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Mach sie fertig

Mach sie fertig

Titel: Mach sie fertig
Autoren: Jens Lapidus
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Himmel aus. Sie hatten noch nicht kapiert, dass sie angegriffen worden waren. Hatten den Knall seiner IED nicht gehört oder ihn zumindest nicht von den Geräuschen des Feuerwerks unterscheiden können. Alles war planmäßig verlaufen: Das Loch an der Rückseite würden sie niemals schließen oder blockieren können. Ein stets offener Rückzugsweg. Assault tactics.
    Ihm genügten zwei Sekunden. Er lotete die Stimmung im Raum aus. Als befänden sich die Männer auf einer ganz normalen Silvesterparty, bei der zufällig einige jüngere weibliche Singles aufgetaucht waren. Als wäre überhaupt nichts dabei. Als wäre es nichts Schmutziges. Nichts Erniedrigendes. Aber Niklas wusste: Frauenkauf beinhaltete Misshandlung. Und seine Berufung war es, Misshandler auszurotten.
    Die meisten standen immer noch mit dem Rücken zu ihm. Schauten raus oder sahen einander an. Außer zwei jüngere Typen, die an der Bar standen. Einer von ihnen hatte Niklas in der Türöffnung erblickt: Ein Mann mit heruntergezogener Gesichtsmaske erregt nun mal Aufmerksamkeit. Niklas marschierte weiter in den Saal hinein. Mahmud schloss zu ihm auf. Babak hatte von Niklas die Order erhalten, draußen zu warten und den Eingang zu bewachen, cover their backs.
    Der Barmann schrie plötzlich los. Niklas nahm die Beretta in beide Hände. Hielt sie mit festem Griff. Er wusste: Das hier war ein entscheidender Augenblick – die ganze Aktion konnte platzen. Ein Dreh- und Angelpunkt. Eine kritische Situation innerhalb des Manövers. Er nahm Anlauf. Sprang los.
    Die Pistole jetzt in einer Hand. Ein Schritt. Zwei Schritte. Er flog förmlich vorwärts. Es erinnerte ihn an die Flucht aus dem Landgericht.
    Er atmete einmal. Zweimal. Noch sieben Meter. Fünf Meter. Kam direkt neben dem Typen zum Stehen. Riss die Pistole hoch. Hörte ihn ausrufen: »Was zum Teufel.«
    Bong-bong. Die Beretta knallhart gegen die Stirn des Barmanns. Der Kerl sackte zusammen. Niklas drehte sich um. Sah in die Gesichter der alten Knacker und Mädchen; sie hatten sich ebenfalls umgedreht.
    Es war, als bliebe die Zeit stehen.
    Stille.
    Alle hatten die Attacke gesehen.
     
    Niklas und Mahmud hatten so weit alles unter Kontrolle. Niklas hatte Robert mitgeteilt: »Wir haben die Party gefunden, wir fangen jetzt an. Schieß auf alles, was sich draußen vorm Haus bewegt.«
    Die Kerle an der Wand aufgereiht. Die Mädchen daneben. Mahmud hielt seine Glock die ganze Zeit auf die Menschenansammlung gerichtet. Der Barmann und sein Kollege lagen getapt am Boden. Es war gut möglich, dass sich noch weitere Zuhälter oder Hurenwächter im Haus befanden. Oder besser gesagt, es
mussten
noch weitere da sein: Irgendjemand musste ja draußen das Feuerwerk gezündet haben. Das Plus für Niklas und seine Soldaten: Das Vorhaben der Kerle in der Villa rief bei ihnen nicht gerade übermäßiges Interesse hervor, die Bullen zu rufen. Und das wussten die Kerle auch. Dennoch mussten Niklas und seine Leute smart agieren. Er würde sich die Verantwortlichen herausgreifen.
    Niklas machte einen Schritt vor. Auf Englisch: »Ich will Bolinder haben!«
    Keiner der Kerle verzog eine Miene.
    »Wer ist Bolinder?«
    Eine Stimme aus der Menschenmenge, mit starkem schwedischen Akzent: »Hier gibt es keinen Bolinder.«
    Niklas antwortete auf seine Weise. Feuerte einen Schuss auf einen der Kronleuchter ab. Hörte das Geschoss dort oben einschlagen. Zog die Balaklava ein Stück hoch, um besser sprechen zu können.
    »Verarscht mich nicht, denn sonst knüpf ich mir einen nach dem anderen vor. Zum letzten Mal, wer von euch ist Bolinder?«
    Die Stille im Saal war durchdringender als der Schuss selbst.
    Ein Mann trat vor. Mit dünner Stimme: »Ich bin Bolinder. Was wollen Sie?«
    Er war leicht übergewichtig, hatte akkurat nach hinten gekämmtes Haar, das Smokinghemd war aufgeknöpft, so dass ein wenig von seinem ergrauten Brusthaar zu sehen war. Er sah Niklas an. Die Augen des Kerls waren grau.
    Niklas starrte zurück. Pfiff darauf, etwas zu sagen. Das hier war also der Mann, der das alles organisiert hatte.
    Bolinder musste sich in die Mitte des Parkettbodens stellen. Sein Gesicht vom Licht einiger Deckenspots angestrahlt. Niklas sah es deutlich: Der Freierarsch hatte teuflische Angst.
    Mahmud holte das Tape hervor. Bedeutete Bolinder, die Hände hinter den Rücken zu nehmen. Der Araber umwickelte seine Handgelenke gewissenhaft. Zwang den Kerl runter auf den Boden. Das Silbertape glänzte schwach.
    Mahmud näherte sich der Gruppe. Die
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