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Macabros 116: Die Droge der Götter

Macabros 116: Die Droge der Götter

Titel: Macabros 116: Die Droge der Götter
Autoren: Dan Shocker
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habe
entschieden, daß du bei mir bleibst. Daran, Clarissa, wird sich
auch nichts mehr ändern, solange ich Interesse an dir habe.
Komm’ nie wieder auf den Gedanken, irgend jemand um Hilfe zu
bitten. Oder…« Er hielt ihr die freie Hand vors Gesicht und
brachte ganz langsam Daumen und Zeigefinger zusammen. Als die
Fingerkuppen noch einen Millimeter voneinander entfernt waren, hielt
er inne.
    Das Herz der Tänzerin schlug bis zum Hals.
    »Nicht… tu’s… nicht…«, stieß
sie tonlos hervor.
    »Dein Leben liegt in meiner Hand. Wenn ich die Finger
schließe, fällst du um wie vom Blitz getroffen. Denke
immer daran!«
    Sie schnappte nach Luft. »Ja«, ihre Stimme war nur ein
Hauch. »Ich… werde immer daran denken…«
    Dann verdrehte sie die Augen und rutschte auf dem Vordersitz des
Bentley zusammen.
    Ihre Nerven machten nicht mehr mit.
    Sie war von nun an in der Hand einer Bestie in
Menschengestalt.
    Wie ihr weiteres Leben aussah, darüber konnte sie sich in
diesen Sekunden keine Gedanken mehr machen.
    Der falsche Myers ließ die Bewußtlose einfach liegen
und ging zu ihrem Fahrzeug. Dort nahm er alles heraus, was Clarissa
für die Abfahrt mitgenommen hatte.
    Vorschriftsmäßig schloß er den Wagen und nahm
sich vor, sich später um ihn zu kümmern.
    Mit dem Bentley fuhr er ohne besondere Eile nach London
zurück.
    Er hatte viel Zeit.
    Wenn Clarissa erwachte, würde es in seinem Haus sein, das sie
vom heutigen Tag an ohne seine besondere Erlaubnis nicht mehr
verlassen würde…
     
    *
     
    Die Schwäche wurde ihm nicht bewußt.
    Etwas floh aus ihm oder mit ihm, hinein in diese Kristallwelt, und
er merkte nicht, daß es seine eigene Lebensenergie war.
    Eine Energie, die jedoch nicht verlöschen würde, sondern
eins werden sollte mit der Unendlichkeit des Universums.
    Da streckten sich ihm aus einem der zahllosen geschliffenen
Kristalle zwei Hände entgegen.
    Die Arme steckten in hauteng anliegenden, rubinroten
Ärmeln.
    Es waren die Hände Kaithals.
    »Dies ist nicht dein Schicksal, Björn
Hellmark…« hörte er wie aus weiter Ferne eine
freundliche Frauenstimme. »Soviel Mut und Treue sollen belohnt
werden. Die Reise in den Traumkosmos der Götter ist nicht dein
Ende, sondern ein neuer Anfang. Nutze ihn gut!«
    »Er bewegt sich!« vernahm er im nächsten Moment
eine andere Stimme, eine, die ihm nicht minder vertraut war.
»Er… kommt zu sich!«
    Es war sein Freund Rani Mahay, der das sagte.
    Hellmark merkte nach der Lethargie, nach dieser seltsam
süßen Schwere und jener seltsamen Sehnsucht in einen
ungewissen und unendlichen Raum einen Zug und Druck in den
Gliedmaßen, der ihm fast lästig war.
    Dann schlug er die Augen auf.
    Wieder fand er seine Umgebung verändert.
    Die grüne Wand über und vor sich war das erste, das er
wahrnahm… die Umrisse der Hütten…
    Er war im Dschungeldorf!
    Er wandte den Blick zur Seite, als er merkte, daß er etwas
festhielt.
    Es war Carminia Brados Hand!
    Die Brasilianerin atmete ruhig und gleichmäßig und hob
gerade zitternd die langen, seidigen Wimpern.
    Einen Moment schien Fassungslosigkeit, Unverständnis in ihrem
Blick.
    Dann war die Spannung in ihrem Antlitz deutlich zu sehen.
    Carminia Brado erkannte und begriff, was sich ereignet hatte
– und dann lächelte sie ihm erleichtert zu, warf sich herum
und schlang ihre Arme um den Hals.
    »In der Zwischenzeit sollten wir uns ein anderes
Gesprächsthema suchen oder einen ausgedehnten Spaziergang
machen«, vernahm Björn wieder die Stimme Rani Mahays.
»Wenn die beiden sich in den Armen liegen, kann das lange
dauern…«
     
    *
     
    »Nicht unter den gegebenen Umständen, wenn soviele
Neugierige herumstehen«, konnte der blonde Mann die Erwiderung
sich nicht verkneifen.
    Er kam in die Höhe und blickte in die Runde.
    Lächelnde, vertraute Gesichter umgaben ihn.
    Rani Mahay… Danielle de Barteaulieé… und
Arson?!
    Was war nun Traum? Was Wirklichkeit?
    Scharf zog Hellmark die Luft durch die Nase.
    Er mußte an Kaithals Warnungen denken. Sie hatte darauf
hingewiesen, daß der Moment käme, in dem er Traum und
Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden imstande war.
    Rani und Danielle lagen in den schotenförmigen
Blütenkelchen, Arson war auf dem Rückweg aus dem Totenland
zu einer makabren Versteinerung geworden und… Macabros!
    Er sah sich auch seinem Doppelkörper gegenüber.
    Ein flüchtiger Gedanke, ihn aufzulösen, reichte, um die
Dinge in Gang zu bringen.
    Alle Anwesenden wurden Zeuge eines Vorganges, der
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