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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition)
Autoren: David G.L. Weiss
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Atemschutzgerät.
    Jens blieb am Kopf einer breiten Betontreppe stehen. Er hob einen Stein auf, warf ihn hinunter und lauschte. Kein Platschen war zu hören, sondern das Auftreffen des Geschosses auf festem Boden. Jens blies erleichtert die Luft aus der Nase. »Trocken!«, kommentierte er knapp und nahm die erste Stufe.
    Der Abstieg endete auf einer Plattform vor einer gasdichten Bunkertür.
    Sascha leuchtete erst die verrosteten Zargen entlang, dann glitt sein Blick prüfend über die stark korrodierte Stahltür. Sie war offen. Mit aller Kraft lehnte er sich gegen das nasse, kalte Metall. Ein lautes Kreischen, und Rost rieselte aus den Angeln.
    Ewald hielt sich die Ohren zu und erstarrte. Beinahe hätte er seine Lampe fallen lassen, weil er meinte, einen kalten Hauch gespürt zu haben, als die Türe aufgegangen war. Da sah er die Buchstaben über der Tür.
    Sascha bemerkte die Angst im Gesicht des Sechzehnjährigen und schmunzelte. Er folgte seinem verschreckten Blick nach oben und bemerkte die verstümmelte Inschrift über der Tür. »SS«, entzifferte er. »Den Rest kann ich nicht lesen.«
    »Mannsbilder gibt es genug. Richtige Kerle wenig«, ergänzte Jens. Er kannte den Spruch von seinem Opa.
    »Wie für uns gemacht«, lachte Sascha und klopfte Ewald auf die Schulter. »Also, Kleiner, Mann oder Maus?« Er pfiff durch die Zähne, machte eine auffordernde Kopfbewegung und schlüpfte durch den Durchgang.
    »Maus«, flüsterte Ewald. Aber als er das breite Grinsen der beiden anderen Burschen auf sich spürte, fasste er sich ein Herz und kletterte ebenfalls an der Bunkertür vorbei. Er trat ins Leere, und um ein Haar wäre er gestürzt. Im letzten Moment bekam er einen glitschigen Handlauf zu fassen, aber die Taschenlampe schepperte die nächsten acht Stufen hinunter. Sie kam genau vor Saschas Füßen zum Liegen.
    »Pass doch auf, du Pappnase«, grunzte Sascha und hob die Lampe auf. »Zum Glück funktioniert sie noch. Kannste mal sehen, was du für ein Glück hast.« Er drückte Ewald die Taschenlampe in die Hand und verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. »Hier unten kannst du dir Ausrutscher nicht leisten. Verstehst du das?« Er fixierte sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen.
    Ewald nickte stumm, wich dem strengen Blick aus und tastete sich vorsichtig weiter. Die weißen Bunkerwände zeigten sich nur schemenhaft in den vier Lichtkegeln. Die Gänge schienen endlos. Erschrocken wich Ewald zur Seite und zog den Kopf ein. Da war etwas direkt vor ihm. Mit zitternden Fingern riss er die Lampe nach oben. Von der Decke hingen in regelmäßigen Abständen kugelförmige Deckenlampen. Die Holzdübel waren mit den Jahren verwittert, und die Beleuchtung war heruntergefallen. Sie hingen nur noch an den Stromkabeln.
    »Alles noch verkabelt, keine Graffitis, keine Plünderungen. Die Glühbirnen stecken sogar noch in den Fassungen«, wunderte sich Jens und untersuchte einen der herabhängenden Beleuchtungskörper.
    »Das heißt: Wir sind seit den Leuten der Fahrbereitschaft die ersten hier drinnen!« Sascha klatschte vor Freude in die Hände. »Die einzigen Besucher seit Kriegsende!«
    »Und ist das gut?«, erkundigte sich Ewald kleinlaut. Er verstummte, weil ein eiskalter Schauder seinen Rücken herunterlief. »Glaubt ihr, da sind noch Leichen?«, stotterte er.
    »Glob ick nich.« Jens schüttelte den Kopf.
    »Tja, wer weiß …«, grinste Sascha und ging nach links, auf eine weitere Tür zu, neben der eine Telefonschaltanlage angebracht war. Der Gestank, der Sascha aus diesem Durchgang entgegenkam, verhieß nichts Gutes. Als das beißende Gemisch aus Brackwasser, Moder und Zerfall in seiner Nase brannte, bereute er sofort den dummen Scherz über Leichen von vorhin. Ganz langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und ließ seine Augen über jeden dunklen Winkel des Büros wandern. Er erwartete allerorts, auf einen toten Blick aus leeren Augenhöhlen zu treffen.
    Im Bürozimmer stapelten sich die Überreste der kompletten Möblierung. Alles war von einer rotbraunen Schmutzschicht überzogen. Sascha erkannte unter dem Gerümpel die sogenannten Bayernmöbel, wie sie den »Alten Kämpfern« aus Süddeutschland am besten gefallen hatten. Sitzbänke, Truhen, Sessel und Kisten lagen kreuz und quer, wild übereinander im ganzen Raum.
    Auf dem Schreibtisch stand immer noch ein braunes Bakelit-Bürotelefon in militärischer Ausführung ohne Wählscheibe. Es machte auf die Hereinkommenden den Eindruck, als könnte es jeden
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