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Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen

Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen

Titel: Macabros 105: Jagd auf den Horror-Götzen
Autoren: Dan Shocker
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auf sie lauerten.
    Sie waren vom Regen in die Traufe geraten! Und umgekehrt
würde es genau wieder so sein… Wie lange Molochos dieses
Katz- und Mausspiel noch weiter treiben wollte, hätte er zu gern
gewußt…
    Bis sie am Ende ihrer körperlichen und seelischen
Widerstandskraft waren?
    Es blieb ihnen beiden nicht mehr die Zeit, die Stufen nach oben zu
erklimmen. Sie kamen nicht mal mehr dazu, die Stufe freiwillig zu
verlassen, auf der sie gerade standen.
    Sie – verschwand!
    Danielle und Mahay stürzten gleichzeitig. Doch der Inder, in
mancher Gefahr gestählt, reagierte geistesgegenwärtig.
    Eine Hand griff nach der absackenden Danielle, die andere nach der
Treppenstufe über der, die sich wie ein Schemen aufgelöst
hatte.
    Ein Ruck ging durch den Körper des bronzehäutigen
Mannes.
    Mahays sämtliche Muskeln spannten sich.
    Danielle de Barteaulieé und er schwebten über einem
finsteren, unauslotbaren Abgrund.
    Eben noch der Ruck, der den Sturz bremste – jetzt der endlose
Fall.
    Die Treppe, nach der er gegriffen hatte, löste sich ebenfalls
auf!
    Sie stürzten – wie zwei Steine – in das Nichts.
    Die vielen tausend Treppen, die sie beide noch wahrgenommen hatten
– es gab sie nicht mehr. Auch über ihnen hatte die
pulsierende, wie von einem Lufthauch durchwehte Dunkelheit, sie
verschlungen.
    Der Schacht war leer, bis auf die beiden Menschen, die von einem
geheimnisvollen Sog gepackt und mitgerissen wurden wie zwei welke
Blätter im Wind…
     
    *
     
    »Geschafft!«
    Die Worte fielen an einem anderen Ort und in einer anderen
Zeit.
    Der Ort war Xantilon, die legendäre Insel, ein Urkontinent
wie Mu, Hyperborea und Atlantis.
    Die Zeit – das war die Vergangenheit, genau 8734 Jahre vor
dem Augenblick, da die gleiche Insel unterging und eine
hochentwickelte Zivilisation mit in die Tiefe des brodelnden Meeres
riß.
    Der Mann, der es sagte, war groß, blond und braungebrannt.
An seiner Seite trug er ein Schwert, im Gürtel zwei
gekrümmte Dolche.
    Der Mann trat aus dem violetten Nebel, der wie eine
Wolkenlandschaft hinter ihnen lag und die Spitzen der Berge, die die
gleiche Farbe hatten, berührte.
    Nur ein schmaler, nebelfreier Streifen lag vor dem
muskulösen, blonden Mann, der seinem Aussehen und seinen
Kenntnissen nach kein Mensch dieser Zeitebene sein konnte.
    Genauso verhielt es sich.
    Dieser Mann stammte aus der Gegenwart der Erde, von dem Zeitpunkt
seiner Anwesenheit in Xantilon aus gerechnet war diese Gegenwart eine
ferne Zukunft. Es war das zwanzigste Jahrhundert…
    Was den Mann betraf, der das kühngeschnittene, markante
Gesicht des Abenteurers hatte, war dies nicht die ganze Wahrheit.
    Der Mann, der eben gesprochen hatte, war nicht aus Fleisch und
Blut.
    Es war ein ätherischer Körper, der die ferne
Vergangenheit der sagenumwobenen Insel durchstreifte.
    Der Mann, der diese ›Kopie‹ sandte, lebte nach wie vor
in der Gegenwart, allerdings in einer grausamen Welt und unter
Umständen, die die Bezeichnung ›Leben‹ kaum noch
verdienten…
    Der Mann, der – unbewußt – seinen
Doppelkörper aktiviert hatte, praktisch aus seinem gefangenen
Leib getreten war und in einer ätherischen, feinstofflichen
Substanz nochmal lebte, hing wie das Opfer einer Spinne in einem
riesigen Netz.
    Das Gebilde war unvorstellbar groß; winzig und verloren
wirkten dagegen die Gefangenen dieses Netzes. Es waren zwei Menschen.
Björn Hellmark, der Herr der unsichtbaren Insel Marlos und
Carminia Brado, die Frau, die er liebte, waren Gefangene des Netzes.
Es ließ sie nicht verhungern, doch sie konnten darin auch nicht
wirklich ›leben‹…
    Ihre Körper klebten auf den riesigen, wie Tauen wirkenden
Strängen. Die Hände des blonden Mannes und der
schwarzhaarigen, rassigen Frau, deren Haut die Farbe von Sahnekaffee
hatte, waren einander zugekehrt. Es schien, als hätten diese
beiden Menschen kurz vor dem großen, offenbar nie enden
wollenden Schlaf noch mal versucht, einander zu berühren. Sie
hatten die Hände ausgestreckt, doch die Fingerspitzen waren
einen halben Millimeter voneinander entfernt.
    Björn Hellmark; und Carminia Brado atmeten kaum, ihre Herzen
schienen nicht mehr zu schlagen.
    Doch dieser Eindruck täuschte.
    Die organischen Funktionen waren wie bei einem aus medizinischen
Gründen absichtlich unterkühlten Menschen auf ein Minimum
herabgesetzt.
    Björn Hellmark und Carminia Brado schwebten ständig auf
einer Grenze zwischen Wachen und Träumen, sie wußten um
die Situation, in die sie geraten waren,
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