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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Autoren: Erica Spindler
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amerikanischen Weinen.
    Erneut schossen Weinkellereien wie Pilze aus dem Boden, manche von ihnen wurden so groß, dass sie auf dem Weltmarkt Fuß fassen konnten. Spaulding war mit einer Produktion von 500.000 Kisten pro Jahr kaum noch als Familienbetrieb zu bezeichnen, doch ein Mitmischen im ausländischen Wettbewerb war nie möglich gewesen. Bis vor kurzem.
    Hannah ging langsam weiter. Wenn Rachel es schaffte, den Abschluss mit Fronsac zu retten – und sie war sicher, dass ihr das gelingen würde -, dann waren Spaulding keine Grenzen gesetzt. Darum war sie auch so unwillig, die Kontrolle über das Weingut aus ihren Händen zu geben. Hannah wollte an dem teilhaben, was auf Spaulding wartete. Doch ihr Alter von neunundsiebzig Jahren und zwei Herzinfarkte hatten ihren Arzt veranlasst, ihr sehr strenge Vorschriften zu machen. Sie musste jeglichen Stress vermeiden und statt sechzig maximal zwanzig Stunden pro Woche arbeiten. Für diese lachhafte Vorgabe hatte sie nur Spott übrig.
    „Spätestens nach einer Woche bin ich tot, weil ich nichts zu tun habe“, hatte sie Dr. Warren gesagt. „Dann können Sie mich genauso gut jetzt gleich beerdigen.“
    Sie hatten sich schließlich auf dreißig Stunden geeinigt, wobei Hannah hier und da immer noch eine Stunde mehr herausholte.
    Ihre Mädchen, wie sie ihre beiden Enkelinnen bezeichnete, hatten den Großteil der Arbeit unter sich aufgeteilt, wobei jede von ihnen sich mit den Dingen befasste, die ihr am besten lag. Annies offene, ausgelassene Persönlichkeit hatte sie zur perfekten Wahl für das Marketing gemacht, während Rachel schon früh Begeisterung für die Weinproduktion und eine Liebe zum Land hatte erkennen lassen, die so ausgeprägt waren wie bei Hannah.
    Ein schwaches Lächeln umspielte Hannahs Lippen, als sie daran dachte, wie Rachel als kleines Kind die schweren Trauben in ihren tollpatschigen Händen hielt, um an ihnen zu riechen. Mit fünf Jahren kannte sie den Namen jeder Traubensorte, die Spaulding Vineyards anbaute, und konnte sie exakt dem Wein zuordnen, der aus ihnen gekeltert wurde. Mit zehn Jahren führte sie ihre Klassenkameraden über das Gut, und als sie sechzehn war, arbeitete sie voller Eifer in den Kellern, sprühte die Betonböden sauber, schrubbte vor der Ernte die Tanks und tat einfach alles, was man ihr auftrug.
    Inzwischen war sie einunddreißig Jahre alt und auf dem besten Wege, die jüngste und begabteste Winzerin im gesamten Tal zu werden. Hannah bedauerte nur, dass die Mädchen es nie geschafft hatten, miteinander auszukommen. Auch jetzt noch genügte es, Rachel zu erwähnen, und schon sträubten sich Annies Haare. Vor drei Jahren hatte Rachel genug davon, mit Annie unter einem Dach zu leben, und war aus Hannahs Haus ausgezogen, um sich in den Hügeln von Calistoga ein eigenes Anwesen zu kaufen.
    „Grandma!“
    Als Hannah Annies Stimme hörte, konnte sie sich gerade noch rechtzeitig umdrehen, um zu sehen, wie ihre älteste Enkelin von Electra abstieg, der Stute, die ihr im Rahmen der vierten Scheidung zugesprochen worden war. Mit ihren eng anliegenden Reithosen, den braunen Stiefeln und ihren feurig roten Haaren, die in der Morgensonne leuchteten, sah Annie einfach grandios aus.
    Jedes Mal, wenn Hannah sie sah, wurde sie an ihren verstorbenen Sohn Jack erinnert. Er hatte das gleiche, vor Leben sprühende und gute Aussehen besessen, und eine Zeit lang war er genauso ungezähmt und unberechenbar gewesen wie Annie. Die Ehe und ein Baby hatten ihn gottlob verändert, während Heirat und Mutterschaft bei Annie nichts bewirkt hatten. Mit neununddreißig Jahren und nach vier gescheiterten Ehen waren bei ihr keine Anzeichen zu erkennen, dass sie zur Ruhe kam. Das war einer der Gründe, warum Hannah sie an diesem Morgen zu sich gebeten hatte.
    „Ich bin froh, dass du gekommen bist, meine Liebe“, sagte sie, während ihre Enkelin sie auf die Wange küsste.
    Annie wickelte die Zügel ihres Pferds um ihre Hand und lief im Gleichschritt neben Hannah her. „Ich werde mir doch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, mit dir ein wenig Zeit zu zweit zu verbringen, Grandma. Das weißt du ja.“ Sie zeigte Hannah ein schelmisches Grinsen. „Selbst wenn ich dafür in aller Herrgottsfrühe aufstehen muss.“
    „Du warst früher auch mal eine Frühaufsteherin.“
    „Das ist lange her.“ Annie strich ihr Haar zurück, das beim Reiten durcheinander geraten war. „Heute arbeite ich hart, da brauche ich meine acht Stunden Schlaf.“
    „Die du auch
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