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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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unbekannt.
    Es handelte sich um – Kaithal, die Seherin.
    Ihr rotes Kleid leuchtete aus dem Halbdunkeln, ihre braune,
samtene Haut schimmerte, und das lange schwarze Haar rahmte ihr edel
geschnittenes Gesicht wie ein schönes, seltenes
Gemälde.
    Hinter Kaithal erhob sich eine groteske Burg, die aus einem
malerischen, kantigen Turm bestand. Einzelne Fenster waren
beleuchtet, als würde dort jemand wohnen.
    »Traum und Wirklichkeit«, hörte Björn nach
einer ihm endlos scheinenden Spanne mal wieder eine menschliche
Stimme. »Wenn du sie nicht mehr voneinander trennen kannst, bist
zu verloren… v-e-r-l-o-r-e-n…« hallte es wie ein Echo
aus dem Totenland, schallte es vom dunklen Wasser zwischen den
gespenstisch glimmenden Totenschädeln her und wisperte es aus
Kaithals Mund. »Besinne dich…«
    Besinnen? Worauf?
    Was hatten Traum und Wirklichkeit miteinander zu tun? .
    Er ging auf die Drachenreiterin zu, die ihm beide Hände
entgegenstreckte.
    Dies war seine Wirklichkeit.
     
    *
     
    Aber es gab noch eine.
    Sie lag auf einer anderen Ebene.
    Im Dschungeldorf.
    Aber diese Wirklichkeit nahm er nicht wahr, weil seine Sinne
dafür erloschen waren.
    So erkannte er auch nicht die tödliche Gefahr.
    Sie kam unaufhaltsam aus dem Dschungel.
    Mehrere Lianen waren zu gespenstischem Leben erwacht, Lianen, in
denen Dämonengeist steckte.
    Und jene beiden Menschen dort auf dem Boden, deren Geist sich im
Labyrinth eines Traumfeldes verirrt hatten, waren ahnungslos.
    Wie grüne Schlangen wuchsen die Dämonenpflanzen heran.
Die Kette, die sie inzwischen gebildet hatten, wurde immer
länger, und ihr Wachstum beschleunigte sich.
    Dicke, fleischige Stengel krochen über Carminia Brados Beine
und umschlangen sie. Abzweigende Lianen faßten nach ihren
Armen, wucherten über ihre Brust und sprossen ihrem Hals
entgegen.
    Sie umschlangen die Kehle der Brasilianerin.
    Björn Hellmark wurde nur wenig später direkt
angegriffen, ebenfalls ohne es zu merken.
    Er wurde von den dämonischen Pflanzen umschlungen.
    Eine dicke Liane näherte sich von seinem Kopf her, kroch
daran vorbei und legte sich dann über seinen Hals.
    Die Dämonenpflanze wuchs unter seinem Nacken weiter und zog
sich dann zusammen, als würde eine unsichtbare Hand die Schlinge
zuziehen.
    Die Lianen überdeckten beide Körper, und es gab nichts,
das sie hätte aufhalten können.
    Die dämonischen Geister in den besetzten Pflanzen brauchten
nicht mal das ›Schwert des Toten Gottes‹ zu fürchten,
um das sie normalerweise einen großen Bogen gemacht
hätten.
    Das legendäre Schwert befand sich nicht mehr in Hellmarks
Hand.
    Als er schlafend zu Boden gegangen war, hielt er es noch
umklammert – jetzt war es auf rätselhafte Weise
verschwunden.
    Und so nahm das Schicksal seinen Lauf…
     
    *
     
    Es nahm seinen Lauf auch an einem anderen Ort und in einer anderen
Zeit.
    Ein stillgelegtes Fabrikgelände im dunklen Hafenviertel war
Mario Santellis Ziel.
    Der Italiener war entschlossen, in dieser Nacht mit einem Menschen
abzurechnen, der nach allem, was er inzwischen über ihn
gehört hatte, kein Mensch mehr war.
    »Die Zeit, Myers, daß du Angst verbreiten konntest, ist
vorbei«, knurrte der Italiener, während er am Steuer
saß und einen Blick in den Innenspiegel warf. »Hexenkunst
ist etwas, das mich schon immer faszinierte. Ich möchte gern
wissen, wie du dazu gekommen bist. Aber wenn ich dir die
Möglichkeit gebe, dich mit mir zu unterhalten, kann es für
uns schon zu spät sein. Ich gehe nicht gern ein unnötiges
Risiko ein. Rocco ist ein warnendes Beispiel. Du siehst, ich habe
gelernt. Und ich werde noch mehr von dir lernen, auch wenn es dich
nicht mehr gibt, Myers… Noch heute nacht werde ich in aller Ruhe
deine Villa durchstöbern und herausfinden, was das für ein
Geheimnis ist, das du entdeckt hast. Du wirst doch sicher
Aufzeichnungen über deine Versuche angefertigt haben, nicht
wahr?«
    Aus dem maskenhaft wirkenden Gesicht und den bewegungslos
starrenden Augen war nicht abzulesen, ob der durch Curare
gelähmte Mann überhaupt etwas mitbekam.
    Teilnahmslos hockte er zwischen seinen Bewachern und atmete kaum
noch. Auch das Atmungszentrum war beeinträchtigt.
    »Clarissa«, fuhr Santelli triumphierend fort, »hat
sich übrigens entschlossen, von London fortzugehen. Ich treffe
sie nachher auf dem Parkplatz vor dem Gatwick Airport. Wenn es dich
nicht mehr gibt, Myers, wird ihre Flucht weg von London
möglicherweise gar nicht mehr nötig sein. Das erspart uns
unter
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