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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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hatte.
     
    *
     
    Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort…
    Xantilon, die Insel der Vergangenheit, stand im Mittelpunkt
erregender Ereignisse.
    Im Bauch eines Gebirges, das man die ›Kristallfelsen‹
nannte, spielte sich eine eigenartige, unwirkliche Szene ab.
    Auf dunklem, scheinbar’ stillstehendem Wasser, schwamm ein
flacher Nachen, der von einem unheimlichen Fährmann gelenkt
wurde.
    Der Fährmann war der leibhaftige Tod. Die bleichen
Knochenfinger hielten das obere Ende des langen Stabes umklammert,
mit dem er tief ins dunkle Wasser stach und den Nachen geschickt in
die Dämmerung steuerte, mit der es ebenfalls etwas
Bemerkenswertes auf sich hatte.
    Aus dem Wasser ragten marmorweiß dicke Arme und
mächtige Hände, in denen fluoreszierende Totenschädel
ruhten.
    Sie waren Klippen, die nur der umschiffen konnte, der sich hier
auskannte. Ihr Skelett-Fährmann war der Lotse, der jedes
Hindernis kannte und es geschickt umging. Nicht umsonst war auch der
Nachen extrem schmal. Er paßte manchmal eben noch zwischen zwei
dicht stehenden Schädeln vorbei und streifte sie fast.
    Björn Hellmark, der einer der Passagiere auf dem Nachen des
Toten-Fährmanns war, stellte fest, daß dieser jede
Berührung vermied.
    »Du fährst nicht sehr schnell«, ließ Hellmark
sich vernehmen. Er stand – wie der Fährmann und sein
Begleiter Arson – im Nachen, weil für sie alle nicht
genügend Platz gewesen wäre, wenn sie gesessen hätten.
Diesen bescheidenen Luxus zumindest hätte der große blonde
Mann gern seiner Begleiterin gegönnt, die er auf den Armen
trug.
    Die Frau mit einer Haut, die an Milchkaffee erinnerte, war niemand
anders als Carminia Brado.
    Björn schien es so, als wäre eine Ewigkeit vergangen,
seitdem er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Er konnte von dem
stillen, lieben Gesicht nicht den Blick wenden und mußte es
immer wieder ansehen.
    Carminia war von Molochos, dem Dämonenfürsten, im
Jenseits gefangen gewesen und hermetisch von der Welt abgeriegelt. In
einem verzweifelten Vorstoß war es endlich gelungen, die
geliebte Frau aus dieser schrecklichen Abgeschiedenheit, dem Reich
der Seelen, zurückzuholen. Die Strapazen, die hinter ihr lagen,
waren so massiv gewesen, daß die Brasilianerin, die Hellmark
beim Karneval in Rio kennengelernt hatte, nach ihrer Rettung
zusammengebrochen war und seitdem fest schlief.
    »Ich kann deine Ungeduld verstehen«, erwiderte der
Toten-Fährmann. »Doch ich denke, daß es in deinem
eigenen Interesse liegt, dich sicher zu deinem Floß
zurückzubringen – als eine übereilte Fahrt, die
für dich und deine Freunde verheerend sein
könnte…«
    »Die Hände und Totenschädel, die aus dem Wasser
ragen, scheinen demnach eine besondere Bedeutung zu haben. Was
würde eine Berührung bewirken?«
    »Es ist besser, du weißt es nicht«, antwortete das
Skelett im schwarzen Umhang ausweichend, stocherte mit Gefühl
weiterhin in dem schwarzen Wasser und glitt nur um Haaresbreite von
einem der glühenden Schädel entfernt weiter von dem
schwarz-goldenen Gespinst weg, das das Tor ins Jenseits
darstellte.
    Die ›Löcher‹, die Hellmarks und Arsons Körper
dort hinterlassen hatten, waren wieder zugewachsen.
    Das Tor ins Jenseits war verschlossen. Aber jeder – so
zumindest hatten sie es selbst erfahren – der in der
merkwürdigen Dschungelstadt ein Floß auf den Skorokka
brachte, würde hier ankommen und dann das Gespinst ohne
große Anstrengungen durchbrechen können. In dieser Region
des Jenseits, in die Björn und Arson eingedrungen waren, um
Carminia Brado zu befreien, warteten die Seelen auf ihre
Wiedergeburt. Gleichzeitig war dies einer der Jenseitsbereiche, der
dem Dämonenfürsten und seinen Schergen zugänglich war.
Molochos war dort eingedrungen und hatte diese Region für
Carminia zu einem unentrinnbaren Gefängnis werden lassen. Nur
vom Skorokka aus, dem Strom ins Totenland, war es möglich
gewesen, in diese Region zu gelangen. Jeder andere Weg hatte ins
Verderben geführt.
    Aber auch der Skorokka hatte es in sich.
    Noch immer war vielem in der Fahrt, die Björn Hellmark und
Arson auf dem reißenden Fluß unternommen hatten,
rätselhaft.
    So waren sie zum Beispiel einem Floß gefolgt, auf dem sie
beide ganz deutlich die hellen Körper Danielle de
Barteaulieés und Rani Mahays wahrgenommen hatte.
    Die junge Französin und der muskulöse Inder den man auch
den ›Koloß von Bhutan‹ nannte, waren von ihnen
getrennt worden. Bei der Suche entdeckten Björn und Arson
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