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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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blieb nicht
stehen, würde weitergehen. Der Mensch würde feingliedriger,
muskelärmer, körperlich schwächer werden – mit
jedem Jahrtausend jeder Jahrmillion, die die Erde auf ihrer Bahn
durch den Kosmos zurücklegte.
    Jedes intelligente Leben strebte dem Geistigen zu, dies hatte zur
Folge, daß der Körper immer weiter zurückgebildet und
das Gehirn größer wurde.
    In diesem Tempel herrschte der Geist eines solch weitentwickelten
Gehirns.
    Der Dualismus – Gut und Böse – wurde
ausgeprägter, je intensiver und größer ein Hirn war.
Mit dem größeren Volumen wuchs der Anspruch der Macht.
    »Das Leben gehört mir – wie der Tod…«,
raunte er aus dem düsteren Glosen. »Leben und Sterben
gehören zusammen. Wo kein Leben entsteht, kann der Tod nicht
sein – und umgekehrt…«
    Dieses unfaßbare Geschöpf, das nur noch Hirn und sonst
nichts mehr war, konnte mit seinen Gedanken geistige Gebilde in
materielle umwandeln.
    Es schuf die Schatten in den Straßen. Die Fliehenden, die in
den Tempel gerieten, hatten sich – ohne ihr Wissen –
für den Tod entschieden. Die in den Schatten versanken, aber
fanden Glückseligkeit und Erfüllung. Sie gingen ein in
körperloses Dasein, und das Universum wurde ihre neue Heimat.
Sie wurden eins mit ihrem Kosmos.
    Der Tempel war die Hölle… die Kristallhalle die
Erlösung in Freiheit, nach der die Kreatur strebte.
    Und beides kam aus einer Hand.
    Das Gehirn war Ursache und Wirkung, war Tod und Leben…
    Und es nahm sich alles Recht heraus. Diese Welt war sein Gesetz,
und niemand konnte es daran hindern, es auszuüben.
    Auch nicht an der Vernichtung jener beiden Psychen, die die Reise
aus der Realität in diesen Kosmos angetreten hatten und einander
suchten. Die Psychen Carminia Brados und Björn
Hellmarks…
    Das Hirn war ein Moloch.
    Es bewirkte eine magische Kraft, und es mußte selbst Energie
aufnehmen, um diese Kraft weiterzugeben.
    Die geistige Energie, die Psyche der in den Tempel Geflohenen, war
seine »Nahrung«!
    Damit auch die Psychen Hellmarks und Carminia Brados…
    Die Carminias schwebte leuchtend und hell aus dem Knäuel wild
um sich schlagender Verlorener empor, dem Titanenhirn
entgegen…
     
    *
     
    Zögern war tödlich!
    Er hatte zuviel erkannt während der letzten Minuten, –
oder waren es gar Tage, Wochen oder Monate? – daß er
entscheiden und gleichzeitig handeln konnte.
    Der Aufenthalt in der Kristallhalle mit den geschliffenen
Spiegelflächen hatte ihn viel gelehrt.
    Er erreichte Carminia, griff nach ihr, spürte sie und
schwebte wie ein Geist über den Massen, die von »ihrem
Gott« zum Sterben verurteilt worden waren.
    Die Energieflut, in die er geriet, wirbelte ihn wie ein welkes
Blatt durch die Luft.
    Aber er bot Widerstand und wußte, daß sein Aufenthalt
im ›Tempel der Magie‹ nur von begrenzter Dauer sein
würde.
    Seine Sehnsucht ging woanders hin.
    In den Kristalltempel!
    Dort waren sie sicher, dort war ihre Heimat.
    Er ließ Carminia nicht los, während die
querschießende Energie über ihm zusammenschlug und ihn
noch in das herrschende Hirn über Leben und Tod
hineinzudrücken versuchte.
    Da existierte der ›Tempel der Magie‹ nicht mehr für
ihn.
    Er war wieder in der Kristallhalle, vor den geschliffenen Steinen.
Aber – er war nicht mehr allein.
    »Gemeinsam mit dir«, ließ er sie wissen,
»werde ich den Kosmos durcheilen, wird unsere Welt grenzenlos
werden… wir sind zu Hause, endlich für immer. Unsere Suche
– hat ein Ende…«
    Er merkte nicht, daß er etwas Schlimmes sagte.
    Die Prophezeiung der Seherin Kaithal, die ihn vor dem Genuß
der Götterdroge gewarnt hatte, erfüllte sich.
    Er wußte nichts mehr von der Welt, die hinter ihm lag.
    Die Pforten nach dort waren versperrt.
    Er hatte keine Gedanken mehr an das Zurück.
    Er konnte Traum und Wirklichkeit nicht mehr voneinander
unterscheiden.
    Eine schwere Süße kam über ihn.
    Er wußte sich in Carminias Nähe. Er war ohne jeden
Antrieb, zufrieden mit dem Augenblick, der sich dem Ende
entgegenneigte.
    Auch die Kristallhalle, in der Tausende und Abertausende von
Eindrücke auf ihn wirkten, konnte dem zum Schicksal werden, der
sich nicht mehr aus ihrem geistigen Labyrinth zu befreien
vermochte.
    Wer nichts erkannte, der konnte nichts mehr bewegen.
    Unmerklich hatte sein ewiger Schlaf begonnen…
    Das Triumphgefühl der Dämonen in den Pflanzen war
unbeschreiblich.
    Der Feind lag unter ihnen!
    Er rührte sich nicht und setzte sich nicht zur Wehr.
    Sie nutzten die
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