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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany
Autoren: Kaya Yanar
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nur seine Schwester … Ich bin ehrlich: Seitdem lasse ich mich lieber verhauen!

    Aber selbst, wenn die Mädels tatsächlich ohne Begleitung in die Disco kommen, ist es nicht mehr so einfach wie früher, sie anzubaggern. Wie herrlich war das noch vor zehn Jahren. Da reichte ein blöder Spruch: „Hallo, schöne Frau!”
    Und man bekam zur Antwort: „Quatsch nicht so viel, komm mit!”
    Die Zeiten sind vorbei. Um nicht allein nach Hause zu gehen, muss man heutzutage schon viel tiefer in die Trickkiste greifen und feiner, differenzierter arbeiten. Auch wenn mein Kumpel Francesco das nicht wahrhaben will. Er wählt immer noch den direkten Weg und weigert sich anzuerkennen, dass die Frauen von heute taff, schlagfertig und sogar witzig sind. Letztens war ich live dabei, wie er abgeblitzt ist.
    Francesco versuchte es mit seiner alten Masche: „Hallo, schöne Signorina, was sagst du zu eine kleine Bums?”
    Und die Frau konterte ganz cool: „Ich sage: Geh weg, kleiner Bums!”
    Ich fand die Antwort der Frau ehrlich gesagt sehr lustig – aber nur, weil sie es zu Francesco sagte und nicht zu mir. Männer werden schnell zynisch, wenn sie abblitzen. Da bin ich keine Ausnahme. Auch ich habe einmal einer Frau, die mich nicht erhören wollte, die Retourkutsche gegeben: „Du bist hässlich, aber irgendwie faszinierend!”
    Manchmal verwende ich eine besondere Strategie, wenn ich in der Disco eine Frau anquatschen will: Ich warte, bis ein anderer Typ sie anquatscht und abblitzt: „Ey, du bist konkret korrekte Mama! Wolle wir tanze?”
    „Nein danke!”
    „Du hast sowieso fette Arsch!”

    Und dann kommt mein großer Moment! Ich ziehe mein Hemd glatt, setze meinen berühmten unwiderstehlichen Dackelblick auf, gehe ganz lässig auf die Frau zu und lege meinen Arm um ihre Schultern: „Hallo, der Typ da eben, das ist ein totales Arschloch!”
    „Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen! Hau ab!”
    Gut, es klappt nicht immer. Aber selbst eine Ablehnung kann Spaß machen, wenn man der Kostverächterin am Ende noch einen Tipp gibt: „Okay, akzeptiert. Ich habe trotzdem noch einen Tipp für dich: Wenn noch mal ein Typ ankommt, und du willst ihn loswerden, zeig ihm einfach deinen fetten Arsch!”

    In guten Discotheken gibt es neben schönen Frauen noch zwei weitere Attraktionen: Musik und Licht. Die Beleuchtung in Discotheken fand ich schon als Teenager immer ein bisschen problematisch. Schwarzlicht zum Beispiel ist im Großen und Ganzen eine prima Sache. Aber es macht alles, was weiß ist, extrem strahlend und im ganzen Raum unübersehbar. Bei einem leicht verrutschten, sexy BH-Träger kann das sehr neckisch wirken, und auch die Spur von Kokain auf der Oberlippe eines coolen Typen mag manchen beeindrucken. Aber ich trug weder einen BH, noch hatte ich gekokst – ich hatte einfach nur Schuppen. Ich sah aus wie ein General mit leuchtend violetten Schulterklappen! Ich hatte mehr weiße Flocken als eine Schneekugelsammlung! Wenn ich mich an die Theke stellte, gab mir der Barkeeper einen aus – aber keinen Drink, sondern eine Flasche „Head and Shoulders”!
    Also verzog ich mich gern in dunklere Ecken. Dort lernte ich auch schneller Frauen kennen. Auch wenn ich sie kaum erkennen konnte. Bei mir war es schon immer so, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen den Frauen, die ich gerne kennenlernen würde , und denen, die ich tatsächlich kennenlerne. Da tröstet schlechte Sicht hin und wieder über das Gröbste hinweg.
    Obwohl es auch schon heftige Missverständnisse gab: Einmal hatte ich den ganzen Abend geglaubt, ich knutsche mit einer tollen Braut, und als zur Sperrstunde das Licht anging, sah ich, dass ich die ganze Zeit den Feuerlöscher abgeleckt hatte!
    Auch die Musik in Discotheken macht mir mehr und mehr Schwierigkeiten. Dabei tanze ich auf alles Mögliche: Ich tanze gern zu brasilianischer Musik, ich tanze auch gern zu türkischer Musik, ich tanze einfach auf
alles. Gott sei Dank musste ich nicht zur Bundeswehr. Sonst hätte ich sicher selbst zur Marschmusik getanzt, und das ist unangenehm, wenn man der Einzige ist … Techno und House sind mir persönlich ein bisschen zu hektisch – ich trenne halt gern zwischen Freizeitgestaltung und epileptischem Anfall.
    Tanzschritte Kaya
    Tanzschritte Hakan
    Tanzschritte Francesco
    Tanzschritte Ranjid

    Aber ansonsten mag ich jede Art von Musik. Das Problem ist also nicht die Auswahl, sondern die Lautstärke. In einer Discothek kann die Musik bis zu 100 Dezibel laut sein.
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