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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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bestellen.«
    Santelli kannte sich in gewissen Kreisen gut aus.
    Er wußte, an wen man sich halten mußte, wenn man
größere Probleme hatte, er kannte die Londoner Unterwelt
nicht weniger gut wie die Gesellschaft der Geldaristokratie. Er
wußte, wer mit wem gemeinsame Sache machte.
    Um so befremdender erschien ihm das Verhalten Ronald Myers.
    Myers hatte keine Schutztruppe, und es war kaum anzunehmen,
daß er ausgerechnet in dieser Nacht damit rechnen mußte,
daß Santelli seine Geliebte aus dem Schlafzimmer holen
würde.
    Mario Santelli hielt die entsicherte Waffe bereit, während er
seinem Begleiter nachsah, der zwischen dunklen Baumstämmen
verschwand.
    Aber Roccos weißer Anzug leuchtete wie ein Fanal in der
Dunkelheit. Und der Auftrag heute nacht war so beschaffen, daß
weder besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden
mußten, noch außergewöhnliche Schwierigkeiten zu
erwarten waren.
    Ganz so, wie sie sich ihr Vorgehen gedacht hatten, lief es jedoch
nicht ab. Myers’ Verhalten war nicht bis ins letzte
einkalkuliert.
    Rocco hatte den Auftrag, rings um das Havis einigen Terror zu
machen, Myers aus der Fassung zu bringen. Als Überraschung
sollte Rocco dann – trotz Alarmanlage – ins Haus eindringen
und Clarissa mitnehmen. Ganz ungeschoren würde Myers bei diesem
Spiel allerdings nicht davonkommen.
    Doch es kam alles ganz anders.
    Als Rocco vor dem Haus auftauchte, stand die Tür bereits
offen, auf der Schwelle – der ›Hausherr‹ im seidenen
Morgenmantel.
    Ronald Myers lehnte lässig und beinahe erwartungsvoll gegen
den Türpfosten.
    »Komm nur näher«, redete er ruhig den Italiener an,
einen Bär von Mann. Gegen Rocco wirkte Myers wie ein
Schwächling.
    Schmal, zwei Köpfe kleiner, kaum
widerstandsfähig…
    Warum Myers grinste, verstand der Schläger nicht. Der Mann
mußte verrückt sein. Er unterschätzte die Gefahr.
Normalerweise genügte es, wenn Santelli einen seiner
›Mitarbeiter‹ ankündigte.
    Es konnte auch gut möglich sein, daß Myers die ganze
Sache nicht ernst nahm. Schließlich hatte er – in seinen
Kreisen – noch nie etwas mit Mario Santelli zu tun gehabt.
    »Ich bin schon dabei.« Roccos dunkle Stimme klang nicht
ganz so sicher wie sonst. An dieser Begegnung störte ihn etwas.
Er hätte nicht zu sagen vermocht, was es war. Es war nur sein
Gefühl.
    »Ich geh’ auch gleich wieder, wenn du der Puppe den
guten Rat gibst, mit mir zu kommen, Myers. Das ist für alle
Beteiligten das beste. Santelli versteht keinen Spaß, wenn es
um Frauen geht.«
    »Ich auch nicht. Clarissa…«, Myers wandte leicht
den Kopf zur Seite, rief nach hinten. »Komm’ doch mal
her… hier ist einer, der hat etwas gegen deinen Besuch in meinem
Haus. Komm’, laß ihn wissen, daß ich dich nicht
zwinge, hier zu bleiben, sag’ ihm, daß du aus freien
Stücken hier bist.«
    In der weiträumigen Diele hinter Myers war ein Schatten zu
sehen.
    Rocco nutzte die wenigen Sekunden von Myers Unaufmerksamkeit, um
mit zwei schnellen Schritten den Abstand zwischen ihnen zu
überwinden.
    Seine mächtigen Hände stießen nach vorn.
    Der Italiener packte den Mann, den er für Ronald Myers hielt
und der auch wie Myers aussah, am Kragen und riß ihn nach
vorn.
    »Irgend etwas, Kleiner, stimmt nicht mit dir. Du hast
komische Angewohnheiten. Die werde ich dir austreiben.«
    Der Engländer war in Roccos Händen ein Spielball.
Santellis Schläger riß den Arm empor und Myers verlor den
Boden unter den Füßen.
    In der Diele hinter dem Engländer erscholl ein spitzer
Schrei.
    Die attraktive Clarissa stand mitten in der Diele, trug ein
hauchdünnes Neglige, und ihr wohlgeformter Körper war unter
dem Stoff ein Schattenriß.
    »Ron! Ich habe dir gesagt, daß du keine Chance
hast… ich…«
    »Loslassen!« zischte Myers wie eine Schlange. In seine
Augen trat ein gefährlicher Glanz. Er, der Ronald Myers Aussehen
angenommen hatte, aber in Wirklichkeit Marvin Cooner war,
wußte, welche geheimnisvolle tödliche Kraft in ihm
steckte. Ein unsichtbares, dämonisches Wesen hatte sie ihm
verliehen, weil er sich bereit erklärt hatte, bei Nacht und
Nebel auf einem ganz bestimmten Londoner Friedhof eine bestimmte
Leiche auszubuddeln.
    Seither hatte sein Leben sich von Grund auf verändert.
    Rocco grinste von einem Ohr zum anderen, sein Weltbild stimmte
wieder. »Ich kann dich stundenlang mit ausgestrecktem Arm in der
Luft halten, Kleiner. Tagelang… so lange, bis du verhungert und
verdurstet bist. Na, was hältst du davon?«
    »Überhaupt
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