Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Davonschleichen konnte keine Rede sein. Kein Mensch
konnte sich mitten im Wald lautlos bewegen. Es schien, als hätte
sich der Fremde in Luft aufgelöst…
    Chancell machte auf dem Absatz kehrt und eilte im Laufschritt nach
Hause. Dort holte er eine Taschenlampe und nahm aus der
verschlossenen Schublade seines Nachttisches eine geladene Pistole.
Er entsicherte sie.
    Der Mann eilte noch mal zu der Stelle zurück, an der es zu
der gespenstischen Begegnung gekommen war.
    Ein Mann in Schwarz – jene mystische Gestalt, wo war sie?
    Chancell suchte die fragliche Stelle gründlich ab, ging
furchtlos einige Meter in den Wald hinein, ohne jedoch auf den
rätselhaften Gesprächspartner von vorhin zu
stoßen.
    Unverrichteter Dinge kehrte Chancell schließlich nach Hause
zurück, schenkte sich einen Kognak ein, zündete sich eine
Zigarette an und ließ das frische Erlebnis in aller Ruhe vor
seinem geistigen Auge Revue passieren.
    »Ich werde es euch zeigen«, murmelte er einmal, ohne
daß ihm sein Selbstgespräch bewußt wurde.
»Gerade daß einer auftauchte beweist, daß ich
richtig liege. Ich werde die Expedition unternehmen und auch Mittel
und Wege finden, das Geheimnis zu lüften.«
    Er war wild entschlossen, aktiv zu werden und konnte es kaum
erwarten, bis die merkwürdige Nacht zu Ende ging.
     
    *
     
    Er torkelte, stolperte abermals und blieb diesmal erschöpft
liegen.
    Nur wenige Schritte, und Carminia Brado und Björn Hellmark
waren an der Stelle, wo der Freund zusammengebrochen war.
    Arson keuchte. Er schlug und trat jetzt nicht mehr um sich. Er war
still.
    »Arson!« Björn kniete neben ihm und legte das
»Schwert des Toten Gottes« in Reichweite auf den Boden, um
jede Gefahr sofort parieren zu können.
    Der Mann mit der Silberhaut, der seit einiger Zeit Dauergast auf
Marlos, der unsichtbaren Insel zwischen Hawaii und den
Galapagos-Inseln war, lag mit dem Gesicht auf dem Boden und hatte die
Hände wie im Krampf in die harte Erde gekrallt.
    Hellmark drehte den Freund auf den Rücken.
    »Was ist los, Arson? Wo bist du gewesen? Wieso…«
was er weiter sagen wollte, blieb ihm wie ein Kloß im Hals
stecken.
    Carminia Brado preßte die Faust an den Mund, um nicht laut
aufzuschreien.
    Wie sah Arson aus!
    Sein Haar war dünn und schütter, seine Haut welk,
runzelig und verdörrt wie die Oberfläche einer
vertrockneten Pflaume.
    Der Mann, der vor wenigen Stunden noch frisch und voller Elan
gewesen war, schien ein schwächlicher Greis zu sein, der aus
trüben Augen blickte und sie wohl nicht mehr kannte…
     
    *
     
    Hellmarks Gedanken fieberten.
    Was hatten sie mit dem Freund gemacht? Wer war schuld an seinem
Zustand?
    Arson sah aus wie ein Hundertjähriger.
    Björn Hellmark überfiel ein furchtbarer Gedanke.
    Wie lange hielten sie sich schon in der Mikroweit auf?
Unwillkürlich drängte sich ihm diese Frage auf.
    Der Zeitablauf im Bereich des Universums war ein anderer. Konnte
es sein, daß Arson sich an einem anderen Ort aufhielt, wo die
Zeit so rasend schnell verging, daß statt Stunden bei ihm
Jahrzehnte vergangen waren?
    Carminia und Björn sahen noch genauso aus wie eh und je.
    War Arson – ein Trugbild?
    Nein! Er konnte den Freund fühlen und sah ihn atmen und
leiden.
    Er versuchte sich mitzuteilen. Doch ihm fehlte einfach die Kraft
dazu.
    Björn bettete den Freund einige Meter vom Fundort entfernt in
eine moosige Bodenmulde. Ein riesiger Baum mit ausladendem Wipfel
stand an der Stelle. In Reichweite wuchsen schwarze, bizarr geformte
Pilze, die eine lackartige, feste Oberfläche hatten. Der
schwarze Kopf dieser Gewächse wurden zu einer Art Spiegel, in
dem der düstere Himmel reflektierte.
    Überall summte und sirrte es. Die Luft war erfüllt von
Geräuschen aus den blubbernden, verborgen liegenden Sümpfen
und dem gewaltigen Dschungel, der sich auf der anderen Seite
ausbreitete.
    Die Vielfalt bedrohlichen Lebens wagte Hellmark sich nicht
vorzustellen. Es war überhaupt erstaunlich, daß sie bisher
so glimpflich davongekommen waren und wilde Tiere oder Rieseninsekten
keinen Angriff unternommen hatten.
    Hing das mit der Herrschaft Nh’or Thruus zusammen? War er
nicht nur Herr über die denkenden Geschöpfe dieser Welt,
sondern auch über die Tiere?
    Die seltsamen Dinge, die in der kurzen Zeit ihres zwangsweisen
Aufenthaltes geschehen waren, hatten ihnen gezeigt, wie der Irre von
Zoor mit dem Leben umsprang. Er formte es nach seinem Willen und
gestaltete Puppen. In diesem Zusammenhang dachte Björn an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher