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Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs

Titel: Macabros 070: Eissturmland des Drachenkönigs
Autoren: Dan Shocker
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hinter Büschen abgestellt und war dann zu
Fuß durch die Nacht gegangen, um einem eventuell unliebsamen
Beobachter keine Gelegenheit zu geben, ihn zu sehen.
    Nun schien es, als ob seine Vorsichtsmaßnahmen sich
auszahlen würden.
    Die Geräusche – leise Schritte – kamen von der
anderen Seite der Farm.
    Brownens Miene wurde hart. Er lief an der Hauswand entlang,
unwillkürlich zog er dabei den Kopf zwischen die Schultern, um
in verkleinertem Zustand nicht wahrgenommen zu werden.
    Doch eine solche Gefahr bestand überhaupt nicht. Die absolute
Finsternis, die rundum herrschte, war der beste Schutz, den er sich
denken konnte.
    Die sternen- und mondlose Nacht kam ihm nur gelegen.
    Gab es einen weiteren Interessenten, der aus gutem Grund die
Vorgänge hier unter die Lupe nehmen wollte und dabei ebenfalls
die Nacht nutzte – oder hatte der Sheriff einen Mann abgestellt,
der von Zeit zu Zeit patrouillierte, um zu sehen, ob noch alles
unverändert war?
    Brownen durchquerte den nächtlichen Hof. Der
fünfunddreißigjährige Journalist erreichte
ungeschoren die andere Seite und schlich an der Wand des
Wirtschaftsgebäudes entlang, sich dem leisen Geräusch
nähernd.
    Es kam aus einer Bodensenke, die mehr als fünfzig Meter von
dem Gebäude entfernt lag und sich außerhalb der
Umzäunung des Wohnbereiches befand.
    Brownen legte auch diese Strecke zurück, ohne daß sich
etwas ereignet hätte.
    Unter normalen Umständen wäre er auch auf dieses leise,
ferne Geräusch kaum aufmerksam geworden. Nur die allgemeine
Stille und die Nacht waren dafür verantwortlich zu machen,
daß er diese Laute überhaupt wahrnahm.
    Sie hörten sich auch jetzt nicht mehr wie Schritte an,
sondern eher wie leises Kratzen, dem sandiges Rieseln folgte. Ob
hinter dem Erdhügel jemand grub?
    Mit bloßen Händen?
    Joe Brownen konnte sich das zwar nicht vorstellen, aber eine
andere Erklärung für das Geräusch fand er nicht, trotz
aller Fantasie, die man ihm zuschrieb.
    Sich mit Blicken nach allen Seiten sichernd, erreichte er das
Gebüsch jenseits des Zaunes, den er übersprang.
    Brownen suchte dahinter Schutz, um von dem anderen nicht
wahrgenommen zu werden, der sich jenseits des Erdhügels zu
schaffen machte.
    Des Reporter sah eine dunkle Gestalt, die sich kaum vom
nächtlichen Hintergrund und dem gewaltigen, aufgeworfenen
Erdreich abhob.
    Dann flammte eine Taschenlampe auf.
    Nur für einen Augenblick, als fürchte der andere bemerkt
zu werden, glitt der helle Lichtkegel durch die Nacht und strich
einige Quadratmeter Boden an dem sanft abfallenden Hügel ab. Im
Widerschein des Lichtes erkannte Brownen einen hageren, blonden Mann,
der Blue Jeans und einen schwarzen Pulli trug, um sich in der
Dunkelheit besser zu tarnen.
    Er sah auch kurz das Gesicht des Mannes, der sich am Hügel zu
schaffen machte und plötzlich zu finden schien, was er
suchte.
    Dieser Mann war niemand anders als Harry Snickers, ein Kollege vom
Konkurrenzblatt ›Star‹.
    Um Brownens Lippen spielte ein unmerkliches, erstauntes
Lächeln.
    Snickers schien die gleiche Idee gehabt zu haben wie er – und
doch offensichtlich von einer andere Überlegung ausgegangen zu
sein.
    Im Gegensatz zu Brownen, der nur eine Intuition dafür gehabt
hatte, hier mal nach dem Rechten zu sehen – schien Harry
Snickers eine ganz genaue Vorstellung zu besitzen, wo er suchen
mußte!
    Was aber suchte er?
    Harry Snickers, der so vorsichtig zu Werke gegangen war, schien in
diesen Sekunden, da er es fand, seine Vorsicht vollkommen zu
vergessen.
    Ein leises, überraschtes Pfeifen kam sogar über seine
Lippen.
    »Da ist’s«, entrann es ihm. »Ich hab’s
gefunden… mein Gott… es ist also wirklich…
wahr…«, stammelte er.
    Er ging in die Knie, ließ seine Taschenlampe auf das lockere
Erdreich fallen und grub dann mit beiden Händen aufgeregt in der
lockeren, krumigen Erde, als wäre er ein Hund, der einen Knochen
ausbuddelte.
    Was aber zum Vorschein kam, war kein Knochen, sondern die Klinge
eines breiten Schwertes.
    Es war – pechschwarz. Wie die Nacht…
    Mit beiden Händen hob Harry Snickers das Schwert aus dem
Boden, hielt es wie einen kostbaren Gegenstand, den er opfern wollte,
auf seinen Handinnenflächen, und sein schmales, knochiges
Gesicht nahm einen beinahe verklärten Ausdruck an.
    Joe Brownen wagte nicht sich zu bewegen.
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Snickers wußte offensichtlich etwas, worüber Brownen
keine Ahnung hatte.
    Wie war Snickers an dieses Wissen gekommen?
    Brownens Gedanken
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