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Macabros 101: Sturz in das Chaos

Macabros 101: Sturz in das Chaos

Titel: Macabros 101: Sturz in das Chaos
Autoren: Dan Shocker
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Einsamkeit zur Flucht veranlaßt hätten.
    Die Umgebung wirkte nicht unheimlich – und doch haftete ihr
etwas an, das eine gewisse Furcht verbreitete. Bedrohung lag in der
Luft, und dieses Gefühl wurde in erster Linie durch die
unerklärlichen Geräusche ausgelöst. Sie hörten
sich klagend und qualvoll an.
    Macabros konzentrierte sich auf die dunkle Waldzone und versuchte
sich mit einem Gedankensprung auf die weiter innen liegenden
Regionen.
    Doch das funktionierte nicht. Er bewegte sich um keinen Millimeter
vom Fleck.
    Er konnte sich nicht mehr versetzen! Was stets ohne Mühe
möglich gewesen war, wurde nun zum unüberwindlichen
Hindernis.
    Macabros reagierte anders als üblich.
    Ob es damit zusammenhing, daß es zwischen Original- und
Doppelkörper keine direkte Verbindung mehr gab? Eine andere
Erklärung für dieses Phänomen hatte er zunächst
nicht.
    Er, der gewohnt war, sich gedankenschnell von einem Ort zum
anderen zu begeben, betrat nun zu Fuß die Schattenzone.
    Er stellte fest, daß die Bäume am Rand des Waldes
dünner waren und weniger Zweige und Äste aufwiesen als die
weiten innen liegenden. Der Wald wurde dichter und dunkler.
    Macabros näherte sich den klagenden, unheilvoll klingenden
Geräuschen. Er nahm schwachen Lichtschein wahr, der von Fackeln
oder einem anderen offenen Feuer stammte.
    Seine Aufmerksamkeit war geweckt, und er wollte alles daransetzen
zu erfahren, wo er sich befand und was für eine Welt dies war.
Schon jetzt glaubte er mit hundertprozentiger Sicherheit annehmen zu
können, daß seine Anwesenheit hier und seine Existenz
überhaupt ein Unglücksfall war, etwas, das Molochos nicht
einkalkuliert hatte.
    Ihm war es darauf angekommen, seinen Todfeind Björn Hellmark
auf ewig zu ketten. Doch auch er, Macabros, war ein Teil Hellmarks.
Denn sein Geist, seine Psyche lebten in Macabros, jenem Körper,
über den er außerdem verfügte. Zwar war es nicht mehr
wie bisher, daß die Psyche des Original- und des
Doppelkörpers miteinander kommunizierten. Hellmarks Geist war
verbunden mit Macabros, und so erlebte er nur das, was Macabros’
Sinnesorgane aufnahmen. Er konnte das, was er registrierte, nicht auf
geistigem Weg weitergeben.
    Dies alles war ihm bewußt. Es war im Prinzip alles so wie
immer – und doch war es anders. Deshalb, weil er von seinem
Schicksal im Schreckenszentrum wußte und nichts dagegen tun
konnte.
    Da es ihn aber gab, war er erfüllt von der Hoffnung, doch
einen Weg zu finden, der ihn wieder mit seinem Körper aus
Fleisch und Blut vereinigte. Die Gemeinsamkeit war das wahre Leben,
und er nahm sich in diesen Sekunden vor, alles daranzusetzen, das
beste aus dem Zwischenfall zu machen, daß es Molochos nicht
gelungen war, seinen Doppelkörper unter Kontrolle zu
bringen.
    Er tauchte weiter ein in den dunklen Wald und näherte sich
dem unruhigen Lichtschein.
    Und dann war er den Geräuschen ganz nahe…
    Ein monotoner Singsang erfüllte die Luft. Er hörte sich
an, als würden Eingeborene geheimnisvolle Lieder singen.
    Jenseits der dichtstehenden Stämme lag ein großer
freier Platz, auf dem sich seltsames Geschehen abspielte.
    Halbnackte, braunhäutige und grell bemalte Gestalten bewegten
sich nach den Klängen dumpfer Trommeln und scheppernder Schilde,
stampften den Boden und umtanzten kreisförmig eine riesige
Götzenstatue. Sie war aus dunkelbraunem Stein und wirkte sehr
alt. An vielen Stellen war sie abgeschlagen oder eingekerbt, der
Stein wirkte morsch und brüchig.
    Die Statue stellte ein Mittelding zwischen Mensch und
dämonenfratzigem Ungetüm dar. Es wies zahlreiche
rätselhafte Auswüchse auf, bei denen Macabros auf den
ersten Blick nicht wußte, ob es sich um zusätzliche
Glieder handelte oder um Stellen, die vom Schöpfer des Gebildes
nicht vollständig ausgearbeitet wurden.
    Der steinerne Koloß hatte eine Höhe von
schätzungsweise fünfzehn Metern und reichte damit knapp
unterhalb der Wipfel. Die Eingeborenen besaßen menschliche
Natur und waren im Durchschnitt einen Meter sechzig groß.
    Die steinerne Statue bildete im unteren Drittel einen
Brückenbogen, so daß es aussah, als hätte der
seltsame Götze die Beine gespreizt. Bei genauerem Hinsehen
entdeckte Macabros auch, daß die sich bewegenden Eingeborenen
in ihren Tanzfiguren versuchten, dem steinernen Koloß
ähnlich zu werden. Sie winkelten die Arme an, stemmten sie in
die Hüften und spreizten die Beine.
    Diese gespreizten Beine des Steinernen waren der Eingang in eine
dunkle, unbekannte Welt. Das
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