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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Autoren: Erica Spindler
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langsam. Und wenn er mit dieser Frau fertig war, dann würde der Tod für sie die Erlösung sein.
    Der Gedanke, endlich den Tod seines Sohnes auf eine Weise zu rächen, wie nur er sie sich ausmalen konnte, ließ ihn vor Erwartung fast schon schwindlig werden. Ja, das lange Warten würde sich am Ende doch noch gelohnt haben.
    Langsam straffte er seine Schultern. Als er schließlich weitersprach, war seine Stimme wieder kraftvoll. „Finden Sie sie“, sagte er zu dem Anrufer, während er den Bleistift in zwei Stücke zerbrach.

1. KAPITEL
    „Courtney!“ In ihrem Pariser Hotelzimmer am rechten Seine-Ufer blickte Rachel Spaulding mit gespieltem Entsetzen auf ihre Fingernägel. „Was machst du mit mir?“
    Rachels Nichte, eine fünfzehn Jahre alte, temperamentvolle und selbst erklärte Modeexpertin, schlug ihr leicht auf die Hand. „Ich lasse dich nur ein bisschen heißer aussehen. Und jetzt halt still, ja? Oder willst du überall auf deinen Händen Nagellack haben?“
    „Wir haben von einer Maniküre gesprochen“, protestierte Rachel. „Nicht davon, dass du meine Fingernägel in Nuttenrot lackierst.“
    Courtney kicherte, hielt aber ihren Kopf weiter über Rachels Hand gebeugt. „Das ist der allerneueste Farbton. Und er heißt nicht Nuttenrot, sondern Rouge de Passion “, fügte sie in fast perfektem Französisch an. „Die Verkäuferin hat gesagt, dass dieser Farbe kein Mann auf der ganzen Welt widerstehen kann.“
    „Ja, schon, aber ich bin nicht hier, um Leidenschaft zu wecken, sondern um Monsieur Fronsac zurück ins Boot zu holen.“
    „Und das wirst du auch.“ Courtney tauchte den Pinsel wieder in das Fläschchen und strich den überschüssigen Nagellack am Rand ab. „Französische Männer lieben Frauen, die keine Angst haben, ab und zu ein wenig draufgängerisch zu sein.“
    Rachel konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen: „Und seit wann bist du eine Expertin für französische Männer?“
    Courtney hielt in ihrer Bewegung inne und warf Rachel einen wissenden Blick zu. „Ich bin fast sechzehn Jahre alt, Tante Rachel, keine sechs.“
    „Ich verstehe.“
    Rachel betrachtete liebevoll ihre Nichte, die in zwei Monaten ihren sechzehnten Geburtstag feiern würde. Courtney Aymes war das, was man gerne als typisch kalifornisches Mädchen bezeichnete. Sie hatte langes und seidiges blondes Haar, die für alle Spaulding-Frauen charakteristischen blauen Augen und lange, wohlgeformte Beine, die am Vortag auch dem Zöllner am Flughafen Charles de Gaulle nicht entgangen waren.
    Rachel bewunderte ihre Nichte, die das völlige Gegenteil ihrer Mutter – ihre Schwester Annie – darstellte. Sie war warmherzig, humorvoll, mitfühlend und fast schon zu loyal. Es war auch kein Geheimnis, dass Courtney mehr mit Rachel gemein hatte als mit ihrer eigenen Mutter. Diese Tatsache war für Annie immer wieder Grund genug, ihre feindselige Haltung gegenüber ihrer jüngeren Schwester zu unterstreichen.
    Diese Feindseligkeit hatte Annie auch dazu veranlasst, Courtney rundweg zu verbieten, mit Rachel nach Paris zu reisen, obwohl die Schule noch nicht wieder angefangen hatte. Erst als Grandma sich eingemischt und darauf gepocht hatte, die kurze Reise würde Courtney gut bekommen, hatte Annie schließlich doch ihre Erlaubnis gegeben.
    „Fertig.“ Das Mädchen setzte sich aufrecht hin, um die Arbeit zu begutachten. „Wie findest du’s?“
    „Also ...“ Rachel betrachtete einige Sekunden lang ihre perfekt lackierten Nägel. „Ich selbst hätte diese Farbe nicht ausgesucht, aber ich muss sagen, dass sie nicht so schlimm ist, wie ich gedacht hatte.“
    Courtney grinste breit. „Da bist du ja bestimmt froh, dass du mich mitgenommen hast, wie?“
    „Rasend. Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne dich zurechtkommen sollte“, antwortete Rachel lachend.
    Courtney lehnte sich in ihrem Sessel zurück, betrachtete Rachel von Kopf bis Fuß und nickte dann zustimmend. „Du siehst scharf aus.“
    Wieder reagierte Rachel amüsiert auf Courtneys Wortwahl. Das Mädchen tat ihrem Ego wirklich gut. „Danke, mein Schatz.“
    Während Rachel die Hände vom Körper forthielt, um den Nagellack nicht zu verschmieren, ging sie hinüber zu dem großen goldverzierten Spiegel über dem offenen Kamin und warf einen prüfenden Blick auf ihr Abbild. In letzter Minute hatte sie auf Courtneys Vorschlag hin dem schlichten, aber eleganten schwarzen Anzug den Vorzug vor dem blauen Kleid gegeben. Da sie um ihr Aussehen nie viel Aufhebens machte,
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