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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition)
Autoren: David G.L. Weiss
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Augenblick klingeln. Doch wer würde am anderen Ende der Leitung sein?
    Ewald verdrängte den dummen Gedanken. Es klapperten ihm ohnedies schon die Zähne. »Mein Gott!«, stöhnte er beim Anblick der dreckigen Holzstapel. »Hat man diesen Raum durchsucht?«
    »Nee, das war das Grundwasser«, antwortete Jens und richtete seine Taschenlampe auf die Wand gegenüber. Circa auf Augenhöhe endete die rotbraune Schicht, die den Bunker und seinen gesamten Inhalt überzog. Darüber war die Tünche noch weiß. »Siehst du, bis hierher ist das Wasser gestiegen. Die leichteren Möbel sind zuerst obenauf geschwommen, und wie sie vollgesogen waren sind sie auf die schwereren abgesunken. Es ist so, wie Sascha sagte, wir sind die ersten Besucher hier seit fünfundvierzig Jahren …« Er kratzte sich am Kinn und leuchtete die Stromkabel entlang. »Was meinst du, was dieser ganze technische Plunder nach Kriegsende auf dem Schwarzmarkt gebracht hätte. Die glücklichen Finder hätten alleine vom Erlös des Buntmetalls leben können wie die Könige.«
    Ewald nickte zustimmend und studierte die dunkelbraunen Linien im Lichtpunkt. Dabei entdeckte er sie. Er zuckte unweigerlich bei ihrem Anblick zusammen. In kräftigen Farben waren die Männer der »Leibstandarte Adolf Hitler« an die Bunkerwände gemalt. Die Soldaten wirkten wie dunkle Engel mit langen Adlerschwingen. Mit beiden Armen hielten sie schwarze spitze Schilde über ihre Volksgenossen, die weißen parallelen Blitze darauf, das Wappen der SS. Im Schatten ihrer Fittiche tummelten sich blonde Mütter mit ihren Kindern, aussäende Bauern und biertrinkende Männer. »Was zum Teufel …«, flüsterte der Sechzehnjährige und stieß Jens in die Seite.
    Jens richtete ebenfalls seine Taschenlampe auf die Malereien. Sie waren überall. »Sascha, sieh dir das an!«, rief er laut und konnte sich nicht von den monströsen Gestalten abwenden.
    »Da war wohl einer von Hitlers Fahrern nicht ganz ausgelastet«, witzelte Sascha, aber so richtig war ihm unter den strengen Blicken der SS-Männer auch nicht nach Scherzen zumute.
    Ewald spürte die Augen der gemalten Uniformierten auf sich ruhen. Sie prüften und sondierten ihn. Ihm wurde heiß und kalt. Im Licht seiner Lampe erschienen weitere gemalte Gestalten. Er sah blitzeschleudernde Götter, vorpreschende Panzerfahrzeuge, Athleten, blonde Schönheiten, ihre gesunden deutschen Kinder und über allem thronten die Parteiadler und SS-Runen. Weit hinten am Horizont rauchten Fabrikschlote. »Widerlich!«, presste Ewald zwischen den Zähnen hervor und blickte sich nach allen Seiten um. Mehr und mehr fühlte er sich hier unten beobachtet.
    »Der ist ja krass!«, prustete Jens und zeigte auf das Portrait vor sich. Die drei anderen gesellten sich zu ihm und erhellten mit ihren Lampen die Szene.
    Auf dem Wandbild standen dreizehn SS-Männer stramm im Hof eines schlossartigen Gebäudes. Hinter den Bäumen versteckten sich ängstlich mehrere Nonnen. Der Mann im Bildmittelpunkt trug Hitlerbärtchen, Stahlhelm und Uniformmantel. Um seinen Kopf loderte ein Heiligenschein in Form einer Feuerzunge, und aus seinen Augen schossen zwei Blitze.
    Die drei älteren Burschen lachten und stießen sich gegenseitig an, aber Ewald schüttelte es beim Anblick dieser blitzeschleudernden Augen. Die Energie, die um den Kopf des hohen SS-Offiziers loderte, war zweifelsohne tödlich. Wer war dieser Mann, und was machte er mit seinem Blick?
    Unweigerlich war Ewald beim Anblick der Malereien an Szenen aus dem Westfernsehen erinnert, an seine geheime Leidenschaft, an »Raumschiff Enterprise«. Keine Folge hatte er je versäumt. Seine Gedanken rasten. Die Enterprise flog in der Folge »Die Spitze des Eisbergs« an den Rand des Universums und entdeckte dort eine Boje. In der Boje war die Warnung eines anderen Kapitäns der Raumflotte gespeichert, der in Panik sein eigenes Schiff gesprengt hatte. Kurz darauf entwickelte einer der Crew und ein Freund von Captain Kirk, Gary Mitchell hieß der, seltsame Fähigkeiten. Seine Kräfte wuchsen und wuchsen, bis er zum Übermenschen wurde und mit seinen Augen Blitze schleudern konnte. Genauso war es. Genauso sah das aus. Genau wie auf dem Bild! Ewald kaute an seinen Fingernägeln. War es möglich, dass der Uniformierte auf dem Bild dieselben Fähigkeiten wie dieser Gary Mitchell entwickelt hatte? Ewald fiel es wie Schuppen von den Augen. Die Silhouette des Mannes mit dem schwarzen Stahlhelm glich Darth Vader wie ein Ei dem anderen, dem dunklen
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