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Macabros 101: Sturz in das Chaos

Macabros 101: Sturz in das Chaos

Titel: Macabros 101: Sturz in das Chaos
Autoren: Dan Shocker
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war keine Brücke, wie Macabros im
ersten Moment geglaubt hatte, sondern ein Durchlaß, ein
gähnender Schlund, dessen grauenhafte Bedeutung ihm schnell klar
wurde.
    Als der Kreis der tanzenden, zuckenden und singenden Primitiven
sich öffnete, konnte er das ganze Feld vor dem düsteren
Einlaß in den steinernen Riesengötzen überblicken.
Dort lagen Skelette herum. Viele waren noch erhalten, andere
verrottet und zerschmettert, als wären sie unter Schwerthieben
niedergemacht worden.
    Im flackernden Licht der Pechfackeln, die von einigen Tänzern
geschwungen wurden, war aber noch mehr zu sehen.
    Auf dem Boden schimmerten dunkle Lachen und zwei große
Behälter, die an den Innenseiten der gespreizten Steinbeine des
Götzen hingen. Sie waren mit einer dunklen Flüssigkeit
gefüllt. An den Rinnsalen, die übergeschwappt waren,
ließ sich unschwer erkennen, daß es sich um Blut
handelte…
    Da wurden – Menschen geopfert!
    Sein Verdacht wurde im nächsten Moment bestätigt.
    Aus der Dunkelheit auf der anderen Seite des Waldes kam eine
Gruppe grellgeschminkter Eingeborenen, die’ einen Gefangenen
mitschleppten.
    Der Mann war von kräftiger Statur, dunkelhaarig und hatte ein
helles Gesicht. Die Haare waren gelockt wie bei einem Römer, und
er trug eine mattglänzende Rüstung, die seine Brust
bedeckte. Der Rock reichte eine Handbreit oberhalb der Knie, die Arme
waren frei, und in der metallenen Rüstung gab es eine
Vorrichtung zum Tragen eines Schwertes. Doch eine Waffe besaß
der Fremde nicht mehr.
    Er lief geduckt, die Hände hatte man ihm auf den Rücken
gebunden.
    Der Kreis der Tänzer war weit geöffnet, so daß der
Platz vor dem Eingang zwischen den steinernen Beinen frei war. Aus
dem Dunkel neben den Behältern, in denen Macabros das
aufgefangene Blut der Opfer vermutete, traten Gestalten.
    Es waren ebenfalls Eingeborene. Aber sie überragten die
Tänzer um mindestens zwei Köpfe – und ihre Haut war
auffallend heller. Sie trugen schwarze, bis zu den Knöcheln
reichende Gewänder mit weiten Ärmeln.
    Rings um den Hals und an den Ärmelrändern waren
geheimnisvolle Zeichen gestickt, die rot leuchteten wie
Glühfäden.
    Die Männer hatten kahle Köpfe. Auf ihren Glatzen
prangten ebenfalls rotglühende Symbole von offensichtlich
magischer Bedeutung.
    Macabros stand noch immer in seinem Versteck, niemand hatte ihn
bisher bemerkt.
    Das Opfer wurde bis vor den düsteren Eingang zwischen den
steinernen Beinen geschleift. Dann stieß man es mit harter Hand
zu Boden.
    Der Mann atmete schwer.
    Er hob den Kopf und starrte auf die drei in den schwarzen
Gewändern steckenden Priester, die ihn mit kalt glitzernden
Augen musterten.
    Der Kreis der Eingeborenen war noch immer geöffnet.
    Die Sänger verstummten zuerst, dann folgten die Trommler und
schließlich diejenigen, die auf Metallschilder, eiserne
Stäbe und Kugeln geschlagen hatten, um den Lärm zu
verstärken.
    Ein unheimliche Stille kehrte plötzlich ein. Selbst die Natur
ringsum schien den Atem anzuhalten. Kein Lüftchen regte sich in
den Blättern, es war weder das Summen eines Insekts, noch das
Zwitschern eines Vogels, noch sonst ein Laut von einem Tier zu
hören.
    Dann geschah etwas Erstaunliches.
    Zwei der drei Priester lösten sich noch weiter aus der
Dunkelzone – und näherten sich dem am Boden liegenden
Opfer.
    Aber – sie liefen nicht und bewegten nicht ihre Beine. Sie
– schwebten, als ob sich ein unsichtbares Feld unter ihren
Füßen befände. Die Schwerkraft war bedeutungslos
für sie!
     
    *
     
    Macabros glaubte, er könne seinen Sinnen nicht trauen.
    War er auf einen fremden Stern geschleudert worden? Waren die
Menschen gar keine Menschen, sondern ihnen nur ähnlich.
    Aber dann fielen Worte.
    »Erhebe dich!« wurde der Mann mit dem Brustpanzer
aufgefordert. Einer der schwebenden Priester sprach.
    Macabros verstand jedes Wort.
    Es war die Sprache des alten Xantilon!
    Die Art des Dialektes ließ darauf schließen, daß
sie älter war als die Umgangssprache, die gesprochen wurde, als
die legendäre Insel den Höhepunkt ihrer Entwicklung bereits
überwunden hatte und kurz vor dem Untergang stand.
    In Macabros’ Brust schlug kein Herz. Dennoch packte ihn
Erregung, ausgelöst durch die analysierende und
erkenntnissammelnde Psyche Hellmarks, die diesen ätherischen
Körper mit jeder Faser erfüllte.
    Er hatte einen Verdacht, der ihn nicht mehr losließ.
    Der Weg durch Raum und Zeit schien ihn – ob bewußt
gesteuert oder durch Zufall – an einen Ort
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