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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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was hier
passiert ist, Scotland Yard in Kenntnis zu setzen. Aber was dann
passiert, könnt ihr euch an den zehn Fingern
abzählen.«
    In dem echten Myers kochte es, als er den anderen mit seiner
eigenen Stimme so reden hörte.
    »Warum tötest du nicht auch mich?« stieß er
aufgebracht hervor. Sein Atem flog, als hätte er schwere
körperliche Arbeit hinter sich.
    »Du sollst als Marvin Cooner leben, Myers! Dessen Leben
sollst du auskosten. Ich wollte immer mit dir tauschen. Nun habe ich
die Gelegenheit. Und findest du nicht auch, daß es besser ist,
als Cooner weiterzuleben als überhaupt nicht?«
    Er wartete keine Antwort ab.
    »Verschwindet von hier!« zischte er dann. »Die
gleiche Abmachung, die Santelli mit euch getroffen hat, gilt auch in
meinem Fall. Wenn auch nur ein Sterbenswörtchen über eure
Lippen kommt, seht ihr euch kurz darauf das Gras von unten
an.«
    Lorington warf sich zuerst herum und lief zum Tor der alten
Fabrik. Der echte Myers in Cooners Gestalt, folgte ihm auf dem
Fuß nach.
    Der Dämonische lachte hinter ihnen her, daß es schaurig
durch das nächtliche Fabrikgelände hallte.
    Die beiden Männer warfen keinen Blick zurück.
    Zitternd und außer Atem erreichten sie den weiter vorn
abgestellten Wagen, wo einer von Santellis Begleitern ihnen den Weg
abgeschnitten und sie in Empfang genommen hatte.
    Der Schlüssel steckte noch.
    Lorington startete.
    Diese Nacht war ein einziger Alptraum.
    Der kräftige Geschäftsmann gab Gas und beschleunigte auf
dem unbefestigten Untergrund, um so schnell wie möglich von hier
wegzukommen.
    Wenig später fuhren sie in vertrauten, beleuchteten
Straßen, aber das Grauen saß ihnen noch immer im Nacken
und stand in ihren Augen zu lesen.
    Die beiden Freunde fanden sich so schnell nicht wieder in der
Wirklichkeit zurecht.
    Wie in Trance – weiß wie eine frisch gekalkte Wand
– steuerte Lorington sein Fahrzeug durch das nächtliche
London…
     
    *
     
    Der Mann, der Ronald Myers’ Leben übernommen hatte, sah
sich nochmal in der Runde um, und sein Blick blieb gerade auf Mario
Santelli etwas länger haften.
    »Vielen Dank für deine aufklärenden Worte,
Santelli«, sagte ›Myers‹ sarkastisch. In seinen Augen
glomm ein triumphierendes Licht. »Ich habe während der
Fahrt alles gehört, auch wenn ich mich noch nicht bemerkbar
machen konnte… Die Wirkung des Giftes schwindet mehr und mehr.
Die Zeit, Santelli, ist gekommen, daß ich dein Versprechen
einlöse. Wir wollen das schöne Kind doch nicht zu lange
warten lassen…«
    Er ging zu dem draußen vor der Wand abgestellten Bentley des
Italieners und fuhr los.
    ›Ronald Myers’‹ Ziel war der Parkplatz vor dem
Gatwick Airport. Der vereinbarte Treffpunkt Santellis mit der
Tänzerin Clarissa.
     
    *
     
    Was wollte Kaithal von ihm?
    Einen Moment stieg Mißtrauen in ihm auf.
    Die Seherin zeigte sich zwar so wie das letzte Mal, aber zum
ersten Mal mit einem Drachen als Reittier.
    Kaithal selbst war das personifizierte Symbol.
    Was bedeutete es, wenn sie als Drachenreiterin erschien?
    Er blieb stehen und ging nicht weiter.
    Da erhob sich Kaithal und kam ihm entgegen.
    Plötzlich berührten seine Hände die ihren.
    Und die Welt wurde eine andere.
    Dies war nicht mehr die felsige Region, in der der seltsame Turm
mit den beleuchteten Fenstern stand.
    Der Übergang erfolgte abrupt, und Hellmark fand sich sofort
wieder zurecht.
    Die unendlich wirkende Halle mit den geschliffenen
Spiegelflächen der Kristalle!
    Er stand noch an der gleichen Stelle.
    Es war keine Zeit vergangen.
    Das Schwert steckte noch neben ihm im gläsernen Boden, aber
der Kristall, in dem er das Gesicht der grünen Priesterin und
die Wildnis gesehen hatte, lag am Boden.
    Die spiegelnde Fläche war erloschen.
    Es blieb ihm allerdings keine Zeit, sich in diesem Moment
näher mit diesem Phänomen zu befassen.
    Tausend andere Kristalle schimmerten und zeigten ihm etwas.
    Tausend Bewußtseinseindrücke erfüllten ihn,
Eindrücke, die ihm oft bekannt vorkamen.
    Er sah einen Mann, groß, bronzefarben, mit einer
prächtigen Glatze.
    Rani Mahay.
    Der Inder lief durch hohes Steppengras, an seiner Seite sprang
eine Wildkatze. Chitra, die bengalische Tigerin.
    In einem anderen Kristall eine andere Szene.
    Ein bleiches Gesicht, in dem zwei dunkle Augen wie Kohlen
glühten, das Haar spitz und tief in die Stirn ragend.
    Molochos, der Dämonenfürst...
    Er lachte lautlos.
    In einem dritten Kristall erblickte er eine riesige, leuchtende
Gestalt, ein gigantischer
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