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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Autoren: Erica Spindler
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nehmen.
    Es war weder ein leichter noch ein billiger Sieg gewesen. Annies kleiner Ausrutscher hatte das Weingut einen gewaltigen Rabatt von fünfzig Prozent gekostet, der damit fünf Prozentpunkte über dem lag, was Fronsac ursprünglich ausgehandelt hatte. Sie wusste nicht, über wen sie sich mehr ärgerte – über Annie oder über den Franzosen.
    Ihre Anstrengungen hatten sich dennoch bezahlt gemacht. Immerhin hatte Fronsac nicht nur den Vertrag unterzeichnet, sondern zusätzlich darauf bestanden, den Abschluss zwischen Supermarchés Fronsac und Spaulding Vineyards auf einer Pressekonferenz bekannt zu geben.
    Innerhalb von nur zwanzig Minuten hatte sich ein halbes Dutzend Reporter der verschiedenen Tageszeitungen und Magazine eingefunden, gefolgt von einem Kamerateam des Senders France 2, um sie mit Fragen zu bombardieren – zum Glück auf Englisch.
    Jetzt, da die Aufregungen abgeklungen und die Verträge unterzeichnet waren, spürte sie, dass sie sich endlich entspannte. Courtneys Vorschlag eines abgefahrenen Lunchs klang jetzt noch verlockender als zuvor.
    Rachel fiel ein, dass sie ihre Nichte anrufen wollte, und sie sah sich nach einer Telefonzelle um. Wenige Meter von der Sorbonne entfernt entdeckte sie eine. Sie holte ihre Telefonkarte aus der Handtasche und strebte auf die berühmte Universität zu, während sie die frische Herbstluft tief einatmete.
    Paris war schon immer einer ihrer Lieblingsorte gewesen. Und nirgends war die Stadt der Lichter reizvoller und französischer als im Quartier Latin.
    Das Viertel, das lange Zeit als Oase der Künstler und Intellektuellen und als Heimat solch namhafter Persönlichkeiten wie Ernest Hemingway, Jean-Paul Sartre und Maurice Chevalier gegolten hatte, steckte voller Leben und war für viele Herz und Seele von Paris.
    Rachel hatte keine Ahnung, warum sie sich so mit Frankreich verbunden fühlte. So wie die meisten Amerikaner hatte sie ihre erste Reise durch Europa unmittelbar nach dem Wechsel auf die High School unternommen. In diesen zwölf hektischen Tagen hatte sie auch Deutschland, Italien und die Schweiz gesehen, doch Frankreich hatte bei ihr den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen.
    Sie war seitdem oft wieder hergekommen, wenn die wenige freie Zeit einen Kurzurlaub gestattete. Fasziniert hatte sie die reichhaltige Geschichte in sich aufgesogen, war durch die üppigen Landschaften gereist und hatte reizende kleine Dörfer abseits der bekannten Routen entdeckt. Und ganz nebenbei hatte sie die Landessprache erlernt.
    Sie näherte sich der Telefonzelle, als sie von einer lebhaften Interpretation von „When the Saints Go Marching In“ abgelenkt wurde. Ein Saxofonist, einer von vielen Straßenmusikanten, die überall in Paris ihr Können zum Besten gaben, stand mitten auf dem Fußweg und spielte mit großer Inbrunst, während die Zuschauer im Takt in die Hände klatschten.
    Als Rachel sich endlich einen Weg durch die ständig größer werdende Menge gebahnt hatte, war die Telefonzelle besetzt. Anstatt zu warten, zuckte sie kurz mit den Schultern, steckte die Karte zurück in ihre Handtasche und ging zum nächsten Taxistand.

2. KAPITEL
    Die Sonne erhob sich langsam über die Howell Mountains, ihre warmen Strahlen durchfluteten das Tal und verwandelten die mit Tau bedeckten Trauben in winzige Juwelen.
    Auf ihren Stock gestützt, ging Hannah Spaulding an einer Reihe von Weinstöcken entlang, wie sie es zu dieser Jahreszeit seit fünfundfünfzig Jahren jeden Morgen machte.
    Es waren wunderbare Jahre, dachte sie, während ihr Blick über jene 200 Hektar wanderte, über die sich die in der Kleinstadt Calistoga gelegenen Spaulding Vineyards ausdehnten. Nicht immer war es einfach gewesen. Die Prohibition hatte die aufblühende Weinindustrie im Napa Valley beinahe zugrunde gerichtet, gefolgt von der Großen Depression und dem Zweiten Weltkrieg. Über hundert Winzer in der Umgebung hatten in diesen schwierigen Jahren ihren Betrieb aufgeben müssen. Doch die Spaulding Vineyards hatten so wie eine Hand voll weiterer Weinkellereien überlebt.
    1968 geschah dann etwas Außergewöhnliches. Bei einer Weinprobe in Frankreich wurden drei Cabernet Sauvignons mit hohen Auszeichnungen geehrt, darunter einer aus der Produktion von Spaulding, der Spitzenweine aus Bordeaux und Burgund auf die hinteren Plätze verwies. Mit einem Mal waren die Weine zu beiden Seiten des Atlantiks im Gespräch, die bis dahin niemand hatte ernst nehmen wollen, und veränderten nachhaltig die Einstellung zu
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