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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht
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Geld ich noch hätte. Die Mädchen wandten taktvoll den Blick ab. Gleb sagte, ach ja, das hätte ich ja schon gesagt.
    »Weißt du was? Wir machen ab jetzt halbe-halbe. Das heißt, ich bezahle, und du gibst mir die Hälfte zurück, okay?«
    Er rief einen traurigen Armenier, den Wirt des »Semiramis«, aus einem Nebenraum. Wenn man beim Chef eines Cafes, in dem man gerade sitzt, ein paar Dollar wechseln will, muss man gedämpft sprechen, große Pausen machen und dem Gesprächspartner direkt in die Augen schauen.
    »Beschissen hat er mich, dieser Kanake. Was für ein Kurs?! Nein, was ist das denn für ein Kurs? Aha – nein, er hat mich doch nicht beschissen – hm. Ja, richtig. Was trinken wir?«
    Der Haufen ausländischer Geldscheine spiegelte sich in den Augen der Mädchen wie ein Modepüppchen in einer Schaufensterscheibe. Nach dem nächsten Bier fasste die Große sich ein Herz und sagte, sie hätte Lust, tanzen zu gehen.
    »In einen Club? Willst du in einen Club? Gehst du mit ins ›69‹?«
    »In den Schwulen-Club? Meinst du das ernst?«
    Ich hatte Angst, Gleb würde direkt im Taxi mit ihr vögeln. Als das Mädchen aus dem Auto kletterte, fiel es hin und machte sich den Mantel schmutzig. Gleb lachte schallend, und sie war beleidigt. In dem großen Schaufenster des Clubs hing ein Poster, auf dem muskulöse Matrosen mit Käppis zu sehen waren. Was sich bei ihnen durch die Hose drückte, hatte weniger mit menschlicher Anatomie zu tun als mit den halluzinogenen Visionen von Hieronymus Bosch.
    Gleb zeigte den Sicherheitsleuten seine Mitgliedskarte. Am Eingang zum Saal kontrollierte ein Milizionär, ob wir Alkohol bei uns hatten. Ich machte einen routinierten Witz über seine mich abtastenden Hände. Wein hatten wir selbstverständlich im Voraus gekauft. Aber zunächst ließen wir die Flasche an der Garderobe. Ich durfte kostenlos durch, aber für die Mädchen musste Gleb zahlen. Einspruch lohnte nicht. Man hätte sie auch überhaupt nicht reinlassen können.
    Wir setzten uns an ein Tischchen.
    »Was ich dir schon längst sagen wollte.«
    »Schieß los.«
    »Das Bier ... Es wird in großen Flaschen und in kleinen Fläschchen verkauft.«
    »Ich versteh nicht?«
    »Na – null Komma fünf und null Komma drei.«
    »Ach so, jetzt versteh ich.«
    »Ist dir schon aufgefallen, dass diese Fläschchen sich vom Fassungsvermögen fast um das Doppelte unterscheiden, aber dasselbe kosten?«
    »Ähumm ...«
    Er senkte die Stimme: »Und manche Leute – trinken Bier aus KLEINEN FLÄSCHCHEN.«
    »Na und?«
    Er ging zum Flüstern über: »Ich hasse solche Leute!«
    Ich dachte darüber nach.
    »Hast du überhaupt kein Geld?«
    »Nein.«
    »Hast du gesehen, was die Getränke hier kosten? Die sind total durchgeknallt! Womit sollen wir diese Trullas bewirten?«
    Die Mädchen durchstöberten den ganzen Club und begutachteten sogar die Toiletten. Vermutlich hatten sie damit gerechnet, in eine schmutzige Kaschemme zu geraten, wo sich die Männer in dunklen Ecken in den Hintern kneifen. Und nun waren sie in einer durchschnittlichen Disco gelandet. Schmachtende Bubis in Spitzenstrümpfen und mit geschminkten Lippen waren nicht zu sehen. Das kleinere Mädchen versuchte zu rauchen und bekam Schluckauf. Manchmal hickste sie ziemlich laut. An den Tischen ringsum saßen dicke Kerle mit den Handgelenken von Gewichthebern. Sie blickten unzufrieden in unsere Richtung.
    Warum finden Mädchen Homosexuelle immer so interessant? Es gibt keine zuverlässigere Methode, eine Frau ins Bett zu kriegen, als ihr zu sagen, man sei schwul. Im ersten Stock des »69« gab es einen Darkroom. In dem Zimmer war es so dunkel, dass man nicht mal seine eigene Schulter sah. Dort konnte man absolut anonymen Sex haben. Du machst einen Schritt hinein, und schon streckt irgendwer seine Hände aus und tastet nach dem Reißverschluss deiner Hose. Gut, wenn‘s nur zwei Hände sind – es können auch sechs oder acht sein. Am Eingang hing ein Schild »Nur für Männer«. Ich weiß nicht, wie, aber Gleb schleppte seine Mädchen regelmäßig hierher. Dafür hatte er sich ja die Clubkarte des »69« besorgt. Einmal brachte er eine verheiratete fünfunddreißigjährige Künstlerin mit. Er erzählte, dass ihre ersten Worte, nachdem sie sich den Rock zugeknöpft hatte, waren: »Ein Gauner bist du, Glebuschka. Ich dachte, du wärst wirklich schwul.«
    Er ging zur Theke und stellte den Mädchen je ein Gläschen Kognak hin.
    »Schmeckt gut. Kriegen wir noch einen?«
    »Später.«
    Die
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