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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Autoren: Erica Spindler
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Holzscheite eingeschlagen. „Sie interessieren sich nur noch für das Baby.“
    Sanft hatte Grandma Annie den Schürhaken aus der Hand genommen und die achtjährige Enkelin auf den Schoß gesetzt. Eine halbe Stunde lang hatte sie ihr alles über Erstgeborene erzählt und darüber, welchen besonderen Platz sie im Herzen ihrer Eltern haben. Niemand, hatte sie zu Annie gesagt, nicht einmal ein Baby, könnte daran jemals etwas ändern.
    Hannahs Worte hatten nicht bewirkt, dass Annies Vorbehalte gegenüber Rachel nachließen, aber sie hatten dafür gesorgt, dass sie sich wichtig fühlte, sogar ein wenig überlegen. Das hatte sie nie in ihrem Leben vergessen. Und weil sie viel klüger als ihre jüngere Schwester war, hatte sie immer genau gewusst, wie sie die Schuld für etwas, das sie selbst angestellt hatte, auf Rachel schieben konnte. Und wenn das nicht funktionierte, wusste sie ganz genau, welche schauspielerischen Künste bemüht werden mussten, um ihrer Bestrafung zu entgehen.
    „Oh, Annie“, hatte Hannah oft gesagt, „du hättest Schauspielerin werden sollen.“
    Grandma war auch diejenige gewesen, die ihr vorgeschlagen hatte, sie solle doch ihre Fantasie nutzbringend einsetzen und sich dem Marketing von Spaulding zuwenden. Zu ihrer eigenen Überraschung war Annie von der Arbeit auf Anhieb begeistert gewesen. Sie liebte den tagtäglichen Umgang mit den Kunden, die Entstehung und Entwicklung neuer Marketingstrategien, die Begeisterung, die jede neue Werbekampagne bei ihr auslöste.
    An Annies zweiunddreißigstem Geburtstag hatte Hannah erklärt, dass der Marketingleiter von Spaulding in den Ruhestand gehen würde. Dann hatte sie Annie feierlich einen Vertrag überreicht und sie wissen lassen, dass sie von nun an die neue Marketingleiterin sei.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben war Annie sprachlos gewesen. Mit Tränen in den Augen hatte sie den Vertrag gelesen, der für sie eine großzügige Gehaltserhöhung, Prämien und eine fünfprozentige Beteiligung an Spaulding Vineyards bedeutete. Noch nie hatte jemand so großes Vertrauen in sie gesetzt, und der Gedanke, dass Hannah sie tatsächlich für fähig hielt, ganz allein eine gesamte Abteilung zu leiten, war einfach unglaublich.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, hatte Annie gemurmelt, während alle anderen im Esszimmer lachten.
    „Du musst überhaupt nichts sagen“, hatte Grandma erwidert. „Außer, dass du gut arbeiten wirst.“
    Und das hatte sie auch gemacht. Meistens jedenfalls. Bedauerlicherweise hatten ihre Schwäche für attraktive junge Männer und ihre schlechte Menschenkenntnis in Verbindung mit einigen dieser Männer in ihrem Privatleben Chaos verursacht und zu erheblichen Reibereien zwischen ihr und Grandma geführt.
    Der Gedanke an den gestrigen Morgen, an dem sie beide zum letzten Mal durch die Weinberge spaziert waren, schmerzte so sehr, dass Annie vornüber gebeugt dasaß und die Hände auf ihren Magen presste. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf, der sie hochfahren ließ. Was, wenn sie für den Herzinfarkt verantwortlich war? Nur weil sie sich mit diesem dämlichen, nutzlosen Rocker eingelassen hatte?
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, so etwas durfte sie nicht denken. Grandma war seit langer Zeit krank gewesen. Der alte Doc Warren hatte das bestätigt.
    „Hannahs Uhr lief unerbittlich ab“, hatte er zu Annie gesagt, nachdem er Grandmas Tod festgestellt hatte. „Und das wusste sie.“
    Annie stöhnte leise auf. Warum konnte diese Uhr nicht noch ein wenig länger gelaufen sein?
    Im Kamin tanzten die blauen und orangenen Flammen ausgelassen umher. Trauer ergriff von Annie Besitz, als ihr klar wurde, dass die Frau, die noch zwei Tage zuvor auf diesem Platz gesessen und in die Flammen gesehen hatte, für immer von ihr gegangen war.
    Sie blickte hinauf zu Hannahs Porträt über dem Kaminsims und wischte ihre Tränen fort. „Mach dir um das Weingut keine Sorgen, Grandma“, sagte sie, während sie an Hannahs Versprechen dachte, dass Spaulding Vineyards eines Tages ihr gehören würde. „Ich passe gut drauf auf. Und diesmal wirst du stolz auf mich sein, das verspreche ich dir.“
    Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten, legte die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.
    Sam Hughes, Produktionsleiter bei Spaulding, und seine Frau Tina waren die beiden Ersten, die Rachel erblickte, als sie aus der Cessna stieg, mit der sie und Courtney von San Francisco nach Calistoga geflogen waren.
    Sam war seit mehr als
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