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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany
Autoren: Kaya Yanar
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Mädchen traf. Als er das erste Mal bei ihr zu Hause war, warteten Ranjid, Francesco und ich unten vor der Haustür. Als Hakan dann Stunden später aus der Haustür kam, löcherten wir ihn sofort: „Und, Hakan? Wie ist es gelaufen?”
    Hakan war nicht besonders gut gelaunt: „Was soll die scheiße Frage? Ist konkret nix gelaufe!”
    „Aber warum denn nicht? Sie war doch total scharf auf dich!”

    „Na und? Ist trotzdem nix gelaufe!”
    „Versteh ich nicht – wollte sie etwa nicht?“
    „Doch! Aber sie kam mit krasse Handschelle an und hat misch konkret auf de Arsch gehaue ...”
    „Na und?”
    „Da hab isch zurückgehaue!”

    Auch Ranjid tat sich beim ersten Rendezvous schwer. Er saß mit seiner Angebeteten in einem Café und kicherte die ganze Zeit nervös. Eigentlich hatte Ranjid alles richtig gemacht: Er war frisch geduscht, er trug seinen schönsten Pullunder – ja, er hatte sogar Benytha zu Hause gelassen! Doch in dem Moment, als er sich zur Dame seines Herzens hinüberbeugte und sie zum ersten Mal küssen wollte, kam der Rosenverkäufer und fragte: „Wolle Rose kaufe?” Ranjid ließ sofort von dem Mädchen ab und fragte mit hochrotem Kopf: „Was machst du denn hier, Papa?”
    Francesco spricht nicht gern von „Pubertät”, er nennt diese Jahre lieber „Ausbildung”. In jenen Jahren des Erwachsenwerdens hat Francesco all das gelernt,
was ihn heute ausmacht. Doch in Liebesdingen machte ihm damals schon so schnell keiner was vor. Beim Sex ließ er sogar immer das Licht an – er hatte Angst allein im Dunkeln!
     
    Was Pubertierende lesen:
    Francesco
    Hakan
    Ranjid

    Neben dem plötzlichen Interesse an Mädels verband uns vier noch etwas: Wir entdeckten unseren eigenen Körper. Wir erforschten alles, was sich an uns veränderte. Wir versuchten, die Prozesse, die in uns stattfanden, zu begreifen. So habe ich das zumindest empfunden.
    Viele Frauen würden einfach sagen: „Die vier waren von morgens bis abends am Sackchecken!” Noch heute werde ich oft von Frauen darauf angesprochen: „Kaya, warum greift ihr jungen Türken euch eigentlich immer in den Schritt? Ist das soooo toll?”
    Mit „toll” oder „nicht toll” hat das nichts zu tun. Und mit jungen Türken auch nicht. Sackchecken machen alle Männer. Ob sie es zugeben oder nicht. Alle machen das. Wir müssen das machen. Wir sind Männer. Frauen verstehen das nicht. Man muss einen Sack haben, um das zu verstehen. Ich versuche trotzdem, es zu erklären:
    Also es gibt verschiedene Altersstufen, in denen der Sack gecheckt wird. In der Pubertät fängt es an – der Sack ist neu, beziehungsweise das Interesse daran ist neu. Es ist wie mit einer neuen Playstation: Am Anfang wird jede freie Minute gedaddelt! Darum sieht man so viele Jugendliche, die Sackchecken machen.
    Weiter geht es mit Mitte 20. Der Sack gehört mittlerweile dazu. Kaum ein 25-jähriger Mann möchte sich ein Leben ohne Sack vorstellen. Man hat schon viel Spaß mit dem Säckchen gehabt und checkt regelmäßig: Ist es noch da? Oder muss ich mir ein anderes Hobby suchen?
    Und dann kommt das Alter, in dem ich jetzt bin: Mitte 30. Da wird der Sack so langsam vom Freund zum Gegner! Er wird zur Last! Frauen haben es besser: Sie stehen morgens auf, gehen duschen, und dann ziehen
sie sich einen Slip an (oder auch nicht … hehe …). Dann sind sie den ganzen Tag unterwegs. Gehen – sitzen – gehen – sitzen. Sie kommen abends wieder nach Hause, ziehen den Slip aus und – nichts! Keine körperlichen Blessuren, keine Quetschungen, kein Schmerz – alles fit im Schritt!
    Bei uns Männern ist das anders. Uns stehen, grob gesagt, drei verschiedene Typen von Unterwäsche zur Verfügung:
    TYP 1: der Tanga. Den trägt hoffentlich kein Mann mehr. Was einer jungen, knackigen, durchtrainierten Brasilianerin gut steht, muss an Willi Koslowski aus Köln-Porz nicht auch sexy aussehen! Denn wenn das so wäre, würden weniger Männer Bier trinkend am Kiosk stehen und stattdessen mit Federpuschel am Hintern auf Weihnachtsfeiern tanzen! Wer als Mann heute noch Tanga trägt, riskiert empfindliche Abzüge in der B-Note!
    TYP 2: der Slip. Der VW Golf unter den Unterhosen. Der Standard. Auch ich trug eine Zeit lang Slips. Es war furchtbar: Ich stand morgens auf, ging duschen und zog den Slip an. Dann war ich den ganzen Tag unterwegs. Gehen – sitzen – gehen – sitzen. Ich kam abends wieder nach Hause, zog den Slip aus und – untenrum sah es aus, als hätte jemand versucht, einen Nacktmull und zwei
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