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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Autoren: Erica Spindler
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dreißig Jahren ein guter, treuer Freund der Spauldings. Mit seinen fünfundsechzig Jahren war er ein robuster Mann mit vollem graumeliertem Haar, einem buschigen Schnauzbart in gleicher Farbe und einem warmherzigen Lächeln.
    Auf der letzten Stufe blieb Rachel stehen und sah sich um. Enttäuscht stellte sie fest, dass Preston nirgends zu entdecken war. Sie wollte fragen, ob man ihn informiert hatte, als Sam mit ausgestreckten Armen auf sie zueilte und sagte: „Es tut mir so Leid, Honey.“
    „Oh, Sam“, erwiderte Rachel, die sofort in Tränen ausbrach, die sie auf dem Flug zurückgehalten hatte. Sie ließ sich in die Arme ihres alten Freundes fallen und schluchzte.
    Eine Weile standen sie einfach da, bis sich Rachel aus der Umarmung löste, um Tina zu umarmen, die ihrerseits Courtney getröstet hatte. Sams Frau war stets gut gelaunt, klein und rundlich, und ihr gutes Aussehen hatte sie von ihren italienischen Vorfahren geerbt. Trotz des großen Altersunterschieds waren die beiden Frauen seit Jahren eng befreundet.
    „Wo ist Preston?“ fragte Rachel, als sie wieder sprechen konnte.
    Während Sam ihr Gepäck im Kofferraum seines alten Audi verstaute, führte Tina Rachel und Courtney zum Wagen. „Er musste an einem wichtigen Dinner teilnehmen. Er lässt ausrichten, dass er sich morgen mit dir trifft.“
    Rachel konnte den missbilligenden Tonfall in Tinas Stimme nicht überhören, und er überraschte sie auch nicht. Auch wenn sie manchmal schon eine Spur zu ehrlich war, hatte Tina nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Preston nicht mochte. Ihrer Meinung nach war er aufgeblasen, opportunistisch und eiskalt. Die Wahrheit war allerdings, dass Tina Preston einfach nicht verstand. So wie viele andere erkannte auch sie nicht seine Art, mit der er Rückhalt bot, seine ruhige, resolute Stärke und seine unerschütterliche Entschlossenheit.
    „Was ist mit Mom?“ fragte Courtney, als sie auf der Rückbank Platz genommen hatte. „Wo ist sie?“
    „Zu Hause.“ Sam warf einen Blick in den Spiegel, bevor er rückwärts aus der Lücke fuhr. „Sie bereitet alles für Hannahs Beerdigung vor.“
    „Ich hoffe, sie macht keinen Staatsakt daraus“, sagte Rachel, während sie in ihrer Handtasche ein Taschentuch suchte. „Das würde Grandma gar nicht gefallen.“
    Sam verließ den Parkplatz und folgte der Beschilderung in Richtung Route 29, dem zweispurigen Highway, der durch Napa Valley verlief. „Ich habe versucht, ihr das zu sagen“, merkte er an. „Aber du kennst deine Schwester. Was nicht aufwendig ist, ist auch nichts.“
    Rachel erwiderte nichts. Sie fragte sich, wie es ab jetzt sein würde, für Annie zu arbeiten. Es war nie ein großes Geheimnis gewesen, dass Annie als die älteste Tochter das Weingut erben würde. Und obwohl Hannah ausdrücklich darum gebeten hatte, an den Strukturen des Unternehmens nichts zu ändern, würde es Veränderungen geben. Dafür würde Annie schon sorgen.
    Andererseits konnte es durchaus geschehen, dass Annie als Chefin von Spaulding Vineyards sanftmütiger wurde. Vielleicht würde sogar diese alberne Eifersucht ein Ende haben – eine Eifersucht, die an dem Tag begonnen hatte, als ihre Eltern Rachel aus dem Waisenhaus mit nach Hause gebracht hatten.
    Als könne er Gedanken lesen, sah Sam sie im Rückspiegel an. „Es wird schon alles gut werden, Honey“, sagte er leise. „Mach dir keine Sorgen, okay?“
    „Okay.“ Sie blickte aus dem Fenster auf die vertraute Landschaft, die nie wieder so sein würde wie früher. „Wie ist Grandma gestorben?“ fragte sie schließlich.
    „Ich dachte, Annie ...“
    „Ich möchte es von dir hören.“
    Sam nickte. „Es war ein schwerer Herzinfarkt. Sie ist sehr schnell gestorben. Annie war bei ihr, wie du ja weißt. Sie hat zwar sofort Hilfe geholt ...“ Sam seufzte leise. „Es war zu spät.“
    „Hast du mit Dr. Warren gesprochen?“
    „Ja. Er meinte, es sei angesichts der Schwere der beiden früheren Infarkte ein Wunder gewesen, dass sie noch so lange durchgehalten hat.“
    „Verdammt, Sam. Warum hat er uns das nicht früher gesagt? Vielleicht hätten wir verhindern können ...“ Sie konnte nicht weitersprechen und hielt das Taschentuch vor ihre Augen.
    „Hannah hatte den Doc dazu verpflichtet, nichts zu sagen“, erklärte Sam. „Sie wollte nicht, dass du und Annie besorgt seid.“
    So war Hannah. Sie machte sich immer über andere Gedanken, nie über sich selbst. Als Courtney ihre Hand ergriff, rang Rachel sich ein Lächeln ab. Den
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