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Madru

Madru

Titel: Madru
Autoren: Frederik Hetmann
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findet ihn auch schließlich. Niemand will die Bedeutung des Steins mit den Runen darauf anerkennen. Die Wissenschaftler sagen, es gäbe Hunderte solcher Steine. Die Schrift sei nicht zu entziffern. Ein Dialekt früher Stämme. Madru liest ihnen die beiden Sprüche vor. Sie glauben ihm kein Wort. Der Stadtrat von Färila lehnt es ab, den heidnischen Stein vor der Kirche des Heiligen Olaf als Wahrzeichen des Ortes aufstellen zu lassen.
    Madru läßt den Stein nach Ängratörn bringen und ihn zwischen Wohnhaus und Saunahütte legen. Er erzählt Jule die Geschichte des Steines, erklärt ihr, sie müßten sie dem Kind weitererzählen, das sie zur Welt bringen wird. Jule zuckt die Achsel. Ein Märchen. »Du Träumer«, sagte sie. Sie streiten sich. Sie schlägt ihm vor, er solle sie heiraten. »Du willst doch, daß das Kind deinen Namen trägt«, sagt sie. Nicht in der Kirche. Man kann unterdessen eine Ehe auch ohne den Segen der Kirche schließen. Er stimmt zu. Vor dem Reichsvertreter, wie der Beamte des Staates heißt, geben sie sich ihr Ja-Wort.
    Kurz darauf tötet Björn volltrunken in einer Messerstecherei bei einem Tanzvergnügen den Verlobten eines Mädchens, in das er sich verliebt hat und flieht über die Grenze.
    Die Nachricht von Pferdefleisch, in dem es vor Maden nur so wimmelt, wird Madru zugetragen. Er trifft sich mit einem Mann, der Fotografien von dem verdorbenen Fleisch, das angeblich in der Kantine eines der großen Sägewerke auf den Tisch kommt, für eine beträchtliche Summe zum Kauf anbietet. Die Auflage der »Aurora« ist weiter zurückgegangen. Die Fotografien wären eine Sensation. Man sieht darauf die Maden nur so krabbeln. Freunde warnen Madru, reden von der Möglichkeit einer Fälschung. Er kauft die Fotos. Er druckt sie in der »Aurora« ab. Die Rechtsanwälte der Aktiengesellschaft, der auch die Kantine gehört, erwirken beim Amtsgericht eine einstweilige Verfügung. Eine Nummer nicht ausliefern zu können, wäre für Madru ein schwerer Schlag. Er geht zu dem besten Anwalt in Ljusdal, will die einstweilige Verfügung anfechten lassen. Der Rechtsanwalt lehnt es ab, den Fall zu übernehmen. Entgegen dem Gerichtsbeschluß liefert Madru die Nummer mit den Pferdefleisch-Fotografien aus. Die Polizei beschlagnahmt Exemplare der Zeitung. Drei Zeitungsjungen werden vorübergehend festgenommen. In einem der beiden Blätter, an denen die Aktiengesellschaft beteiligt ist, erscheint ein Artikel, in dem der Fotograf erklärt, er habe die Fotos nach Zahlung von dreißig alten Reichstalern retuschiert. Diese dreißig alten Reichstaler sind genau der Preis, den der Fotograf von Madru verlangt hat. Es trifft zu, daß von Retuschen gesprochen worden ist. Nun aber wird der Eindruck erweckt, als seien so die Würmer überhaupt erst hineinpraktiziert worden. Die Aktiengesellschaft läßt in derselben Nummer dieses Blattes eine eidesstattliche Versicherung ihres Kantinenverwalters veröffentlichen, es sei nie Pferdefleisch überhaupt auch nur eingekauft worden.
    Madru gelingt es, einen Transportarbeiter aufzutreiben, der bereit ist, auszusagen, er habe Pferdehälften aus Eisenbahnwaggons entladen, sie in die Vorratsschuppen der Kantine getragen. Einige Tage vor der Hauptverhandlung wird dieser Mann auf einem Ran-giergleis zwischen zwei Güterwaggons zermalmt. Ein bedauerlicher Unfall. In der Hauptverhandlung wird Madru wegen Mißachtung der gegen seine Zeitung erlassenen einstweiligen Verfügung, wegen Bestechung, Betruges, Irreführung der Öffentlichkeit zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und einer erheblichen Geldbuße verurteilt. Er verliert außerdem die Lizenz, die man zur Herausgabe einer Zeitung in Norrland braucht.
    Als er von der Verhandlung zurückkommt, findet er die Tür zur Baracke schon versiegelt. Er schlägt eine Fensterscheibe ein, legt drinnen Feuer, und noch während er dies tut, begreift er nicht, warum er das tut. Er fährt mit seinem Motorrad nach Ängratörn, wo Jule in den Wehen liegt. Während der Brand in der Baracke nicht gelöscht werden kann, sind die Gendarmen ihm auf den Fersen mit Haftbefehlen und der Order, von ihren Schußwaffen Gebrauch zu machen, falls er sich der Festnahme widersetzen sollte. Er geht unruhig in Ängratörn auf dem Strand auf und ab. Von drinnen hört er den ersten Schrei des Neugeborenen. Er geht ins Haus. Die Hebamme zeigt ihm seinen Sohn. Er beugt sich über Jule, küßt sie. Sie fragt, wie die Verhandlung ausgegangen sei. Er antwortet nur: »Ins
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