Er erinnert sich an das, was Gunilla zu ihm gesagt hatte, als sie in der Kirchenbank nebeneinander saßen. Eine Bank, die schmal und hart war. Eine Welt ohne Wald, eine Welt ohne Bäume, das wäre eine Welt ohne Hoffnung und ohne Freude.
    »So oder so ähnlich«, bestätigt Allwiss, der keine Probleme damit hat, Madrus Gedanken zu lesen. »Sei gewiß, wenn es in nächster Zeit … ich meine, ehe du zurück bist … ernstliche Schwierigkeiten gäbe, könnten wir uns auch ohne deine Mithilfe etwas in der Art des Blauen Schnees einfallen lassen. Du und Alder … ihr seid gewissermaßen unsere Asse im Ärmel. Es ist Brus Wille, daß ihr beide auf sehr verschiedene Art Erfahrungen in der Fernwelt sammelt … für Zeiten, in denen die Gefahren subtilerer Art sein werden.«
    »Mein Bilderspiel! « erinnert sich Madru, und es sieht aus, als wolle er sich aus dem Boot stürzen. Das Boot schwankt.
    »Sachte, sachte«, ruft Allwiss, »etwas mußt du doch Alder auch vererben. Übrigens geht es ihm gut. Er nuckelt immer noch an den Brüsten seiner Mutter und fühlt sich wie im Paradies. Wir haben das widerliche Geräusch der Schüsse, die um das Haus gefallen sind, aus seinem Bewußtsein getilgt. Das wäre denn doch eine häßliche Erinnerung gewesen für ein eben erst in diese Welt gekommenes Kind. Schüsse … brrh!« Er schüttelt sich, verzieht das Gesicht und fährt dann fort: »Ich habe Inventur gemacht … die Dinge, die ihm zufallen werden. Ein Bronzemesser, ein Halstuch aus Herbstlaub, eine Wolfspfote … ein bißchen Wolfsblut hat er ja schon … mütterlicherseits. Die drei alten Reichstaler, die Jule für ihn auf die Seite gebracht hat … nach Art der Mütter. Tja … und das Bilderspiel.«
    »Bis auf das Halstuch bin ich mit allem einverstanden«, sagt Madru.
    »Na gut«, meint Allwiss, »dann werde ich es dir bei Gelegenheit einmal mitbringen.«
    »Das Bilderspiel vielleicht auch …?«
    »Nein«, sagt Allwiss, »das bleibt bei Alder. Er soll sich früh daran gewöhnen, und Jule wird ihm Märchen erzählen, die entstehen, wenn man die Karten auslegt.«
    »Sie ist gegen Märchen«, sagt Madru mit Bedauern.
    »Das ist sie gar nicht«, erwidert Allwiss, »wenn sie das Kommunistische Manifest liest - und sie liest es hin und wieder, und ich wette, sie wird es auch Alder irgendwann vorlesen, mit diesem schönen rauhen Tonfall, den ihre Stimme dabei annimmt - was liest sie dann anderes als ein Märchen?«
    »Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Schön wär's ja!«
    »Siehst du«, sagt Allwiss, »es sind doch mehr Menschen für Märchen zu begeistern als du meinst.«
    Madru will noch etwas antworten. Da läuft das Boot knirschend auf Sand. Er greift sich seine Fiedel, springt an Land.
    »Auf und davon mit dir«, ruft Allwiss, »und auf Wiedersehen im Großen Wald!«
     

ZUM BAUMTAROT
DIE GESCHICHTE DES BILDERSPIELS
    Das Bilderspiel oder Baumtarot besteht aus 22 Karten. Sie stellen, versinnbildlicht durch 22 Bäume (und auch die 22 Kapitel dieses Buches), bestimmte Situationen und Zustände des menschlichen Lebens dar. Sie bilden die kosmischen Kräfte ab, die auf den Menschen einwirken. Jedes dieser Bilder gibt auch Hinweise auf archetypische Bilder in uns. Konflikte, Hoffnungen, Wünsche, Bedrohungen, Ängste, Bindungen sind in den Karten bildhaft ver-schlüsselt. Sie lassen sich durch längeres Anschauen entdecken. Die Baumkarten laden auch zur assoziativen Betrachtung ein, gerade durch die Offenheit ihrer Bedeutungen, die es dem Betrachter ermöglicht, seine eigene Phantasie mit einzubringen. Schließlich können die Blätter des Spiels auch als Orakel, dem
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