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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig
Autoren: Jens Lapidus
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Masken, dunkle Kleidung, unter der sie Schutzwesten zu tragen schienen. Möglicherweise waren es Profis. Der eine etwas schmaler, mit einer Beretta in der einen Hand und möglichenfalls einem anderen Gegenstand in der anderen. Ein Stück weit von den am Boden liegenden Menschen entfernt. Beherrscht, abgeklärt, auf seine Sicherheit bedacht. Der zweite war extrem muskulös. Er bewegte sich auf die Gruppe am Boden zu und sagte in gebrochenem Englisch: »Alle legen ihre Uhren und Brieftaschen vor sich hin. Und zwar sofort.« Thomas hörte, dass sein Englisch einen starken Rinkebyakzent hatte. Völlig klar: Das hier war ein schwedischer Einwanderer.
    Er schaute noch mal hin. Die Leute waren keine richtigen Profis – der Muskulöse trug helle Turnschuhe.
    Thomas versuchte, die Situation zu überblicken. Wog verschiedene Möglichkeiten ab. Prüfte Handlungsalternativen. Eigentlich musste er sich zurückziehen. Hägerström darüber informieren, wo sich die Geiselnehmer und ihre Geiseln befanden. Auf das Einsatzkommando warten. Die Sache ihren üblichen Lauf nehmen lassen.
    Oder er wartete ab und guckte, was passierte. Dann allerdings besaß er selber eine Rolle in diesem Geschehen. Die völlig außerhalb jeglicher Regeln lag. Und wenn das ans Licht käme, würde er als Polizist für alle Zeit geliefert sein. Hägerström ebenfalls. Nicht zuletzt lockte ihn aber auch der Gedanke, das, was sich dort im Saal gerade abspielte, auf eigene Faust zu lösen: als Held daraus hervorzugehen – mit einem Triumph nach Söderort zurückzukehren – der einsame Polizist, der selbst aktiv wurde, anstatt auf Verstärkung zu warten. Dumm wie nur was. Eigensinnig wie ein Vierjähriger. Risikofreudig wie ein Draufgänger – aber immerhin ein Held.
    Genau danach war ihm zumute. Und er schiss drauf. Er blieb, wo er war. Verstärkung war ja ohnehin unterwegs.
    Die beiden Typen da drinnen sammelten die Gegenstände ein, die die Männer vor sich auf den Boden gelegt hatten.
    Der Typ mit der Beretta ging es offenbar gelassener an als der mit den Sportschuhen. Bewegte sich geschickt an den Köpfen der Männer vorbei. Er hielt die Waffe entspannt, hatte sie aber völlig unter Kontrolle. Sah aus, als hätte er so was schon mal gemacht.
    Er öffnete den Mund. Sein Englisch war bedeutend besser als das des Muskelprotzes. »Ich will, dass alle Huren aufstehen.«
    Keiner schien etwas zu kapieren. Er wiederholte: »Ich will, dass alle Mädchen aufstehen.«
    Er richtete die Waffe auf einen der Männer. Dann schrie er: »Und zwar sofort!«

67
    Mahmud kapierte nicht, was Niklas vorhatte. Der Kommandotyp begann plötzlich, die Nutten aufzufordern, sich aufzustellen.
    In seinem routinierten Englisch: »Können alle von euch hier mal auf einen Kerl zeigen, der euch zuletzt gekauft hat.«
    Sie schienen nicht zu begreifen, was er meinte. Mahmud auch nicht.
    Das hier war nicht Bestandteil des Plans.
    Der Beutel war voll mit Brieftaschen und Uhren. Schicke Teile, er konnte eine Rolex Submarine in massivem Gold ausmachen. Mahmud hatte es im Kopf überschlagen, allein die goldenen Uhren: bestimmt zweihundert Riesen. Der gesamte Wert: mindestens Fünfhunderttausend allein für alle Rolex-, Cartier-, IWC -, Baume- & Mercier-Uhren. Plus: die Kreditkarten. Selbst wenn sie einen Teil sperren würden, könnte Tom Lehtimäki genügend Systeme austricksen, um weitere fünf-, sechshunderttausend Kronen zusammenzukriegen. Außerdem: die von Jorge versprochene Summe – er hatte Ratko, einen von Radovans Männern umgenietet. Sich für seine eigene Erniedrigung gerächt. Den Auftrag des Latinos erfüllt: der Jugomafia Schaden zugefügt. Ein cooles Gefühl.
    Zeit, sich zurückzuziehen.
    Er hatte allerdings die Kerle noch nicht gemeinsam mit den Nutten geknipst. Es war Jorges Idee gewesen. Der Latino hatte breiter als ein Smiley gegrinst, als er erklärte: »Nimm ’ne gute Kamera mit, Mann. Du kannst die Bilder über Jahre hinweg nutzen. Sie zahlen. Ich versprech’s. Ich weiß es.« Mahmud kapierte. Erpressung war was Wunderbares.
    Er wandte sich an Niklas. Schiss drauf, Englisch zu sprechen.
    »Was zum Teufel hast du vor?«
    Niklas antwortete nicht. Brüllte weiter rum.
    »Alle Huren stellen sich auf. Ansonsten spreng ich den Kerl hier in tausend Stücke, so dass ihr die gesamte Nacht lang Hirnsubstanz aufwischen könnt.«
    Einige Mädchen standen auf. Eine nach der anderen. Die meisten wohl aus dem Osten, ungefähr zehn Mulattinnen oder Asiatinnen, einige wenige
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