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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig
Autoren: Jens Lapidus
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Waffe direkt auf die Männer gerichtet. Bewegte die Glock langsam von rechts nach links und wieder zurück. Sollte es Ärger geben, würde er es vermutlich schaffen, fünf, sechs Personen abzuknallen, bevor er selber übermannt wurde. Instinktiv wussten die Männer das auch. Keiner wollte das Risiko eingehen.
    Niklas schrie auf Englisch: »Alle Idioten runter auf den Boden. Und zwar sofort. Die Hände hinter den Kopf. Und wenn sich auch nur einer bewegt …« Er deutete zwei Schussbewegungen mit der Waffe an. Sie kapierten.
    Niklas griff in seinen Rucksack. Der Augenblick, auf den er gewartet hatte. Er nahm die Plastiktüte heraus, die er vor ein paar Monaten vorbereitet hatte. Sein ganz persönliches Projekt neben den Ermittlungen in Bezug auf die Frauenschänder. Sie wog ziemlich viel, bestimmt sechs Kilo. Von außen sah sie ziemlich unschuldig aus, eine graue Tüte, mit schwarzem Isolierband umwickelt, in der sich eine kompakte Masse befand. Ihr Inhalt hingegen war äußerst tödlich.
    Alles war so schnell gegangen. Noch vor kurzem hatte er in einem Gerichtssaal gesessen und sollte wieder in seine Zelle gebracht werden. Und jetzt: the final battle. Er dachte an seine Mutter. Sie kapierte gar nichts. Glaubte, dass die Unterdrückung zum Leben dazugehörte. Er erinnerte sich: Er war so um die acht Jahre alt gewesen, und doch begriff er mehr, als die beiden annahmen. Die Tüten, mit denen Claes nach Hause kam, die Stimmung, als er und Catharina anfingen, mit großen Schlucken ihre Gläser zu leeren, die sie umgehend mit dem Inhalt der Flaschen wieder auffüllten. Sie schickten ihn für eine Weile runter in den Keller. Da unten führte er sein eigenes Leben, wie der verdammte Michel aus Lönneberga. Er erinnerte sich nicht mehr genau, aber irgendwas hatte ihm dort Angst eingejagt. Vielleicht war es nur ein Geräusch gewesen oder etwas, das er gesehen hatte. Er war ja damals noch ein Kind. Empfand die Angst dort unten als das Schlimmste. Als er an diesem einen Abend wieder hochkam, sah er Mama schlimmer zusammengeschlagen, als er sie je zuvor gesehen hatte. Sie musste ins Krankenhaus. Zwei Wochen dort bleiben.
    Und hinterher hatte er Mama gefragt, ob es richtig war. Würde Claes tatsächlich wieder zu ihnen nach Hause kommen dürfen? Ihre Antwort war simpel, aber bestimmt: »Ich hab ihm verziehen. Er ist mein Mann, und er kann nichts dafür, dass er manchmal böse wird.«
    Es war Niklas’ Auftrag, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
    Er platzierte die Bombe auf Bolinders Brust. Der Kerl zitterte wie ein Wimpel in der Abendbrise in der Ödnis außerhalb von Falluja. Niklas im Kontrast dazu: mit sicherer Hand.

66
    Thomas kam die Treppe hoch. Irgendwas war faul. Erst der Knall zeitgleich mit dem Feuerwerk. Er hatte sich möglicherweise verhört. Aber bei dem, was danach kam, ganz bestimmt nicht: das Getacker parallel zum Geräusch der letzten Feuerwerksknaller des Silvesterspektakels erkannte selbst ein stinknormaler, einfacher Bulle wie er wieder, der an seine kleine 9 -Millimeter-Sig-Sauer gewöhnt war. Das stammte von einer Maschinenpistole. Außerdem war er schließlich ein Schießfanatiker. Ganz eindeutig: Irgendwas war verdammt faul.
    Sobald er wieder Empfang hatte, rief er Hägerström an. Es klingelte einmal. Klingelte mehrere Male. Wollte er nicht mal langsam rangehen? Thomas sah sich um. Der Raum mit der farbintensiven Tapete war leer. Er linste durch den Spalt in der Tür zum Esszimmer. Leer. Er versuchte, Hägerström erneut zu erreichen. Ließ es fünfmal klingeln. Dann hörte er Hägerströms kurzatmige Stimme am anderen Ende: »Gut, dass Sie am Leben sind.«
    Thomas flüsterte ins Handy: »Was zum Teufel ist denn hier los?«
    »Ich weiß nicht, aber ich habe Verstärkung angefordert. Es gab einen Wahnsinnsschusswechsel irgendwo dort drinnen in dem Gebäude, in dem Sie sich befinden. Und ’nen Knall, der so klang, als hätten sie irgendwas gesprengt.«
    »Und wann wird die Verstärkung hier sein?«
    »Sie wissen ja, Silvester, Smådalarö. Sie sind bestimmt erst in zwanzig Minuten hier, frühestens.«
    »Verdammt auch. Aber was kann ich tun? Hier drinnen ist ja offensichtlich der Teufel los.«
    »Warten Sie einfach auf die Streifenwagen. Ich komme ja selber nicht durchs Tor.«
    »Nein, Hägerström, das funktioniert nicht. Das hier ist unsere Chance, an schlagende Beweise ranzukommen. Ich muss sehen, was passiert ist. Es kann ja sein, dass es ’ne Verbindung zu unserem Fall gibt.«
    Hägerström
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