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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
Autoren: Dan Shocker
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im
Handstreich genommen hatte.
    Die Nachtseelen von Zoor waren die Hilfstruppen Nh’or Thruus,
des Irren, der sich schattengleicher Gestalten bediente wie ein
Puppenspieler seiner Puppen.
    Diesen gespenstischen Lebewesen waren sie begegnet. Abwartend
hatten sie beobachtet und waren dann wieder verschwunden.
    Nichts und niemand war im Augenblick ringsum zu sehen – und
doch wurden die beiden Menschen das Gefühl nicht los, beobachtet
zu werden.
    »Noch immer kein Lebenszeichen von Arson, keine Spur?«
fragte Carminia Brado unvermittelt.
    Björn schüttelte den Kopf. Das Schwert des »Toten
Gottes« lag schwerelos wie eine Feder in seiner Hand.
»Nichts… ich stehe vor einem Rätsel…«
    Wortlos nahmen sie beide eine kleine Mahlzeit aus dem
mitgebrachten Proviant zu sich. Sie tranken dazu klares Quellwasser
aus Marlos.
    Danach wollten sie aufbrechen.
    Das Macht-Zentrum Nh’or Thruus war ihr Ziel.
    »Ich bin überzeugt davon, daß der Herrscher dieser
Welt über jeden einzelnen unserer Schritte informiert ist,
daß er längst hätte etwas geschehen lassen
können – wenn er das wollte. Aber er wartet ab«,
beunruhigt erhob sich Björn. Unwillkürlich umspannte seine
Rechte den Griff des einmaligen Schwertes. »Diese Ruhe
gefällt mir nicht…«
    War es die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm?
    Beinahe kam es ihnen so vor. Und es schien, als hätte es nur
dieser Gedanken bedurft.
    Da war der Schrei…
    Gellend zerriß er die düstere Atmosphäre, die nie
von einem Sonnenstrahl erhellt worden war und die Stille.
    »Bjööörrrnnn!«
    Hellmark hörte seinen Namen und warf den Kopf herum.
    Der Ruf erfolgte aus Richtung Talsenke, wo zwischen
wabenförmigen Gebilden und bizarren, grotesken und
nadelförmigen Türmen ein verschlungener Pfad hinter den
pyramidenförmigen Hügel führte.
    Auch dahinter hatte Hellmark seinen Doppelkörper Macabros
schon geschickt, ohne jedoch auf etwas Verdächtiges zu
stoßen.
    Wer da den Pfad bergab taumelte, hilflos die Hände nach vorn
gestreckt – das war niemand anders als Arson, der Mann mit der
Silberhaut!
    Und er rannte, so schnell es ihm seine Kräfte noch erlaubten.
Er schlug um sich, stürzte, raffte sich wieder auf und stolperte
weiter…
    Aber – da war überhaupt nichts, wogegen er sich
hätte zur Wehr setzen müssen…
    Carminia und Björn konnten nichts sehen.
    Eine eiskalte Hand griff nach Hellmarks Herzen, als er in
Sekundenbruchteilen die Szene in sich aufnahm, verarbeitete und zu
dem schrecklichen Schluß kam, daß Arson – den
Verstand verloren hatte!
     
    *
     
    Zur gleichen Zeit in der »normalen Welt«, in einer
kleinen Ortschaft, rund achtzehn Kilometer von Basel entfernt.
    Ein kleines, einstöckiges Bauernhaus stand am Ende der
Straße. Leise tropfte Regen auf das Dach. Die Nacht war
kühl und windig.
    Der Mann, der das kleine Haus allein bewohnte, hatte sich alle
Räume als Forschungsstätten eingerichtet.
    Friedrich Chancell war Amateurforscher, neununddreißig Jahre
alt und lebte von Aktien und Beteiligungen an mehreren Unternehmen.
Seine Einkünfte ermöglichten dem Junggesellen ein relativ
unabhängiges und freies Leben.
    Chancell war dunkelhaarig, hatte schwarze, bewegliche Augen, und
man sah ihm an, daß seine Vorfahren reinblütige Franzosen
gewesen waren.
    Das Bauernhaus, das er seit zwölf Jahren bewohnte, hatte sich
im Lauf dieser Zeit zu einer Art Museum entwickelt. Aus allen Teilen
der Welt hatte Chancell Sammelstücke zusammengetragen.
    An den Wänden der kleinen Räume mit den niedrigen Decken
hingen erschreckende Masken, Wurfspeere, Blasrohre, handgefertigte
Dolche und steinerne Figuren aus aller Welt. In jedem Stock gab es
Regale, die prallgefüllt waren mit alten und neuen Büchern.
Da standen Werke von Freud und C.G. Jung neben Bänden von
Däniken und Robert Charraux.
    Im Haus existierte ein Archiv, das jeden Bibliothekar vor Neid
erblassen ließ.
    Alle Merkwürdigkeiten, die im Lauf der letzten hundert- bis
hundertfünfzig Jahre in der Welt passiert waren und in der
Presse ihren Niederschlag fanden, waren fein säuberlich
abgeheftet, entweder als gedruckter Originalbericht oder mit
Schreibmaschine abgetippt.
    In den Artikeln war die Rede von rätselhaften Vorfällen
in allen Teilen der Welt, Sichtung von geheimnisvollen Flugobjekten
bis hin zum Verschwinden von Menschen, die eines Tages unter nicht
minder seltsamen Umständen wieder auftauchten. Sie waren
manchmal zwanzig oder gar dreißig Jahre fort gewesen –
ohne sagen zu können, wo.
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