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Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany
Autoren: Kaya Yanar
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Partys finde ich gut, dass ich einfach nur Kaya sein kann und nicht ständig Autogramme geben muss. Letztens sprach mich ein Typ auf einer Privatparty an und sagte: „Ich habe dich schon mal gesehen, das ist schon eine Zeit lang her – aber es war zum Brüllen komisch! Ich habe noch nie so gelacht! Wo war das noch mal …?”
    Ich gebe zu, ich war ein bisschen geschmeichelt: „Ah, danke! Tja, wo kann das gewesen sein? Wetten, dass …? Fernsehpreis? RTL, SAT 1, ARD, ZDF? Westfalenhalle? Porsche-Arena? Oscar-Verleihung?”
    „Nee, jetzt weiß ich’s wieder – das war im Puff in Frankfurt!”

KAPITEL 14
Sex

    Brot.
    Krieg.
    Bier.
    Das sind deutsche Themen. Aber Sex ?
    Auf den ersten Blick ist Sex kein besonders deutsches Thema, und die Statistiken scheinen diesen Eindruck zu bestätigen: Die Deutschen liegen bei allen Sexumfragen hinten. Die Griechen sind Spitzenreiter, sie haben am häufigsten Sex: Der durchschnittliche Hellene kommt auf 164 Geschlechtsakte im Jahr – böse Zungen behaupten sogar, dass die Zahl noch viel höher wäre, wenn man die Schafe mitzählt!
    Polen und Russen liegen mit 143 Geschlechtsakten im Jahr ebenfalls gut im Rennen – die Zwangsprostitution macht es möglich!
    Auf den weiteren Plätzen: Schweden, England, Schweiz, Albanien, Spanien und die Niederlande!

    Noch vor Deutschland kommt der Vatikan.
    Dann kommt Legoland.
    Dann kommt erst mal lange gar nichts.
    Dann kommt noch mal lange gar nichts.
    Und dann kommt Deutschland.
    Nur 117 Mal pro Jahr haben die Deutschen Sex. Inklusive Betriebsfesten! Oder anders gesagt: 248 Mal haben sie keinen Sex! Vielleicht hätte ich meinen türkischen Pass doch nicht abgeben sollen. So bin ich leider Teil dieser Statistik.
    35 Minuten dauert der deutsche Akt im Schnitt. Inklusive Vorspiel. Ohne Vorspiel sogar nur 17 Minuten. In der Halbzeit eines

    Länderspiels schafft es der eine oder andere sogar bis zum Wiederanpfiff. Viele deutsche Männer sagen sich: „17 Minuten? Da lohnt es sich ja kaum, die Socken auszuziehen!” Was zwar stimmt, es aber auch nicht unbedingt romantischer macht.

    Rekordhalter im Lange-Liebe-Machen ist übrigens Nigeria: Der durchschnittliche Liebesakt dauert dort 24 Minuten – netto!
    117 mal 17 Minuten – das macht insgesamt 33 Stunden Sex im Jahr. Wenn man sich also ranhält, kann am 2. Januar morgens um 9 schon alles erledigt sein! 117, 17, 33 … Das sind alles keine Zahlen, die Mut machen, und doch: Für mich ist Deutschland das Sexland Nummer 1!
    Was sicherlich daran liegt, dass ich meine Pubertät in Deutschland verbracht habe. Mit zwölf oder dreizehn Jahren spürte ich erstmals eine neue Sehnsucht! Ich wusste damals zwar nicht, wonach ich mich genau sehnte. Ich wusste nur: Es ist nicht von Lego und hat auch nichts mit Star Wars zu tun.
    Damals hat es mir sehr geholfen, in Deutschland zu leben und nicht in Antakya. Denn schon bald erkannte ich, wonach ich mich sehnte: Ich sah es auf den Liegewiesen der deutschen Freibäder, in den Auslagen der deutschen Zeitschriftenläden und im Nachtprogramm der deutschen Privatsender. Wie anders hätte ich mich in der Heimat meiner Eltern entwickelt – dort, wo sich „oben ohne” nicht auf Bikini-Tops, sondern auf Kopftücher bezieht!
    Die Pubertät war eine spannende Zeit. Nicht nur für mich, sondern auch für meine besten Kumpels Hakan, Ranjid und Francesco. Wir haben uns über all die merkwürdigen Dinge, die in unseren Köpfen und Körpern vorgingen, regelmäßig ausgetauscht. Ich weiß es noch genau: Wir saßen in einem Eiscafé und schauten heimlich den Mädchen nach, als Francesco das Thema anschnitt: „Amici, als isse heute Morge wach wurde, fand isse etwas Langes, Hartes unter meiner Bettdecke ...”

    Endlich! Darauf hatte ich so lange gewartet! Es war für mich enorm befreiend, dass ich nicht der Einzige mit diesen Problemen war! Ich plauderte sofort los: „Genau wie bei mir! Ich muss nur an die Gaby aus der Parallelklasse denken, und schon wird das Ding knochenhart! Und total heiß! Hast du auch schon dran gerieben, Francesco?”
    „Si!”
    „Und? Was ist bei dir passiert?”
    „Nix! Was soll schon passieren, wenn man an eine Taschelampe reibt?”

    Gott, war das peinlich! Noch nie hatte ich Hakan und Ranjid so lachen sehen! Ich war wohl doch der Einzige mit diesen Problemen! Noch! Denn ein paar Wochen später waren meine Kumpels auch so weit. Von nun an tauschten wir uns über das Mysterium Sex aus!
    Hakan war von uns vieren der Erste, der sich mit einem
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